Gewaltaufruf macht Kreis-Fußball kaputt

Erstveröffentlicht: 
15.04.2016

Aus Sicherheitsaspekten ist das für Sonntag geplante Punktspiel zwischen Jöhstadt und Thalheim abgesagt worden. Den Gastgebern wird gedroht.

Von Thomas Kaufmann

 

Jöhstadt/Thalheim. Aufrufe wie "Die rote Pest erwartet uns" und "Zecken zerschlagen" werden seit mehreren Tagen in sozialen Netzwerken von angeblichen "deutschen Fußballfans" hin und her geschickt. Im Mittelpunkt: Die für Sonntag geplante Partie in der 1. Kreisklasse zwischen dem SV Jöhstadt und Tanne Thalheim II. Die Anstifter der Schmähungen rufen zur Reise ins "Rattennest" auf, um dem "Pack" zu zeigen, "dass Antifaschisten im Fußball nichts zu suchen haben".

 

Angesichts der offensichtlichen Gewaltandrohung durch "Nationalisten" hob Wolfram Groß als Vorsitzender des gastgebenden Sportvereins die Hände: "Es ist zu gefährlich. Um die Fanlager zu trennen, wie von der Polizei gefordert, müssten wir den gesamten Sportplatz einzäunen. Das können wir aber nicht, da er von allen Seiten zugänglich ist."

 

Unklar ist, was genau passieren soll. Nach einer Beratung von Vertretern der Polizei, des Vereins und des Kreisverbandes wurde die Partie daher wegen Sicherheitsbedenken abgesagt. "Wir müssen nun abwarten, was die Polizei feststellt und woher die Nachricht kommt", so Spielausschuss-Chef Thomas Roscher.

Wie Polizeisprecher Steffen Wolf gestern erklärte, werde geprüft, inwieweit eine Straftat vorliegt. "Ist das so, dann wird auch ermittelt." Auflagen an den Jöhstädter Verein habe die Polizei aber nicht erteilt. Wolf: "Die Beamten waren nur beratend tätig."

 

Während des Hinspiels hatten sich die der linken Szene zuzuordnenden Jöhstädter Fans in Thalheim von Rechtsgesinnten angegriffen gefühlt. "Der Vorfall wurde mit den Bürgermeistern beider Städte und Vereinsvertretern besprochen und ausgeräumt. Die jetzige Absage ist für mich ein Schock. Es darf nicht sein, dass der Fußball zur Plattform für Gewalt wird", so Thomas Drechsel vom SV Tanne. "Es ist schon sehr bedenklich, dass derartige Entwicklungen in unserem Land bereits die untersten Fußballligen erreichen."