Unfälle und Anschläge - Neue Task Force startet in Leipzig in den Probebetrieb

Erstveröffentlicht: 
28.11.2016

Sie kommt bei schweren Unfällen oder Anschlägen mit atomaren, biologischen und chemischen Stoffen zum Einsatz: Mittwoch startet die sogenannte Analytische Task Force (ATF) in Leipzig in den Probebetrieb.

 

Sie kommt bei schweren Unfällen oder auch Anschlägen mit atomaren, biologischen und chemischen Stoffen zum Einsatz: An diesem Mittwoch startet die sogenannte Analytische Task Force (ATF) in Leipzig in den Probebetrieb. Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Linke) und Branddirektor Peter Heitmann geben gemeinsam mit dem sächsischen Landesbranddirektor René Kraus und Karsten Michael vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) an der Feuerwache Südwest in der Gerhardt-Ellrodt-Straße den Startschuss.

 

Geplant ist, dass die neue Spezialeinheit in Notsituationen für die erforderlichen Messungen und Analysen sorgt. Und das in einem Umkreis von immerhin 200 Kilometern. In diesem Einsatzradius soll die ATF innerhalb von etwa zwei bis drei Stunden nach Alarmierung fachgerecht Hilfe leisten können. Das gilt, verglichen mit ähnlichen Spezialkräften, als eine verhältnismäßig kurze Reaktionszeit.

 

Grundsätzlich sind bei Unfällen oder Straftaten, bei denen gefährliche Substanzen freigesetzt werden, zunächst die Gefahrgutzüge der Feuerwehren zuständig. Laut BBK wurde die ATF ins Leben gerufen, um die Einsatzleiter der Feuerwehren bei größeren Gefährdungssituationen mit genauen Informationen über die Art der gefährlichen Substanzen zu unterstützen. Dabei ist die Arbeit für die besonders ausgebildeten Experten mit der Identifikation gefährlicher Substanzen längst nicht getan. Sie sollen auch größere Areale mit Fernerkundung überwachen und Vorschläge für darauf abgestimmte Einsatzmaßnahmen erarbeiten, etwa Evakuierungen oder Dekontaminationen.

 

Die ATF ergänzen reguläre Einheiten und auch spezielle ABC-Dienste. Sie bilden somit die vierte und damit höchste Versorgungsstufe im Bevölkerungsschutz Deutschlands. Heißt: Wenn diese Task Force anrollt, ist die Lage wirklich ziemlich ernst.

 

Bisher ist die ATF bei den Berufsfeuerwehren Hamburg, Mannheim, Dortmund, Köln und München, sowie beim Landeskriminalamt Berlin stationiert. Nachdem das Institut der Feuerwehr Sachsen-Anhalt den Betrieb als ATF-Standort eingestellt hatte, konnte sich die Leipziger Berufsfeuerwehr erfolgreich als Nachfolger bewerben. Das Bundesamt für Katastrophenhilfe stattet die einzelnen Standorte mit hochmoderner Messtechnik sowie Einsatzfahrzeugen aus. Zudem kümmert sich die Behörde um die Spezialausbildung und steuert etwas zu den Unterhaltskosten bei.

 

Nach Angaben des BBK werden die Experten für heikle Substanzen jährlich 160 bis 180 Mal zu Einsätzen hinzugerufen. In der Vergangenheit waren die Einheiten bereits bei Großereignissen wie der Fußball-WM 2006, dem G8-Gipfel in Heiligendamm 2007, der Fußball-Europameisterschaft 2008 und dem Papstbesuch in Deutschland 2011 im Einsatz.

 

 In Leipzig sollen, wie bereits berichtet, 24 Brandschützer der neuen Gruppe angehören. Zusätzliches Personal wird dafür aber nach Angaben der Branddirektion nicht eingestellt. Mit 1,2 Millionen Euro unterstützt der Bund den Aufbau der Leipziger ATF. Hinzu kommen jährliche Zahlungen als Ausgleich für den personellen Einsatz. Auch technisch werden die Chemie-Fachleute für ihre Arbeit besonders ausgestattet. Leipzig bekommt im Zuge der Inbetriebnahme als ATF-Standort einen Einsatzleitwagen, zwei Erkundungskraftwagen und einen Gerätewagen für die gesamte Ausrüstung der Spezialisten.