Rechte Demonstranten ziehen durch Markranstädt - linker Gegenprotest

Erstveröffentlicht: 
24.03.2016

Eine lokale Initiative hat am Donnerstagabend in Markranstädt demonstriert, mit dabei waren auch bekannte Rechtsextreme. Ein Großaufgebot der Polizei trennte die Gruppe von den linken Gegendemonstranten.

 

Markranstädt . Linke und rechte Demonstrationen haben am Donnerstagabend in Markranstädt ein erhebliches Polizeiaufgebot heraufbeschworen. Grund: Beim inzwischen 14-tägigen Treffen der Initiative “Markrans`ser kämpfen mit Herz und Verstand” auf dem Markt waren dieses Mal bekannte Redner aus der rechtsextremen Szene wie der NPD-Kreisrat Manuel Tripp und Alexander Kurth angekündigt. Wegen des vorbestraften, früheren NPD-Mitgliedes Kurth war 2014 im Norden Leipzigs die Stadtratswahl wiederholt worden.

 

Die linke Szene aus Leipzig hatte das Auftreten der Rechtsextremen als Provokation aufgefasst und unter dem Motto “Challenge acceptet” (zu deutsch: Herausforderung angenommen) eine Gegendemonstration angemeldet. Markranstädt sei kein ruhiges Hinterland für rassistische Hetze, hieß es.

 

Die Polizei sicherte die beiden Demonstrationen mit einem für eine Kleinstadt wie Markranstädt großem Aufgebot. Beobachter sprachen von bis zu zwei Hundertschaften, die in der Stadt verteilt für Sicherheit sorgten. Die lokale Einsatzleitung machte dazu keine Angaben, sprach lediglich von einem “ausreichenden Aufgebot”. Mehr Polizisten als Demonstranten waren es allemal. Während sich auf dem Markt gegen 19 Uhr gut 30 “Markrans`er” versammelten, viele davon - wie ein aus Leipzig als Redner bekannter Franzose - aus anderen Orten, waren etwa eine halbe Stunde vorher knapp 30 Gegendemonstranten aus Leipzig mit dem Zug angereist. Zu ihnen gesellten sich ein halbes Dutzend Mitglieder der Ortsgruppe der Linken aus Markranstädt. Beide Versammlungen blieben friedlich, hielten ihre Reden, liefen ihre Routen.

 

Unterwegs staunten immer wieder Bürger am Fenster über die unter ihren Fenstern vorbeiziehenden Gestalten. Die Polizei ließ die Gruppierungen nicht aufeinander treffen. Von den Rechten kamen die bekannten “Merkel-Muss-Weg-” und “Lügenpresse”-Parolen, von den Linken “Nazis-Raus-Rufe”. Das Besondere: Bei ihnen lief ein betagter Bürger mit. “Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier nach 1945 nochmal gegen Nazis laufen muss”, sagte der Mann, der den Zweiten Weltkrieg noch mitgemacht hatte. Der angekündigte NPD-Kreisrat Tripp kam nicht.

 

Jörg ter Vehn