Eutin: Proteste und Polizei bei Dreikönigstreffen der AfD

Eutin: Proteste und Polizei bei Dreikönigstreffen der AfD
Erstveröffentlicht: 
08.01.2017

Der Kreisverband Ostholstein der AfD hat am Sonntagnachmittag zum zweiten Mal ein Dreikönigstreffen in Eutin abgehalten. Die gut 60 Teilnehmer wurden von ebenso vielen Demonstranten empfangen - die Polizei zeigte Präsenz.

 

Kamen nach den Worten des Kreisvorsitzenden Frank Brodehl zum ersten Treffen vor einem Jahr 15 Mitglieder und Anhänger, waren es dieses Mal etwa 60 bis 65. Das Interesse sei noch größer gewesen, aus Platzgründen habe man nicht alle Interessierten dazu bitten können, berichtete Brodehl. Etwa genauso viele Demonstranten versammelten sich schon etwa eine Stunde vor Beginn des Parteitreffens vor dem Lokal, um gegen die AfD zu protestieren. „Aufstehen gegen Rassismus!“ hieß es in einem Flugblatt. Die AfD habe wesentlichen Anteil daran, dass islamfeindliche Übergriffe und rechte Parolen in Deutschland zunähmen.

 

Etwa ein Dutzend Mitglieder aus der rechten Szene rückten ebenfalls mit Fahnen und einem Transparent an, angeblich um sich für das AfD-Treffen stark zu machen. Die Polizei war mit zahlreichen Beamten vor Ort. Der Eutiner Revierleiter Dirk Seeger sprach von zwei Spontan-Demonstrationen, die räumlich getrennt wurden. Einen Megafon-Einsatz der Rechtsaußen-Szene untersagte die Polizei. Außer einigen Beleidigungen aus der Menge, so die Polizei, sei es zu keinen besonderen Vorkommnisse gekommen. Die Besucher der AfD-Veranstaltung im „Brauhaus“ wurden mit Pfiffen, Buh- und „Nazis raus“-Rufen empfangen. Tim Rießen, Direktkandidat zur Landtagswahl im Wahlkreis 18 (OH-Süd), zeigte sich überrascht von dem Protest. Bislang habe es das in Ostholstein noch nicht gegeben. Jeder könne seine Meinung äußern - aber für Beleidigungen habe er kein Verständnis.

 

Der Kreisverband hatte zu dem Dreikönigstreffen schon vor Wochen auf seiner Internet-Seite eingeladen. Der Veranstaltungsort wurde nicht genannt, nur eine Telefonnummer für weitere Informationen. Anrufer wurden um ihren Namen gebeten und nach ihrem Interesse an der AfD gefragt - erst dann wurde der Veranstaltungslokal bekanntgegeben. Rießen sprach von einer Vorsichtmaßnahme. „Viele aus unseren Reihen sind schon angegriffen worden.“ Trotzdem kursierte das Treffen im Netz, dort wurde zum Protest aufgerufen. Auch gab es Appelle an die Gastronomie, der AfD keine Räumlichkeiten zu vermieten. Marcus Gutzeit, Betreiber des „Brauhauses“ sagte dazu, sein Haus stehe offen für alle demokratischen Parteien. CDU, SPD, Grüne, Linke, FDP – sie alle seien schon da gewesen. Mit Blick auf die Kritik, die ihm nun wegen der Bewirtung der AfD entgegenschlägt, meinte Gutzeit: „Ich denke, ich bleibe dabei, werde es mir aber noch einmal durch den Kopf gehen lassen."

 

Als Gastredner hatte Brodehl den Hamburger AfD-Vorsitzenden Bernd Baumann nach Eutin eingeladen. Baumann attackierte die „Altparteien“, wie er die politische Konkurrenz durchweg bezeichnete, scharf. „Abertausende Polizisten müssen uns mit Maschinenpistolen beschützen, damit wir auf Weihnachtsmärkte gehen können“, so weit sei es in Deutschland gekommen. Auch das „Silvestergrabschen und Ausrauben“ in Köln durch junge Männer aus Nordafrika lastete er der „unseligen links-grünen Szene bis in die Merkel-CDU hinein“ an. Nur die AfD stelle sich glaubhaft gegen die „Massenmigration und den Einwanderungsfanatismus“. Der einmalige Wahlerfolg mit Präsenz in inzwischen zehn Landtagen sei die „faire Konsequenz“ für den Mut und die Einsatzbereitschaft der Partei. „Holen wir uns endlich unser Land zurück“, schloss Baumann unter Beifall seine Rede.

 

Zu Wort kamen ebenfalls Doris von Sayn-Wittgenstein, Besitzerin im Landesvorstand und Nummer drei auf der Landesliste, sowie Andrea Gaidetzka, Direktkandidatin für den Wahlkreis 33 (HL-Süd). Wittgenstein empörte sich darüber, dass Begriffe wie Volk, Volkstanz oder Volkskunst nicht mehr benutzt und Christbäume nicht aufgestellt werden dürften, um keine Gefühle zu verletzten. Andrea Gaidetzka machte sich dafür stark, dass in Deutschland wieder mehr Kinder geboren werden. Der AfD bescheinigte sie: „Wenn irgendwo Gleichberechtigung gelebt wird, dann hier.“