[Berlin-Prenzlauer Berg] Erfolgreiche Kundgebung nach Naziangriff im Mauerpark

[Berlin-Prenzlauer Berg] Erfolgreiche Kundgebung nach Naziangriff im Mauerpark 1

Am 24.9.2016 versammelten sich vor dem Mauerpark Eingang an der Eberswalder Straße rund 150 Menschen um gegen den rassistischen Übergriff von ca. 200 BFC- Dynamo Fans auf eine Gruppe von Menschen aus Kamerun zu protestieren. Die Polizei konnte die Menschen in dieser Situation nicht ausreichend schützen und hielt es weder für nötig den Angegriffenen medizinische Hilfe zur Verfügung zu stellen und Personalien von Nazis auf- oder selbige gar in Gewahrsam zu nehmen. Als Krönung dieses kollektiven Wegschauens dementierten die Cops dann sogar am 5.9.2016 im Tagesspiegel, dass es zu Übergriffen und Verletzungen kam.

Erst im Nachhinein und durch Druck der antirassistischen Beratungsstelle Reachout leitete dann auch der polizeiliche Staatsschutz Ermittlungen ein. Da in der Situation keine Ingewahrsam- oder Festnahmen gemacht wurden und die Berliner Polizei sich in der Vergangenheit nicht gerade durch einen sensiblen Umgang mit rassistischen Übergriffen hervorgetan hat, ist nicht davon auszugehen, dass die Ermittlungen dazu führen werden, dass die aggressiven und militanten Nazis wenigstens zur juristischen Rechenschaft gezogen werden. Obwohl der Übergriff laut Zeugenaussagen von vielen Personen gefilmt wurde, hielt es die Polizei wohl auch nicht nötig, dazu aufzurufen, ihnen aufgenommenes Videomaterial zur Verfügung zu stellen. Auch in diesem Zusammenhang sei kurz darauf verwiesen, dass die Polizei von diesem Mittel sonst nahezu inflationär Gebrauch macht. Insgesamt verlief die Kundgebung bei bestem Wetter ohne besondere Zwischenfälle. Es gab verschiedenste Redebeiträge von Betroffenen und Zeugi*nnen des Übergriffs, von Reachout und von Antifaschisti*nnen.

Es gelang somit viele Menschen auf diesen Vorfall aufmerksam zu machen und in den Fokus zu stellen, dass es sich bei einem derartigen Angriff im Mauerpark leider um keinen Einzelfall handelt. Zusätzlich wurde kritisiert, dass auch ein Wegschauen oder Bagatellisieren, Rückhalt für Nazis und deren Taten bietet. Nach der Kundgebung gab es ein gemeinsames Picknick an der Stelle des Übergriffs, um zu verdeutlichen, dass es nicht hingenommen wird, dass rechte Fußballfans es als ihr selbstverständliches Recht sehen Menschen im öffentlichen Raum anzugreifen. Für viele Menschen war dieser Schritt nicht einfach, da mit diesem Ort nun die Ängste und Emotionen eines gewalttätigen und rassistischen Übergriffs verbunden sind.

Das Ziel von Reachout und uns, nämlich für diesen Übergriff Öffentlichkeit zu schaffen, konnten wir erreichen. Vor Ort konnte das Thema gut an Besucher*innen vermittelt werden und TAZ, ND oder Vice berichteten. Die größeren Zeitungen berichteten gar nicht, da der Angriff nach anderthalb Wochen keine Meldung mehr wert war. Dies ist auch das Verschulden der Verschtuschung des Angriffs durch die Berliner Polizei. Darum ist es weiterhin wichtig Öffentlichkeit zu schaffen um potentielle Zeug*innen des Übergriffs ausfindig zu machen. Als weiteren notwendigen Schritt sehen wir die Problematisierung rechter Bedrohungen und Angriffe während der BFC-Spiele rund um den Jahn-Spotpark.

Wichtig erscheint es uns in diesem Zusammenhang, auf das bereits am 2.10.2016 stattfindende »Problemspiel«, mit dem Potenzial gewalttätiger und rassistischer Ausschreitungen, hinzuweisen. An diesem Datum wird am Mauerpark der BFC Dynamo auf den Verein Lokomotive Leipzig (LOK) treffen. Der Fananhang von LOK Leipzig ist ebenfalls bekannt für seine rechtes Klientel. Fanfreundschaften bestehen zwischen beiden Fanszenen, was ein gemeinsames Agieren außerhalb des Stadions bedeuten kann.

 

North East Antifa [NEA] | 24. September 2016

www.antifa-nordost.org

 

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was war denn daran bitte erfolgreich?

 

sicher ist gut, menschen über den vorfall zu informieren und die kundgebung an sich auch nicht schlecht. aber wäre es nicht angebrachter bei einem solchem massiven angriff - zum beispiel beim lok spiel - eine offensive demo zubewerben? da würden sich auch mal wieder gut die verschieden spektren treffen können von babelsberg bis chemie fans ließ sich einiges einladen, von antifa oldshools bis zu den jüngeren nobärgida leuten...

 

aber antifa in berlin ist halt tot - sitz blockade sei dank...

wer zu so einer "offensiven" Demo dann tatsächlich auch käme?

 

Ist ja schön, von einem Mobilisierungspotential von antirassistischen Ultras bis zu Antifa Oldschools zu träumen - nur wer von diesen Leuten ist denn tatsächlich erreichbar? Wer würde große Ankündungungen machen und wer käme wirklich? Und wer ist wirklich willens, sich - ohne Bullen dazwischen - rassistischen Nazihools von Lok und BFC in den Weg zu stellen?

 

Die Realität ist nun leider, dass von denen die erreichbar sind - größtenteils aber nicht nur jüngere - ein erheblicher Teil zu Hause bleiben würde, weil sie schlicht und ergreifend Angst haben.

 

Ich will jetzt gar nicht von den alten "ruhmreichen" Tagen der 90er anfangen. Auch da gab es genug Leute, die in den Szenekiezen/nazibefreiten Zonen das Maul aufgerissen haben und sich als große Widerstandskämpfer gerierten. Und wenn's dann tatsächlich darum ging, die Nazis im Ostberliner Randbezirk zu bekämpfen, sah man die dann komischerweise nie.

 

Heute macht sich das eben nur noch stärker bemerkbar, aufgrund der insgesamt stagnierenden Mannstärke.