Antifaschisten aus Belarus brauchen deine Unterstützung!

Vadim Boyko

Vadim Boyko ist ein antifaschistischer Fußballfan des Vereins FC Partyzan aus Minsk. Mit anderen wurde Vadim am 22. März 2016 inhaftiert. Ihnen wird vorgeworfen, an einem bereits zwei Jahre zurückliegenden Angriff auf rechte Hooligans teilgenommen zu haben. Am 3. Februar soll nun der Prozess gegen Vadim eröffnet werden. Die Kosten der Verteidigung belaufen sich voraussichtlich auf 5000€, einen Teil davon konnten wir bereits abdecken, für den Rest benötigen wir eure Unterstützung.

 

Was ist eigentlich passiert?
Der antifaschistische Fußballverein FC Partyzan (ehemals MTZ-RIPO) existiert nicht mehr, allerdings gibt es immer noch Hooligangruppen des Vereins, die an Straßenkämpfen teilnehmen. Berichten zufolge attackierten am 29. Juny 2014 ein Gruppe Partyzan Fans einen Bus mit organisierten rechten Fußball Hooligans des Vereins FC Torpedo. Der Bus wurde gestoppt und einige Scheiben eingeschlagen.

In den folgenden Tagen wurden unter dem Vorwurf, an der Attacke beteiligt gewesen zu sein, mehrere Partyzan Fans inhaftiert. Sie alle wurde ohne Verurteilung wieder freigelassen und der Fall zu den Akten gelegt.

Am 22. März 2016 wurden mehrere Partyzan Fans von Hausdurchsuchen getroffen. Einige von ihnen wurde direkt verhaftet. Drei der in Untersuchungshaft befindlichen Fans – Ilya Volovik, Vadim Boyko and Dmitry Tsekhanovich – werden nun des schweren Hooliganismus angeklagt. Im Fall einer Verurteilung drohen ihnen 10 Jahre Haft. Dmitry wurde aus der Untersuchungshaft entlassen, doch unterliegt er starken Reisebeschränkungen. Aktuell werden sechs Personen angeklagt, unter anderem zwei ehemalige Hooligans, denen Drogenhandel vorgeworfen wird. Diese sagten bereits gegen die anderen Angeklagten aus.

In der Zwischenzeit haben die Cops einen zweiten Prozess gegen Ilya Volovik begonnen. Ihm wird die Rädelsführerschaft der Hooligangruppe vorgeworfen. Die Fallakte umfasst bereits 40 Ordner und wir gehen von einem langen Prozess aus.

Es muss daraufhingewiesen werden, das antirassistische Fusballhooligans nicht zwangsläufig den Anarchismus nahe stehen. Einige von ihnen besitzen patriotische, homophobe, sexistische Tendenzen. Diese Personen würden wir natürlich nicht unterstützen. Wir können unsere Augen jedoch nicht vor der politischen Dimension dieses Prozesses verschließen.Seit letztem Jahr verstärkt sich die Repression gegen linke und rechte Gruppen. Viele Antifaschisten und rechte erhielten Haftstrafen aufgrund von Drogenbesitz, der Verbreitung von Pornographie (posts inSozialen Netzwerken) und illegalen Geschäften. Diese Anklagen kommen zu den üblichen Anklagen aufgrund von Straßenkämpfen hinzu.

Die Möglichkeit, neuerdings für die Beteiligung an einer ungenehmigten Organisation angeklagt zu werden, verstärkt dieses Bild.
Wir bitten alle unter euch, die die Möglichkeit haben, uns finanziell zuunterstützen. In diesen Prozess unterstützen wir nur Vadim Boyko, da wir bisher keine Information erhalten haben, dass er offen patriotische, sexistische oder homophobe Ansichten teilt. Außerdem versucht er nach besten Kräften, sich unkooperativ gegenüber den Strafverfolgungsbehörden zu verhalten, anders als andere Angeklagte,die oben genannten eingeschlossen.

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ABC-Dresden

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Wenn ABC-Dresden das vorschlägt, wird das Geld wohl einem vernünftigen Zweck zukommen. Ansonsen sind linke Strukturen in Osteuropa jameistens doch sehr von dementfernt, was wir hier im Westen so als Kriterien anlegen. Ich erinnere an die Ukraine-Debatte. Aber gut, wenn ihr das sagt...

Die vor Gericht stehenden selbsternannten "Antifaschist*innen" gehören zu Nasha Sprava, einer nationalitischen Hool-Gruppe von Partizan Minsk, die mit den Ethno-Anarchist*innen von Poshug nicht nur Anti-Autoritarismus, Anti-Imperialismus, Anti-Kommunismus und Nationalismus teilen, sondern auch Xenophobie, militanten ökologischer Anarchismus und einen machistischen, sexistischen und homophoben Straight-Edge-Reinheitsfetisch. Außerdem steht diese Kampagne dafür, dass im Anarchist Black Cross Belarus der ethno-anarchistische Flügel den Machtkampf gegen den anti-nationalistischen Flügel gewonnen hat. Deshalb sollte die aktuelle internationale Kampagne, die vor allem über die Ressourcen des ABC Belarus läuft, unbedingt mit Vorsicht betrachtet werden. Von jeder voreiligen Unterstützung von militanten Nationalist*innen, die sich selbst als Anti-Faschist*innen bezeichnen, ist abzuraten.  

 

Mehr Hintergründinfos gibt es unter https://linksunten.indymedia.org/de/node/203962

Die Partizan Minsk Fanszene hat sich über die Jahre nicht nur als klar antifaschistisch bezeichnet, sondern Diskurse gesetzt, die in Osteuropa einzigartig waren. So hat sich bis zur Partizan Minsk Tour im März 2013 zusätzlich zu Anti-Rassismus und Antifaschismus ein anti-sexistischer Konsens durchgesetzt. Selbst homophobe Äußerungen wurden nicht geduldet. Diese Entwicklung war auch ein Ergebnis der guten internationalen Vernetzung, die zu einer internationalen Soli-Kampagne zur Rettung des Vereins und schließlich zur sehr erfolgreichen Partizan Minsk Tour führte. An der Soli-Kampagne beteiligten sich neben den russischen, ukrainischen und polnischen Genoss*innen, Freunde von Partizan Minsk aus Deutschland, England, Frankreich, Griechenland, Mexiko usw.

 

Trotz des Erfolgs der internationalen Rettungskampagne und der Tour, die viel Geld und Aufmerksamkeit für den selbstverwalteten Klub bedeutete, stellte im Juli 2014 Partizan Minsk den Spielbetrieb ein. Grund war das mangelnde Engagement der Klubführung, die zu diesem Zeitpunkt von den Hool-Gruppen übernommen worden war. Sie waren sichtlich überfordert mit den alltäglichen Organisationserfordernissen und kümmerten sich lieber um den eigenen Gewaltfetisch. Damit sind sie auch für das Ende eines Projektes verantwortlich, welches beweisen konnte, dass es in Osteuropa auch ohne Sexismus und Homophobie geht.

 

Nach dem Ende des Vereins machte die Fanszene zwar weiter und suchte erneut eine Soli-Kampagne zu starten. Aufgrund der zunehmenden Spannung in der Ukraine, dem eskalierenden Konflikt im Donbass und dem partriotischen Backroll in Belarus kam es aber zu immer mehr Konflikten mit ehemaligen Freund*innen. Außerdem kam es zur Spaltung in der Fanszene, die nun von patriotischen Gruppen wie Kheyra, Nasa Sprava und der jüngeren Hool-Gruppe dominiert wurde. Ihnen war der Kampf gegen Diskriminierung auch in den eigenen Reihen scheiß egal. Sie woll(t)en eine möglichst große Firm aufbauen, die sich auch mit anderen großen Vereinen messen konnte. Politik, politische Arbeit und Anti-Diskriminierung waren und sind hierbei störend und wurden über Bord geworfen. So entstand eine Grauzone, in der neben Anti-Rassismus und Anti-Sexismus nun auch fremdenfeindliche und national-chauvinistische Positionen geduldet wurden.

 

Aus diesem kruden Ideologiemix, der ethnopluralistische Ideen der neuen Rechten, anarchistischen Anti-Autoritarismus, Öko-Anarchismus, Paganismus und vermeintlich anti-imperialen Anti-Kommunismus verknüpft, gingen die Ethno-Anarchist*innen hervor. Nasa Sprava und Poshug sind hierbei die treiben und sich gegenseitig befruchtenden Partner. Sie berufen sich zunehmend fremdenfeindlich auf einen imaginierten Mythos vom freien Belarus im imperialen Großfürstentum Litauen, das von der Ostsee bis zum schwarzen Meer reichte. In diesem Zusammenhang sind nicht mehr ihre russischen Freund*innen ihr Partner, sondern die ukrainischen Genoss*innen.

 

Folgerichtig blieb von den internationalen Kontakten wenig übrig. Nasha Sprava und Co. isolierte sich selbst und brach alle Verbindungen wie zum Beispiel nach Russland und nach Deutschland ab. Einzig die Freundschaften zu den ukrainischen und polnischen Gruppen sind geblieben. Das heißt, von der nun so emsig eingeforderten internationalen Solidarität ist wenig übrig geblieben. Vielmehr führen die neuen Querfrontbestrebungen auch zu Bündnissen mit Nazi-Hool-Fanszene wie Karpaty Lviv.

 

Das heißt, Nasa Sprava und den von Ethno-Anarchist*innen übernommenen ABC Belarus zu unterstützen, bedeutet die Totengräber einer progressiven Fanszene zu helfen, die Aufweichung und schließlich das Ende eines Anti-Diskriminierungsdiskurses zu applaudieren und so anti-emanzipatorische, patriotische, national-chauvinistische und xenophobe Strukturen zu stärken.

 

Selbst wenn nur Vadim Boyko unterstützt wird, der vielleicht nicht „offen patriotische, sexistische oder homophobe Ansichten“ vertreten soll, was nicht gesichert ist und lediglich einer Aussage der Organisator*innen ist, bleibt, dass eben jene Gruppen, welche die Spendenkampagne organisieren, sehr wohl offen patriotisch auftreten und für die Sexismus und Homophobie Teil ihres politischen Diskurses ist. Boyko ist Teil der prominenteste Protagonist der Spendenkampagne der anti-emanzipatorischen, patriotischen, national-chauvinistischen und xenophoben Gruppe Nasa Sprava. Er gehört zur Gruppe. Er trägt somit ihren ethno-anarchistischen Konsens. Wie also kann er von den anderen, die durch die Kampagne ja ebenso unterstützt werden, isoliert betrachtet werden. Und wie soll sichergestellt werden, dass die Spenden, die durch die Kampagne gesammelt werden, auch nur Boyko zu Gute kommen, der ja wie beschrieben Teil einer größeren Kampagne ist. Kurz und schmerzlos: Dies ist nicht möglich. Und aus diesem Grund sollte jede Unterstützung der Kampagne des ABC Belarus und jede (auch mittelbare) Zusammenarbeit mit Nasa Sprava eingestellt werden. Sofort!

Thank you a lot for your comments and concerns expressed in the text. It's a pitty that the text was not translated into english - only some of us have some basic knowdledge of german language. We will write more detailed comment next days. For now this post is to assure that ABC-Belarus does not support nationalists, xenophobes or ethno anarchists. Somehow our position was mentioned in the original post, but was completely ignored. It is still valid. Please read it if you have some questions about that: https://abc-belarus.org/?p=4901&lang=en (only english, no german, sorry) On top of that statement on debunking ethnic anarchist that was published on 325 was signed by Anarchist Black Cross Belarus as well. https://325.nostate.net/2016/06/23/ethnic-anarchists-in-belarus-debunkin... Don't forget that if you have any questions towards activity of ABC-Belarus you can write us email. So far no person have asked us about the situation around campaign to support Boiko and we got directed to this page by comrades from Germany to clarify the situation. So next time before making some conclusions about ABC becoming proponent of right wing ideas you might be interested to write to the group and receive a comment to your research. As for connecting two campaign from Nasha Sprava and ABC - those are two different activities. ABC Belarus doesn't work with Nasha Sprava nor anyhow we promote their campaigns.

Belarus is a totalitarian state. People get jailed for nothing. Especially political activist or people who are stigmatised as oppositional. Also football fans became an aim for state repression – not only antifacists like Partizan Minsk fans but also fascist groups. So, its not right that only belarussian patriotic fanscenes were crashed by the police. Its also not right that russian patriotic fans are under a safety carpet of the police, like Nasa Sprava claimed in a statement on January 20th, 2017.

 

In Belarus Lukashenka is following two ways – on the one hand he‘s close to the Kreml administration and on the other hand since around 2014 / 2015 he tolerates the patriotic roleback. You can see this everywhere. To speak belarussian, long time prohibited, is mainstream and very popular. Also patriotic fashion with patriotic slogans and icons became popular especially for young belarussians. That’s why it’s not surprising that bands like the anti-communist and ethno-anarchist folkpunks from Dzieciuki and the patriotic agit-rock-band Brutto can play in big arenas. For example Brutto, by the way also close to the Partizan Minsk and the Arsenal Kyiv fanscene and their hooligans, finally will play 8 gigs in the biggest locations in belarus. And both bands are close to Nasa Sprava.


So, antifascists, nazis, nationalists and patriots under repression. In the „case of antifascists from minsk“ the authorities found a new way to crash structures and of course they will use it. And of course its important to documentate the way they do this. But it doesn‘t mean to support all the people who are suffering from that new repression wave. There's no rule to support also nazis, nationalists and patriots if they suffer by the same law. In the russian version of your statement about supporting the accused in the „case of antifascist from minsk“ you wrote:


Once again, we want to note that we will not support those who discloses information about other people. If a person admits guilt than it's his private matter. But if he starts to give evidence against the other, the APC-Belarus will not assist him.

 

So, the ABC declared strictly not to support people who are colaborating with the organs of repression. But all the defendants did it. All made a statement in court and talked about the fanstructure, told names of others not involved, gave informations about the structures. Also Boyko on the 4th day of the trial made a detailed statement how he became a partizan fan, how was the structure of the fanscene, that he was active in the hooligan firm New School Band, what he and others did. You documented his statement in an article in russian here. To summarize, he disclosed information about other people, about the structure and the activities of groups but you still continue to support him.


You declared August 2014 „that [the] Anarchist Black Cross Belarus will not provide financial and any further support for activists from organizations that promote nationalism in one form or another.“ That was a very important statement which made clear that you are still want to be part of a international and not a national-chauvinist movement. If this is still right you have to stop any financial or political support in the „case of antifascists from minsk“. Because the accused are ethno-anarchists, nationalists or just simple patriots. Especially Il‘ya Volovik and Vadim Boyko as members of New School Band are part in a ethno-anarchist, patriotic network of Partizan Minsk fans. At least since the statements of the defendants you know that but you still support them.


And of course you are a part of the big campaign „freedom for belarussian antifascists“ started by Nasa Sprava in spring 2016. on your russian site you are using their banner with three of the defendants. In your english statement for supporting the accused antifascists you have picked one of the defendants, the guy who‘s not so popular and not so obviously connected to Nasa Sprava.


So please follow your own statements. Do not support ethno-anarchist hooligans or campaigns which are connected to them because they areactivists from organizations that promote nationalism in one form or another“. And do not support people who in public „discloses information about other people”.