Festnahmen nach Razzia in Dresdner Kameradschaftsszene

Kameradschaft Dresden

Mit Durchsuchungen ist die Sächsische Polizei am Mittwochmorgen nach monatelangen Ermittlungen gegen die rechte Kameradschaftsszene in der Landeshauptstadt vorgegangen. Bei den 18 Durchsuchungen in Dresden, Freital und Heidenau wurde neben Smartphones auch jede Menge Pyrotechnik gefunden und beschlagnahmt. In den nächsten Wochen soll der Inhalt der Handys ausgewertet werden.

 

An der Aktion in den frühen Morgenstunden beteiligten sich rund 190 Beamtinnen und Beamte. Gegen insgesamt 17 Beschuldigte im Alter zwischen 16 und 30 Jahren wird wegen des Verdachts auf „Bildung einer kriminellen Vereinigung“ ermittelt, unter den Tatverdächtigen sind auch zwei Frauen. Sechs der Beschuldigten sitzen seit Mittwoch in Untersuchungshaft.

 

Bei den Festgenommenen handelt es sich um etliche bekannte Gesichter aus der hiesigen „Freien Kameradschaftsszene“. Auf das Konto der bereits im Mai durch Antifa-Recherchen aufgedeckten Verbindung gehen nach Aussage der Dresdner Generalstaatsanwaltschaft sowohl Anschläge, als auch mehrere Übergriffe auf Geflüchtete und politisch links orientierte Menschen.

 

Mit Robert Stanelle sitzt inzwischen auch einer der Täter in U-Haft, welche erst im Juni für einen Angriff auf alternative Jugendliche und eine Asylunterkunft in Stetzsch zu Bewährungsstrafen verurteilt worden waren. Zwei der Männer waren zuvor schon wegen des Überfalls auf den Leipziger Stadtteil Connewitz von der Polizei kurzzeitig festgenommen worden.

 

Neben dem Angriff auf eine Asylunterkunft in Stetzsch und der Beteiligung an den rechten Ausschreitungen auf der Bremer Straße im Juli 2015 werden der Gruppe auch die Übergriffe während des diesjährigen Dresdner Stadtfestes vorgeworfen. Bei den von der hiesigen Polizei zunächst verschwiegenen rassistischen Übergriffen waren vier Männer teilweise schwer verletzt worden.

 

Darüber hinaus sollen sich einige Personen aus der Gruppe gemeinsam mit Mitgliedern der Freitaler Terrorgruppe auch am Überfall auf die Mangelwirtschaft und einem Brandanschlag auf einen als Asylunterkunft diskutierten leerstehenden Markt in Freital beteiligt haben.

 

Während Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) das „konsequente“ Vorgehen gegen rechte Strukturen begrüßte, kritisierte die Landtagsabgeordnete Kerstin Köditz (Die Linke) das „lange Zögern“ welches „womöglich auch behördlichen Fehleinschätzungen zu verdanken“ sei.

 

So hatte das Sächsische Landesamt für Verfassungsschutz in seinem jüngsten Jahresbericht die Gruppe trotz zahlreicher Gewalttaten lediglich als „subkulturell“ dargestellt. Unbeantwortet bleibt die Frage, wieso die Polizei trotz der schon im Juni 2015 begonnenen Ermittlungen erst 17 Monate später zuschlug und die Gruppe bis dahin gewähren ließ.