Überraschung im Kreistag: Asylheime in Roßwein und Döbeln machen zu

Erstveröffentlicht: 
19.10.2016

Die Roßweiner Asylunterkunft sorgte in der jüngsten Vergangenheit für Aufsehen. Zum einen arbeiteten sich zwei asylfeindliche sogenannte Bürgerinitiativen an der Einrichtung ab, zum anderen kam es hier im Sommer zu einer Massenschlägerei unter Flüchtlingen. Jetzt macht der Kreis das Heim dicht, weil er es nicht mehr benötigt. Auch in Döbeln schließt ein Heim.

 

Roßwein/Freiberg. In der Region Döbeln schließen demnächst zwei Asylheime. So macht die Unterkunft an der Döbelner Straße in Roßwein zum 30. November dicht, das Heim an der Mastener Straße in Döbeln schließt zum Jahresende. Die Roßweiner Einrichtung hat 275 Plätze, die an der Mastener Straße 200. Diese Entwicklung ist nicht das Werk der asylfeindlichen Gruppen, die in Roßwein und Döbeln im Internet und auch auf der Straße gegen die Heime polemisieren. Es kommen einfach viel weniger Flüchtlinge in den Landkreis. Der braucht somit weniger Platz, um die Menschen unterzubringen.

 

Roßweins Bürgermeister Veit Lindner (parteilos) war recht überrascht, als Dieter Steinert, Leiter der Stabsstelle Asyl im Landratsamt, zur gestrigen Kreistagssitzung die Schließungspläne verkündete. „Aufgrund der Kosten ist das eine nachvollziehbare Entscheidung, gleichwohl sie sehr überraschend für das Bündnis kommt“, sagte Veit Linder gegenüber der DAZ. Nach seinen Worten bezahlt der Landkreis pro Monat 7500 Euro Miete für die Unterkunft in den Gebäuden der ehemaligen Hochschule für soziale Arbeit. Dieses Geld wiederum bekommt der Kreis vom Bund wieder zurück, muss es aber abrechnen, Anträge einreichen – kurz: hat eine Menge Verwaltungsaufwand. 

 

Weitere Standorte werden folgen


„Die große Integrationsarbeit des Willkommensbündnisses hat uns vor größeren Problemen bewahrt“, sagt Bürgermeister Lindner. Er ist den Menschen sehr dankbar, sich um die Flüchtlinge gekümmert zu haben, zum Beispiel mit Deutschunterricht. „Wir Roßweiner können froh sein, dass wir das Bündnis haben.“ Für Veit Lindner gilt es jetzt, sich Gedanken um die Zukunft des Helferkreises zu machen. „Wir müssen uns jetzt um die Asylbewerber kümmern, die ein Bleiberecht haben. Ziel muss sein, sie im 1. Wohnungsmarkt in Roßwein unterzubringen, so sie denn hier bleiben wollen.“ 40 Flüchtlinge haben ein Bleiberecht. Für die Asylgegner in seiner Stadt hat Veit Lindner klare Worte: „Die sollten sich was schämen!“

 

Der Landkreis arbeitet derzeit an einem Stilllegungsmanagement für nicht benötigte Asylplätze. Von insgesamt 3 900 Plätzen sind in den Gemeinschaftsunterkünften, Wohnprojekten und angemieteten Wohnungen 1300 frei. Im Oktober kamen 49 Flüchtlinge in den Landkreis. Das ist kein Vergleich zu den Zeiten, in denen 240 Menschen pro Woche nach Mittelsachsen strömten und die der Landkreis unterbringen musste. „Die Zuweisungszahlen sinken kontinuierlich, so dass weitere Standorte folgen werden“, kündigt Landrat Matthias Damm (CDU) den Abschied von weiteren Asylheimen an. 

 

Förderprogramme ausnutzen


Gleichwohl sich der Kreis um weniger Flüchtlinge kümmern muss, bemüht sich die Verwaltung um Fördergeld für die Integration. So will Mittelsachsen die Förderung für acht Integrationskoordinatoren. Außerdem hat der Landkreis Fördergeld für sogenannte Bildungskoordinatoren beantragt. Diese Mitarbeiter sollen zwischen Arbeitgebern und anerkannten Flüchtlingen vermitteln, diese auf den 1. Arbeitsmarkt unterbringen. „Wir nutzen alle uns zur Verfügung stehenden Förderprogramme“, sagt Dieter Steinert, Leiter der Stabsstelle Asyl des Landkreises.

 

Aktuell leben im Landkreis 2 677 Flüchtlinge. Von diesen haben 359 einen Aufenthaltsstatus. „Diese Menschen verlassen die Unterkünfte in der Regel, wenn sie eine Wohnung gefunden haben“, sagt Dieter Steinert.

Von Dirk Wurzel