Legida setzt auf Kabarett statt Straßenprotest

Erstveröffentlicht: 
10.01.2017

Der Leipziger Pegida-Ableger feilt an einer neuen Strategie. Demonstrationen sollen der Vergangenheit angehören. Unter anderem, weil man aktuell angeblich die Polizei nicht strapazieren möchte.

 

 as Legida-Organisationsteam hat den Rückzug des fremdenfeindlichen Bündnisses von der Straße angekündigt. „Wir werden uns hier auf der Straße zukünftig zurücknehmen“, sagte Mitorganisator Arndt Hohnstädter in Leipzig, wie ein im Internet veröffentlichtes Video zeigt. Er begründete dies unter anderem damit, dass das Bündnis bei der derzeitigen Sicherheitslage nicht wöchentlich oder monatlich die Polizei in Anspruch nehmen könne, um seine Aufmärsche abzusichern.

 

Der „Leipziger Volkszeitung“ erklärte das Netzwerk, dass künftig stattdessen kleinere Veranstaltungen denkbar seien, etwa Kabarettabende. Politisch wolle Legida künftig an einem sachsenweiten Bürgerforum arbeiten, in dem sich auch andere Initiativen organisieren können, hieß es.

 

Zur vorerst letzten Demonstration des Bündnisses waren nach Angaben der Gruppe „Durchgezählt“ zwischen 350 und 400 Teilnehmer gekommen. Auf der Seite der Gegendemonstranten seien es bis zu 2000 gewesen.

Ein Bündnis aus Initiativen, Gewerkschaften, Parteien, Kirchen und Privatpersonen hatte zu mehreren Protestveranstaltungen aufgerufen. In der Nikolaikirche fand zudem ein Friedensgebet statt, mit dem ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit und für eine offene, vielfältige und tolerante Gesellschaft gesetzt werden sollte. 

 

„Nicht viel mehr als ein Häufchen Elend“


„Nach knapp zwei Jahren ist von Legida nicht viel mehr als ein Häufchen Elend übrig, auch weil es in Leipzig zivilgesellschaftlichen Widerstand gegen rassistische Umtriebe gibt“, sagte Landtagsabgeordnete Juliane Nagel (Linke) auf der Kundgebung des Bündnisses „Leipzig nimmt Platz“. Ein Grund zum Feiern sei dies aber nicht. Auch in Leipzig habe sich einiges verändert in den letzten zwei Jahren. „Die Leipziger Neonaziszene ist inzwischen gut vernetzt in die rassistischen Bewegungen hinein“, sagte Nagel.

 

Von der Zahl der Gegendemonstranten zeigten sich Polizei und Ordnungsamt unterdessen überrascht. „Wegen wesentlich höherer Teilnehmerzahl“ mussten Protestteilnehmer kurzfristig eine andere Route nehmen, twitterte die Polizei. Gleich mehrere Gegendemonstrationen führten zum Waldplatz unweit der Leipziger Innenstadt.

 

Erstmals war Legida am 12. Januar 2015 in Leipzig aufmarschiert. Damals hatte das Bündnis etwa 3000 Anhänger mobilisieren können. An sieben Gegendemonstrationen hatten sich rund 30.000 Menschen beteiligt.