Wehrhahn: V-Mann arbeitete für Düsseldorfer Attentäter

Erstveröffentlicht: 
12.02.2017

Düsseldorf - Ein Informant des nordrhein-westfälischen Verfassungsschutzes soll engen Kontakt zum mutmaßlichen Bombenleger Ralf S. gehabt haben. Fast 17 Jahre nach dem Anschlag am Düsseldorfer S-Bahnhof Wehrhahn war der rechtsradikale S. vor wenigen Tagen verhaftet worden. Ein V-Mann des Verfassungsschutzes soll im Sommer 2000 für ihn als Wachmann gearbeitet haben.

 

Informant für Geheimdienst in rechter Szene

 

Der Neonazi Andre M., der beim Geheimdienst unter dem Decknamen „Apollo“ geführt wurde, soll nach dem Attentat von der Düsseldorfer Polizei zwar vernommen worden sein. Zur Aufklärung des Anschlages habe er damals jedoch nichts beitragen können. Dass er als Informant für den Geheimdienst in der rechtsextremistischen Szene tätig gewesen war, erfuhr die Polizei aber erst 2012.


Schon im Jahr 2000 soll M., der sich sein Bekenntnis zum Neonazi-Netzwerk "Blood & Honour" auf den Kopf hatte tätowieren lassen, als Quelle wieder „abgeschaltet“ worden sei. Es gebe jedoch Hinweise, dass ein V-Mann-Führer des Verfassungsschutzes ihn exakt am Tag des Wehrhahn-Anschlags - am 27. Juli 2000 - getroffen habe, zitiert der „Spiegel“ aus einem internen Berhördenvermerk. Die NRW-Linkspartei  sprach von einem „Skandal“: Der Verdacht stehe im Raum, dass der Landesverfassungsschutz jahrelang Erkenntnisse zum Anschlag verschwiegen habe.


Zweifelhaftes Alibi


„Nachdem der Verfassungsschutz zwölf Jahre die V-Mann-Tätigkeit gegenüber der Polizei verschwiegen hatte, präsentierte der Geheimdienst dann im Jahr 2012 der Polizei ein Alibi für seinen Schützling. Dieses Alibi ist zweifelhaft: Es ist nicht nachvollziehbar, warum sich der V-Mann-Führer mit dem offiziell abgeschalteten V-Mann ausgerechnet am Tag des Bombenanschlags getroffen haben soll“, ergänzte Maria Breczinski, Sprecherin von „NSU Watch NRW“.


Die Initiative begleitet den NSU-Untersuchungsausschuss im Landtag, der sich am kommenden Freitag zum zweiten Mal mit den Wehrhahn-Ermittlungen  beschäftigen wird. Das NRW-Innenministerium wollte sich mit Blick auf das laufende Ermittlungsverfahren am Sonntag nicht äußern.