Anwohner der Rigaer Straße fühlen sich schikaniert

Erstveröffentlicht: 
12.02.2016

Seit Wochen kontrolliert die Polizei an der Rigaer Straße Anwohner und Besucher. Das Vorgehen stößt auf Unverständnis und Ärger. Eine kleine Rutsche steht mitten im Zimmer. Voller Begeisterung rutscht Lisa dort hinunter und rennt um das Spielgerät zu den fünf Sprossen, um danach wieder hinauf zu klettern.

 

Sie steht dann auf Augenhöhe mit ihrer Erzieherin, Victoria S. Diese arbeitet seit mehreren Jahren in dem kleinen "Kinderladen Rock'n'Roll Zwerge e.V.", direkt gegenüber dem Haus an der Rigaer Straße 94, das in den vergangenen Wochen das Ziel zahlreicher Polizeieinsätze war. Und diese Einsätze haben Spuren hinterlassen. "Was wir hier erleben, macht die Arbeit mit den Kindern nicht unbedingt leichter", sagt sie.

 

Gemeinsam mit fünf Kollegen und Kolleginnen betreut sie mehr als 20 Kinder aus dem Kiez. "Wir wollen nicht gegen die Polizei hetzen, wir wollen nur, dass sie uns und unsere Arbeit mit den Kindern respektieren und nicht durch massive Kontrollen erschweren", sagt Victoria S.

 

Eltern werden von Polizisten kontrolliert

Wenn wieder einmal Polizisten kommen, sind die Kinder aber erst einmal neugierig. Sie drücken sich die Nasen an den Fensterscheiben platt, wenn wieder viele Beamte vor der Kita stehen und die Straße versperren, erzählt die Erzieherin. Schwierig wird es aber, wenn Eltern ihre Kinder nicht zum vereinbarten Zeitpunkt abholen können, weil auch sie durch die Polizeikontrolle auf der Rigaer Straße müssen und dadurch aufgehalten werden. "In diesem Fall sind die Leidtragenden die Kinder", sagt Victoria S.

 

Bereits am Donnerstag wandten sich Mitarbeiter und Eltern mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit. Darin wird von mehreren Kontrollen berichtet - auch von einem Vorfall am 3. Februar. Nach einem Elternabend seien Mütter und Väter von Polizisten "rüde" aufgefordert worden, ihre Ausweise zu zeigen. Zudem seien sie durchsucht worden. "Wir, die Angestellten des Kinderladens Rock' n' Roll Zwerge, sind empört über die Polizeikontrollen in der Rigaer Straße".

 

Wilkommen im Gefahrengebiet

 

Wir protestieren aufs Schärfste gegen diese Behandlung. Die abwegige Begründung der Polizei lautet stets, dass wir uns ja nicht im Gefahrengebiet aufhalten müssten." Man möchte nicht, "dass unsere Kinder in einer solchen Atmosphäre der Kontrolle und Polizeipräsenz aufwachsen."

 

Am 13. Januar hatte die Polizei mit einem Großaufgebot von mehr als 500 Beamten in dem Gebäude Durchsuchungen vorgenommen. Vorangegangen war der Maßnahme ein wenige Stunden zuvor erfolgter Angriff mehrerer vermummter Personen auf einen einzelnen Polizisten. Die Täter waren anschließend in das Haus Rigaer Straße 94 geflohen. Seither gab es immer wieder Demonstrationen gegen den Polizeieinsatz.