Kommentar zu AfD in Dresden: Björn Höcke gibt den Nazi

Erstveröffentlicht: 
18.01.2017

Die Junge Alternative lädt AfD-Rechtsaußen Björn Höcke nach Dresden. Der zeigt allen, was die Wähler bekommen, wenn sie sich für die AfD entscheiden. Ein Kommentar.

 

Von Katja Thorwarth

 

Björn Höcke reist auf Einladung der Jungen Alternativen nach Dresden und "Compact"-TV ist live dabei. Als "Dresdener Gespräche" ist die Veranstaltung gelabelt, mit heimatlichen Volksmusikklängen wird vorab die völkische Stimmung angeheizt, bevor der Hauptagitator die Bühne betritt. Nach einer Stunde und 40 Minuten ist es soweit. Tosender Applaus, viele hält es nicht mehr auf den Sitzen, als die rechtsextreme Lichtgestalt der AfD vor das Mikrofon tritt. Zum Thema der "sozialen Frage", leitet er ein, wolle er nichts sagen, vielmehr mahnen und "vor allen Dingen appellieren".

 

"Euch Dresdnern gebührt der historische Verdienst, den ersten Schritt getan zu haben", schmeichelt Höcke seinen gebannten Zuhörern, um dann "Ja" zu sagen zu einer "inhaltlichen Fundamentalopposition, um diesen Staat vor den politischen Alteliten zu schützen, die ihn nur missbrauchen". Schnell tobt der Saal, die Stimmung ist prächtig. "Dresden ist die Hauptstadt der Mutbürger", setzt er noch eins drauf, denn: "Eigentlich müsste Dresden die deutsche Hauptstadt sein." Langsam wird Höcke warm, wenn er von Angela Merkel spricht, die sich "weder durch ihren erstarrten Habitus noch ihre floskelhafte Phraseologie von Erich Honecker" unterscheide. "Bravo", ruft es aus den begeisterten Kehlen, "Merkel muss weg".

 

"51 Prozent in diesem Land"

 

"Unsere einst geachtete Armee ist zu einer ... durchgegenderten multikulturalisierten Eingreiftruppe im Dienste der USA verkommen", auch Björn schafft keine Rede ohne "Gendermainstream", "unser liebes (sic) Volk ist im Inneren tief gespalten und durch den Geburtenrückgang und die Masseneinwanderung erstmals in seiner Existenz bedroht", fabuliert er mit belegter Stimme, während die alten Kräfte "unser deutsches Vaterland (auflösten), wie ein Stück Seife unter einem Wasserstrahl,..., aber wir Patrioten, wir werden diesen Wasserstrahl jetzt zudrehen" - Standing Ovations, Höcke macht hier alles richtig.

 

Sein Ziel sind die "51 Prozent in diesem Land" oder eine Seniorpartnerschaft mit "einer der Altparteien, die durch ein kathartisches Fegefeuer gegangen ist", doch auch "die AfD (werde) irgendwann einmal erstarren", orakelt es weiter aus ihm heraus. By the way watscht er noch eigene Parteikameraden ab, die einmal gewählt "vom Glanz der Hauptstadt fasziniert werden", und die ist nun mal nicht Dresden: "Sie werden sich ganz schnell sehr wohl fühlen bei den Freisaufen-Veranstaltungen", weiß Höcke, der seine Pappenheimer ja recht gut kennt.

 

"Denkmal der Schande"

 

Soweit ist alles noch im Rahmen des üblichen Höcke-Phrasenkatalogs, doch der Thüringer kann mehr, wie er eindrücklich unter Beweis stellt. Er wendet sich direkt an die "Jungen Alternativen": "Ich möchte, dass ihr euch im Dienst verzehrt, ich möchte euch als neue Preußen, ich weise euch einen langen und entbehrungsreichen Weg, aber es ist der einzige Weg, der zu einem Sieg führt, und dieses Land braucht einen vollständigen Sieg der AfD" galoppiert Höcke tonal in sein Publikum.

 

Der "gelernte Wessi", Kind von Vertriebenen ("geschichtsbewusstes Elternhaus"), kommt zur Bombardierung Dresdens, die nur dem Zweck gedient habe, die deutsche Identität zu rauben: "Man wollte unsere Wurzeln roden, und mit der 1945 begonnenen Umerziehung hat man das auch fast geschafft, ..., . Bis jetzt ist unsere Geistesverfassung immer noch die eines total besiegten Volkes. Wir Deutschen sind das einzige Volk der Welt, das sich ein Denkmal der Schande in das Herz seiner Hauptstadt gepflanzt hat" - oha, Herr Höcke, da sind ja selbst die patriotischen Dresdner mit Applaus etwas zurückhaltend. Geht es jedoch um deutsche Schüler, die weniger Geschichte, als vielmehr die Dichter und Denker aus deutschen Landen studieren mögen, ist die Irritation schnell wieder verflogen. "Bravo", schallt es durch den schummrigen Saal, der aufrechte Deutsche steht stramm und Höcke gemahnt an einen berühmten Agitator aus dem letzten Jahrhundert, "wir sind das Volk" rufen die Dresdner.

 

"Wir brauchen nichts anderes als eine erinnerungspolitische Wende um 180 Grad", will Höcke den lästigen Massenmord an den Juden endlich hinter sich lassen, und "nichts weniger als Geschichte schreiben", er meint wohl, Geschichte umschreiben. Ein Volk, ein Reich, ein Höcke, scheint es durch die Köpfe der Anwesenden zu spuken, da steht er, ihr Führer, der endlich mal Klartext redet und dem Wähler zeigt, was die AfD so alles drauf hat.

 

Das Video auf Youtube demonstriert anschaulich, dass der AfD-Politiker mitnichten vor hat, sich aus der rechtsextremen Ecke zu bewegen. Björn Höcke steht für einen rechtsextremen Flügel, der die existenten rassistisch-völkischen Ressentiments des Wutvolkes bedient. Ihn wählen sie nicht, weil sie ängstlich und besorgt, sondern, weil sie ihm in seinem autoritären Nationalismus zu folgen gewillt sind. Es ist fahrlässig, das zu unterschätzen.