Sprengstoffsammler aus Lauterecken. Verbindungen zu rechter Terrorgruppe?

Erstveröffentlicht: 
14.01.2017

Der 18-Jährige, der in Lauterecken Sprengstoff gehortet hat, pflegte offenbar Kontakte in die rechte Szene: Die Staatsanwaltschaft prüft einem Bericht zufolge eine mögliche Verbindung des Mannes zur Terrorgruppe Oldschool Society.

 

 Bei der Vernehmung der zwei wegen des Besitzes von 155 Kilogramm Sprengstoff verhafteten Männer habe der 18-Jährige von einem Treffen der Oldschool Society (OSS) gesprochen, berichtet das Nachrichtenmagazin "Spiegel" am Samstag unter Berufung auf Ermittlerkreise. Das Treffen habe demzufolge im Sommer in einer Hütte in Rheinland-Pfalz stattgefunden.

 

"In Deutschland etwas machen"


Wie es in dem Bericht weiter heißt, soll nach Angaben der Beschuldigten ein Teilnehmer des Treffens davon gesprochen haben, dass "man in Deutschland was machen müsse" und gefragt haben, ob man 250 Kilogramm Sprengstoff für ihn herstellen könne.

 

Der Mann aus Lauterecken und sein 24-jähriger, aus Nordrhein-Westfalen stammender Komplize hätten in den Verhören aber bestritten, einen Anschlag geplant zu haben. Das sichergestellte Material sei nur für den privaten Gebrauch bestimmt gewesen. Den Angaben des "Spiegels" zufolge soll jedoch bei der Durchsuchung des Elternhauses des 18-Jährigen Anfang Januar auch ein selbst gebauter Sprengsatz mit einem Hakenkreuz und SS-Runen gefunden worden sein.

 

Staatsanwaltschaft äußert sich nicht
 

Die zuständige Staatsanwaltschaft in Zweibrücken wollte sich auf SWR-Anfrage nicht zu dem "Spiegel"-Bericht äußern. "Die andauernden Ermittlungen werden in alle Richtungen und mit Hochdruck geführt. Ich bitte um Verständnis, dass derzeit keine Mitteilungen zu dem Verfahren durch die Ermittlungsbehörden möglich sind", teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Martin Graßhoff mit. Sobald man dazu in der Lage sei, weitere Informationen mitteilen zu können, werde man das tun.

 

Dass der 18-jährige Pfälzer der rechten Szene nahe steht, hatte zuvor bereits der SWR berichtet. Recherchen hatten ergeben, dass sich der Verdächtige beispielsweise im Internet offen zur rechtsextremen NPD bekennt und sich über Facebook mit einem führenden NPD-Mitglied aus Rheinland-Pfalz austauschte.

 

Der 24-jährige mutmaßliche Komplize aus Nordrhein-Westfalen war der Polizei laut "Spiegel" schon vor Jahren wegen Verstößen gegen das Sprengstoffgesetz aufgefallen. 2012 fanden Ermittler zudem rechtsextreme Literatur bei ihm. Im aktuellen Verfahren hätten jedoch keine Hinweise auf eine rechte Gesinnung festgestellt werden können, so die Zeitung unter Berufung auf Ermittlerkreise.

 

Mehr als 150 Kilo Sprengstoff

Vor knapp zwei Wochen waren bei dem 18-Jährigen mehr als 150 Kilo illegale Feuerwerkskörper und Sprengstoffe gefunden worden. Die Behörden untersuchen weiterhin, ob er und der 24-Jährige einen Anschlag in Kaiserslautern geplant hatten. Beide bestreiten das und bezeichnen sich als Freizeit-Pyrotechniker.

 

Gegen die Männer wird wegen des Verdachts auf einen Verstoß gegen das Sprengstoffgesetz und der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt. Sie sitzen in Untersuchungshaft.

 

Die als rechtsterroristisch eingestufte OSS galt eigentlich als zerschlagen, nachdem im Mai 2015 mehrere Mitglieder in Bayern sowie in Bochum und Leipzig festgenommen worden waren. An der Zerschlagung sei auch der rheinland-pfälzische Verfassungsschutz beteiligt gewesen, heißt es im jüngsten Verfassungsschutzbericht des Bundeslandes. Anführer der Gruppe ist der 57-jährige Andreas H., der seit vergangenem Jahr vor Gericht steht. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm und drei Mitangeklagten die Bildung einer terroristischen Vereinigung vor. Außerdem müssen sie sich vor dem Münchner Oberlandesgericht verantworten, weil sie mit Nagel- und Brandbomben einen Anschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft geplant haben sollen.