„Thor Steinar“ mit Millionenumsatz

Vom Kleinunternehmen aus Brandenburg zum internationalen Firmennetz

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt expandiert die bei Neonazis wei­terhin beliebte Modemarke „Thor Steinar“ und erwirtschaftet sechsstellige Gewinne. In Deutschland gibt es derzeit in elf Städten eigene Geschäfte. Der in Ros­tock ansässige Laden „Haugesund“ musste bis Ende des Jahres 2015 ausziehen. „Haugesund“ und der kürzlich geschlossene Laden in Hannover wurden von der Thor-Steinar-Outlet-Firma „Skytec Outlets GmbH“ betrieben.

 

Von Florian Osuch und Moritz Eluek

Der Trend geht jedoch nach Osteuropa. Allein in der Millionenmetropole Moskau gibt es 13 eigene Thor-Steinar-Läden und selbst im fernöstlichen Kamtschatka hat die brandenburgische Firma einen Shop er­öff­net. Weitere Läden gibt es unter anderem in Bratislava, Helsinki, Kiew, London, Prag, Rom, Sankt Petersburg und Split.

 

Thor Steinar zählt nach Angaben von Anti­faschist_innen „zu den wichtigsten identifi­kationsstiftenden Marken der neonazisti­schen Szene“, wie es in einer Infobroschüre zu Protesten gegen eine Niederlassung in Berlin-Weißensee heißt. Auch der Verfassungsschutz und zivilgesellschaftliche Organisationen sehen in „Thor Steinar“ ein "Erkennungsmerkmal der rechten Szene". In einigen öffentlichen Gebäuden, an Universitäten, Schulen und in vielen Fußballstadien ist das Tragen der Marke zumindest offiziell untersagt.

 

Die Kleidung ist bei Neonazis unter anderem deshalb beliebt, weil die Motive nicht eindeutig als solche der rechten Szene auszumachen sind. Germanische Schrift­zeichen, Wikingerästhetik oder Runenmotive sind nicht in jedem Fall rechte Merkmale. Mittlerweile verkauft die Firma Hosen, Shirts, Sportkleidung, Badesachen, Schuhe und Accessoires für Männer und Frauen. In den letzten Katalogen verzichtete die Firma erneut weitgehend auf Motive, die an rechtes Gedankengut erinnern.

 

Arabischer Investor

 

Nach Recherchen des Antifaschistischen Info­blatt ließ sich Axel Kopelke aus Königs Wusterhausen am 9. Oktober 2002 die Marke „Thor Steinar“ und ein dazu­gehöriges Runenlogo international regis­trieren. Im April 2003 wurde die „Media­Tex GmbH“ mit einem Stammkapital von 25.000 Euro gegründet. Geschäftsführer wurden Axel Kopelke und Uwe Meusel. Kopelke wurden von lokalen Antifagruppen Ver­bindungen zur rechten Szene nachgesagt. Zur Anmietung von Ladengeschäften wurde dann die selbständige „ProTex GmbH“ gegründet, deren Geschäftsführer ebenfalls Uwe Meusel ist. Das Thor-Steinar-Outlet-Geschäft betreibt die Firma „Skytec Outlets GmbH“ von Michael Meißner. Alle drei Gesellschaften geben ihren Firmensitz in einem Gewerbegebiet in Mittenwalde bei Königs Wusterhausen im süd­li­chen Umland von Berlin an.

 

Im Jahr 2009 übernahm für anderthalb Jahre eine arabische Investorengruppe die „MediaTex GmbH“. Als Geschäftsführer firmierte Mohammed Aweidah von der Firma Al Zarooni Tureva. Dass zeitweilig die Gesellschaft „International Brands General Trading“ (IBGT) von Faisal al Zarooni mit Sitz in Dubai Klamotten mit nordischen Bezeichnungen wie „Holmgard“ (Polohemd), „Ragna“ (Hose) oder „Wernulf“ (Jacke) verkaufte, sorgte für Boykottaufrufe von Neonazis, auch weil die Kleidung teilweise als überteuert galt.

 

Mitte Januar 2010 wechselte die Firma dann wieder in einheimischen Besitz. Seitdem führt der Schweizer Marco Wäspe zusammen mit Meusel die Geschäfte der MediaTex von Mittenwalde aus. Zwar gab es keine explizite Distanzierung von der rechten Szene, wohl aber einen leichten ästhetischen Wechsel. Die neuen Designer entwarfen nur noch wenige Motive, die die rechte Kundschaft besonders ansprechen dürften. In diese Kategorie können die Kapuzenjacke „Drødning“ mit der Aufschrift „Division Thor Steinar“ oder die mit Runen verzierten Jacken „Runes“ und „Osrun“ klassifiziert werden.

 

Millionen Euro Umsatz

 

Das Geschäft mit den bei Rechten beliebten Klamotten läuft trotzdem sehr gut. Aus der Zwei-Mann-Firma ist schnell ein äußerst profitables Unternehmen erwachsen, das in den letzten Jahren zumeist einen sechs­stelligen Jahresüberschuss abgeworfen hat. Den Durchbruch erlebte die MediaTex etwa in den Jahren 2007—2009. Damals stieg die Bilanzsumme von ehemals 1,3 Millionen Euro (2003) auf den bisherigen Höchstwert von 7,2 Millionen Euro im Jahr 2008. Nach einem Rückgang überschritt die MediaTex im Jahr 2013 wieder die Marke von fünf Millionen Euro.

 

Allein die MediaTex erwirtschaftete in den Geschäftsjahren 2005 bis 2013 insgesamt einen Gewinn in Höhe von 3,1 Millionen Euro. Der deutliche Gewinnrückgang in den Jahren 2011 und 2012 ist unter anderem mit hohen Rückstellungen zu erklä­ren, die das Unternehmen bildete. Darüber hinaus muss erwähnt werden, dass die MediaTex inzwischen zusätzlich einen Gewinn­vortrag in Höhe von knapp 2,7 Millionen Euro vor sich herschiebt. Gewinnvortrag ist ein Posten in der Bilanz, der übrig bleibt, wenn der Gewinn eines Unternehmens verteilt worden ist. Es ist Gewinn, der nicht ausgeschüttet wurde, sondern zunächst im Unternehmen verbleibt, quasi als finan­zielles Polster für erwartete Ausgaben in der Zukunft. Im Fall von „Thor Steinar“ wächst der Betrag von Jahr zu Jahr.

 

Bis zu 160 Beschäftigte sollen mittlerweile allein für die MediaTex GmbH arbei­ten. Wegen des unübersichtlichen Firmen­geflechts und der regelmäßigen Neueröffnungen bzw. Schließungen von Filialen sind exakte Zahlen schwer zu recherchieren.

 

Insbesondere in der Bundesrepublik gab es rund um die Geschäfte von „Thor Steinar“ immer wieder Proteste, mehrfach demo­lierten Antifaschist_innen einzelne Läden. Der umstrittene Laden in Chemnitz, den die Inhaber aufgrund seiner nament­lichen Ähnlichkeit zum rechten Massenmörder Anders Breivik von „Brevik“ in „Tönsberg“ umbenennen mussten, brannte in diesem Jahr aus. Der rechte Mob tobte in den sozialen Netzwerken, man wolle sich rächen, denn es wäre schließlich „ein Angriff auf uns“. Bedeutet dies, dass sich Neonazis wieder mit der Marke identifi­zieren, entgegen den Boykottaufrufen?

 

Auch die Reaktion auf einen Angriff auf ein Ladengeschäft im sächsischen Plauen im letzten Monat kann als positive Bezugnahme auf die wachsende rechte Stimmung und deren Inhalte verstanden werden. So schreibt „Thor Steinar“, dass „gewisse Gutmenschen wieder zugeschlagen haben“ und dass „die permanente Desinformation 'des staatlichen Propagandaministeriums' deutliche Wirkungen bei ihren verwirrten Opfern zeigen.“ Sehr viel anders klingen die Reden bei PEGIDA und Co nicht, vor allem in der Wortwahl. Das Wort „Gutmensch“ beispielsweise wurde bereits 2011 zum „Unwort des Jahres“ erklärt, da es das ethische Ideal des „guten Menschen“ in hämi­scher Weise aufgreift, um Andersdenkende pauschal und ohne Betrachtung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuwerten. Der Begriff widerspricht nach Ansicht der „Unwort des Jahres“-Jury den Grundprinzipien der Demokratie, zu denen die notwendige Orientierung politischen Handelns an ethischen Prinzipien und das Ideal der Aushandlung gemeinsamer gesellschaftlicher Wertorientierungen in ratio­nalen Diskussionen gehören.

 

Viele Jahre wurde auch juristisch gestritten, ob ein erstes „Thor-Steinar“-Logo we­gen Ähnlichkeiten zu NS-Symbolen verboten werden könne. Im November 2004 waren sogar Textilien am damaligen Firmensitz in Königs Wusterhausen beschlagnahmt worden. Das Logo verschwand aus dem Sortiment. Mehrere Grundsatzentscheidungen, unter anderem des Kammergerichts Berlin (2006) und des Oberlandesgerichts Dresden (2008) erkannten jedoch keine Strafbarkeit des alten Runenlogos. Seitdem hält das Motiv wieder Einzug in die Designs von Jacken, Hosen und Gürteln und bietet auch Kunden außerhalb Deutschlands eine Produktvielfalt.

 

35 eigene Läden in Finnland, Großbritannien, Italien, Kroatien, Russland, der Slowakei, Tschechien und in der Ukraine betreibt die Marke, darüber hinaus gibt es in Frankreich, den Niederlanden, Dänemark und Schweden internationale Vertretungen. Niederlassungen in Österreich, Polen und Spanien wurden inzwischen wieder auf­gegeben.

 

Von und für Neonazis?

 

Nicht nur ein Teil des Kundenstammes lässt sich im neonazistischen Milieu finden, auch die Personen hinter den einzelnen Läden führen in einigen Fällen ohne große Umwege in die rechte Szene. So gehören die auf der offiziellen Thor Steinar-Website beworbenen Läden in Brno, Prag und Plzeň der „IRMINSUL s.r.o.“, vertreten durch Tomáš Marek, welcher gemeinsam mit Robert Fürych der RechtsRock-Band „Conflict 88“ angehörte. Robert Fürych von der „IRMINSUL s.r.o“ ist ebenso Mitautor des Buches „Deset tisíc extremistù“ (dt. „10 000 Extremisten“), in dem durch Interviews mit populären Personen versucht wird, „Thor Steinar“ aus der rechten Ecke zu holen und RechtsRock als Form der freien Meinungsäußerung zu legitimieren. Bekanntester Interview-Partner Robert Fürychs war Ladislav Jakl, Sekretär von Václav Klaus, der bis 2013 tschechischer Staatspräsident war. Ein kleiner Skandal, denn in Bezug auf Rechts­Rock-Bands äußerte Jakl sinngemäß, dass es keinen Grund gäbe, deren Texte zu überwachen, egal ob sie „gefährlich oder fehlerhaft seien“.

 

Dass „Thor Steinar“ kurzzeitig in den tschechischen Mainstream gelangte, dürfte zum einen der Unwissenheit, aber auch der fehlenden Sensibilisierung geschuldet sein. Dies mündete in absurden Anekdoten, wie dass Spieler des „FC Viktoria Plzeň“ auf einer Fashion-Show 2012 die aktuelle Kollektion präsentierten oder dass der Telefon-Anbieter O2 ein Jahr später seinen Kunden 20 Prozent auf „Thor Steinar“-Kleidung anbot. Ebenfalls führt auch eine in diesem Jahr stattgefundene „Yakuza & Thor Steinar“-Fashionshow in der rechts-offenen „Coco-Bar“ in Prag auf den „Original Store“ der “Irminsul s.r.o.“ zurück, sowie eine zurückliegende Promotion-Aktion des tschechischen Vertriebs, bei der Robert Rosenberg in seinen pornographischen Filmen T-Shirts der Marke zur Schau stellte.

 

Einen dauerhaften Partner fand die Marke allerdings im tschechischen Kampfsport, welcher besonders in Brno durch Neonazis unterwandert ist. So sponsert „Thor Steinar“ das Jetsaam-Gym in Brno, wie auch das Mixed-Martial-Arts-Event „GCF Challenge“ 2014 in Prag. Der Neonazi und Kampf­sportler Petr Beránek dürfte in dem Fall die Schlüsselperson sein.

 

2008 organisierte Tomáš Marek unter dem Label „Irminsul Crew“ — zur Erinnerung, Thor Steinar wie auch Yakuza wird durch die „Irminsul s.r.o.“ vertrieben — Konzerte unter anderen mit „Blitzkrieg“ (Chemnitz) und „Saga“ (Schweden). Die „Irminsul Crew“ wurde dann durch die „Barrister Crew“ abgelöst, welche wiederum 2012 ein Konzert mit „Kategorie C“ (Bremen) und „Pitbull Farm“ (Schweden) veranstalteten, auf dem Petr Beránek Teil der Security war. Dieser war 2008 auch Kandidat der neonazistischen Partei „Dělnická strana“ (DS), an deren 1. Mai-Demonstration im gleichen Jahr Robert Fürych und Tomáš Marek teilnahmen.

 

Zudem stieg Petr Beránek für das Jetsaam-Gym bei der „GCF-Challenge“ in den Ring und ist in der rechten Hooligan-Gruppe „Johny Kentus Gang“ in Brno aktiv.

 

Konkurrenz bekommt Thor Steinar in Osteuropa durch die polnische Marke "Dobermans Aggressive". Deren Motive sind zum Teil deckungsgleich mit dem Design von „Thor Steinar“, wobei die klareren Bezüge zum Neonazismus bei Dobermans Aggressive zusätzlich attraktiv wirken dürften. Denn neben martialisch anmutenden Wikinger-Motiven findet man auch Shirts mit dem Schriftzug „Luger 08 parabellum“, in Anlehnung an die deutsche Nahkampf-Pistole des Dritten Reichs. Unterlegt wird die Schrift mit dem Symbol der „Schwarzen Sonne“, ein esoterisches Zei­chen der Waffen-SS.

 

Auch der „Thor Steinar“-Shop in Italien führt direkt in faschistische Kreise. Unter dem Namen „Badabing-Shop“ vertreibt Chiara di Fiacco in Rom allerdings nicht nur Klamotten des brandenburgischen Labels, sondern auch Bekleidung des extrem rechten „Zentropa“-Netzwerkes. Chiara di Fiacco, welche 2013 als Kandidatin für die faschistische Partei "Casa Pound" antrat, stellt durch ihre Ladenpräsenz einen wichtigen Anlaufpunkt innerhalb des Viertels dar, in dem auch der Hauptsitz der Partei liegt. Außerdem betreiben "Casa Pound"-Kader diverse Kneipen und den Buchladen „La Testa di Ferro“ in der unmittelbaren Umgebung.

 

Seit neuestem singt Di Fiacco in der faschistischen Band „Pussy’n’Destroy“, deren Logo die Doppel-Sigrune zur Schau stellt. Die MusikerInnen gehören dem Umfeld der "Casa Pound"-Hausband „ZetaZeroAlfa“ an.

 

Die Konkurrenz schläft nicht

 

Innerhalb des damaligen Firmengeflechts um „Thor Steinar“ tauchte auch der Name Udo Siegmund auf. Siegmund, der damals Teile des Versands und die Webseite betreute, gründete 2007 sein eigenes Label: „Erik & Sons“. Nach einigen Startschwierigkeiten im Vertrieb — denn „Erik & Sons“ bedient mit seinen Runen und zweideutigen Motiven einen ähnlichen Kundenstamm wie „Thor Steinar“ — hat die Marke nach acht Jahren ihren Platz im Geschäft mit rechtem Lifestyle gefunden.

 

Zusammen mit Markeninhaber René Koza unterhält Siegmund ein Lager in Storkow und ein Gartengrundstück — das „Erik & Sons“-Hauptquartier — in Niederlehme bei Königs Wusterhausen. Beide im rechten Milieu des Berliner Fußball Clubs (BFC) zu Hause, bedienen sie genau diese Klientel.

 

Zwischen Shirts und Pullovern auf denen Wikinger abgebildet sind finden sich ebenso Klamotten mit Schriftzügen wie „Ultra­intolerant“, „ My favorite color is white“ oder „the early bird“, verziert mit einem Reichsadler. Noch einschlägiger trifft es die Marke „Mauljucken“, welche auch von René Koza registriert wurde. Ein Banner dieser mit den einfallsreichen Worten „Keep cool, Stay hool“ prangte über den „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) am 15. November 2014 und auch zum diesjährigen „Eichsfeldtag“ der NPD im thüringischen Leinefelde wurde ein Transparent zu Schau gestellt. Nicht verwunderlich, denn „Erik & Sons“ unterhielt einen Verkauftsstand auf dem RechtsRock-Event.

 

Bereits 2006 berichtete das Antifaschistische Infoblatt über die Teilnahme von Udo Siegmund an einem Neonazi-Konzert der „Nationalsocialistisk Front“ (NSF) im schwedischen Tråvad. Wie weit er immer noch in der rechten Szene steckt belegen Bilder, auf denen Siegmund zusammen mit Mitgliedern der rechten Hooligan-Band „Kategorie C“ zu sehen ist. Diese entstanden 2011 im Zuge eines Konzerts im „Skinhouse Hellas“ in Trikala, welches der „Blood & Honour“-Sektion Griechenland zugerechnet werden kann. Ein fruchtbarer Boden entstand, so scheint es, denn die Bremer Band und das „Viking Brand“ von „Erik and Sons“ designten erst kürzlich ein neues Shirt, welches sowohl den Bandnamen, als auch den „Erik & Sons“-Schriftzug präsentiert. Des weiteren finden sich CDs und andere band-bezogene Artikel im Vertrieb von „Erik & Sons“.

 

Um den rechten Hooligans aus der Hanse­stadt in nichts nach zustehen, wirbt auch Sacha Korn, nationalistischer Rockmusiker aus Teltow, mit den Marken um Koza und Siegmund. Schon 2014 ließ er sich einen Auftritt in Dresden von „Mauljucken“ präsentieren. Eine Wiederholung wird für den Dezember 2015 in Dresden und Berlin angekündigt, für die das Firmengeflecht aus Brandenburg Konzerttickets verkaufte. Der „100% politisch unkorrekte“ Rocker, wie er sich selbst beschreibt, lässt ebenfalls Teile seines Merchandise über die Firma auf den Markt bringen. Dass er 2011 drei Lieder für eine „NPD-Schulhof CD“ beisteuerte, passt da gut ins Bild.

 

(K)Ein Ende in Sicht

 

Wie auch immer sich die Marken auf dem freien Markt entwickeln werden, sei es im Falle von „Thor Steinar“ als biedere Marke des rechtsoffenen Mainstreams, bei „Erik & Sons“ als das billigere authentischer wirkende Pendant, bei „Dobermans Aggressive“ als Insider der osteuropäischen Hooligans und Neonazis oder bei der aus Patrick Schröders Firmen-Netz stammenden Marke „Ansgar Aryan“ als klar-neonazistisches Modevehikel: Das Geschäft um rechten Lifestyle boomt weltweit und bietet durch seine Fülle alles, was der oder die Neonazi-AktivistIn braucht. Fernab vom klassischen Bomberjacken-Look werden identitätsstiftende Modemarken produziert, die sowohl leger unauffällig als auch politisch provokant sind. Verstärkt durch ein verruchtes Image finden die Marken schnellsten Zugang zum Kleiderschrank und von dort in den Alltag. Der Kreislauf wird dann geschlossen, wenn die ersten Gratis-CDs von „Frontalkraft“ oder „Kategorie C“ der Bestellung beiliegen und der Vertrieb der Klamotten sich nicht viel mehr vom x-beliebigen extrem rechten Versandhaus unterscheidet.

 

Diesen Kreislauf hat in gewissen Teilen auch das Label „Thor Steinar“ zu verantworten, denn es eröffnete 2002 eine rechte Modewelt, die nun eine eigenständige Dynamik entwickelt hat, ohne dabei auf etablierte Marken wie Fred Perry oder Lonsdale zurück greifen und diese umdeuten zu müssen. 

 

NS-Szene | AIB 109 / 4.2015 | 25.01.2016