Markranstädt: Die letzten Tage im Hotel Gutenberg sind angebrochen

Erstveröffentlicht: 
14.01.2016
Inhaber widerspricht Rathauschef und bekräftigt: Brandschutz war und ist gewährleistet

VON JÖRG TER VEHN

 

Markranstädt. Im Hotel Gutenberg laufen die letzten Tage als klassischer Beherbergungsbetrieb. Ein Termin für die Übergabe an die ITB als Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge stehe aber noch nicht fest, hieß es gestern von der Hotelleitung.

 

Der Verkauf ist nach LVZ-Informationen schon über die Bühne gegangen, die Eigentumsübergabe jedoch noch nicht. So kommt es, dass im Hotel derzeit noch ganz regulär Gäste untergebracht sind und dies nach Angaben der Hausleitung wohl auch noch einige Tage so weitergehen wird.

 

Sie können dort übernachten, obwohl Bürgermeister Jens Spiske über alle Rathauskanäle – auch im Internet – seit einigen Tagen verbreitet, dass der Brandschutz des Hauses seiner Meinung nach „weder für genehmigte 72 Hotelgäste noch für bis zu 180 Asylbewerber/Flüchtlinge gewährleistet“ ist. Unter anderem macht er geltend, dass eine innere Brandwand nicht wie genehmigt ausgeführt wurde.

 

„Stimmt, der frühere Eigentümer hat die Auflagen übererfüllt“, heißt es dazu vom Hotelinhaber. Weil der damalige Besitzer eine über das Dach hinausgehende Schutzwand für hässlich hielt, habe er eine viel aufwändigere und laut Brandschutzingenieur auch besser wirkende Wand im Dachstuhl gebaut – „von außen kann man die aber nicht sehen“, heißt es. Auch zum Nachbarhaus sei die Brandschutzwand vollkommen in Ordnung. Der Kreis hatte bestätigt, dass die von Spiske kritisierten Mängel „größtenteils abgestellt“ seien.

 

Der neue Besitzer will nach LVZ-Informationen zudem eine neue automatische Brandschutzmeldeanlage mit Sensoren in jedem Zimmer installieren, wie er es auch in seinem Flüchtlingsheim in einem früheren Dölziger Hotel gemacht hat. Der für die Unterbringung zuständige Landkreis hat zudem versichert, dass erst dann Flüchtlinge ins Haus einziehen, wenn alle Auflagen zur Unterbringung, auch die zum Brandschutz, kontrolliert und erfüllt sind.

 

In Markranstädt ist dennoch die Verunsicherung gerade unter den Nachbarn groß. In den sozialen Netzwerken wird heiß diskutiert, nach Schuldigen gesucht, angesichts der Lage Werbung für Pfefferspray verbreitet, werden Schreckensszenarien aufgemacht und Vorurteile gepflegt. Dort wird auch gefragt, ob die Stadt Einfluss nehmen kann auf die Zuweisung der Flüchtlinge. Bürgermeister Jens Spiske (FWM) diskutiert da mit: „Die Stadt kann das nicht beeinflussen. Der Landkreis weist zu. Ich habe gebeten, dass wir bevorzugt Familien bekommen mögen“, schrieb er ins Forum. Am heutigen Donnerstagabend wollen sich - wie schon in der Vorwoche nach der Entscheidung des zuständigen Ausschusses im Kreis – ab 19 Uhr wieder Betroffene vor dem Rathaus versammeln, um dort ihre Meinung kundzutun.

 

Unterdessen soll vom rund 14-köpfigen Hotelteam niemand entlassen werden. Die Hausleitung bekräftigte am gestrigen Mittwoch ihre bisherige Aussage, dass niemand auf die Straße gesetzt wird. Koch und Housekeeping nehme er mit in neue Projekte, für zwei weitere habe er bereits neue und zum Teil bessere Jobs gefunden, so der Hotelleiter. Alle anderen blieben in Lohn und Brot, bis für sie eine Lösung gefunden sei. Ohnehin seien nur zwei aus dem Team aus Markranstädt gewesen. Der Inhaber hatte wiederholt erklärt, das Hotel Gutenberg sei ein Zuschussgeschäft gewesen, habe rote Zahlen geschrieben.