Friedensterritorien für Kolumbien

Im Rahmen der Friedensverhandlungen brachten die FARC-EP einen Vorschlag zur Schaffung von Friedensterritorien ein, der sogleich für Furore sorgte. Diese speziellen Territorien zur Friedensschaffung (Terrepaz) sollen als Zonen zur Umsetzung eines Friedensabkommens, aber zugleich auch als Zonen der Reintegration von Guerilleros der aufständischen Bewegung, Zonen einer alternativen ländlichen Entwicklung und Zonen der Sicherheit sein.

Mit dem Vorschlag zur Schaffung von speziellen Territorien zur Friedensschaffung (Terrepaz) braucht man nicht lange auf die Reaktion der rechten Gegner in Kolumbien warten. Viele sahen darin einen Versuch der FARC-EP, zur Schaffung von mehreren „Caguans“ (ehemaliges Gebiet der FARC-EP bei den Verhandlungen zwischen 1999 und 2002) oder unabhängigen Republiken. Auch die Regierungsseite sah diesen Vorschlag kritisch: „Wir befinden uns weder in einem Prozess der Teilung des Landes, noch übergeben wir Gebiete in die Unregierbarkeit.“

 

Dabei ist der Vorschlag der FARC-EP ein Kernstück der Verhandlungen und wer sich abseits des Populismus begibt, der wird schnell erkennen, wie wichtig diese Friedensterritorien sind und das diese Idee so neu gar nicht ist. Denn schon heute existieren Gebiete wie die Zonas de Reservas Campesinas (Bäuerliche Agrarschutzzonen) oder andere Gebiete, in denen der Staat faktisch kaum präsent ist und in denen Bauernorganisationen oder die Guerilla eine starke, auch justizielle, Präsenz ausüben.

 

Der Vorschlag der FARC enthält unter anderem folgende Punkte: Die Anerkennung, dass sie bestimmte Gebiete historisch dominiert und dort auch von der Gesellschaft akzeptiert und unterstützt wird. Diese Gebiete sollen Zonen darstellen, in denen die Niederlegung der Waffen und die Entschädigung der Opfer modellhaft durchgeführt werden sollen wie auch die Anwendung der Sanktionen, die von der Übergangsjustiz verhängt werden. Weil die überwiegende Mehrheit der Guerilleros Bauern und Siedler vom Land sind, macht der Vorschlag durchaus Sinn. Darüber hinaus würde in den Friedensterritorien, in den historisch geprägten Gebieten, die kulturelle Identität nicht verloren gehen.

 

In den Friedensterritorien könnten also ehemalige Guerilleros mit ihren Familien und Opfer, wie auch ehemalige Militärs und frühere Paramilitärs leben dürfen. Geplant ist in diesen Gebieten, ähnlich wie in den bäuerlichen Agrarschutzzonen, eine integrale und nachhaltige Landwirtschafts- und Entwicklungspolitik, die Land, Bevölkerung, Kultur und Naturschutz in den Vordergrund stellen. Es wäre eine Form alternativer Wirtschaftspolitik und gemeinsam selbstorganisierter Projekte. Durch Bürgerversammlungen soll eine aktive Beteiligung der Bevölkerung ermöglicht werden.

 

Diese Friedensterritorien sollen von der Verfassung des Landes garantierte besondere Gebiete sein, die mit speziellen juristischen Komponenten ausgestattet und zeitlich begrenzt sein sollen. Um die Reintegration und die Sicherheit der dort lebenden Menschen, besonders der Guerilleros, zu garantieren, sollen diese Gebiete international unterstützt und kontrolliert werden. Man darf nicht vergessen, dass in der Vergangenheit besonders dieser Punkt kritisch von der Guerilla beäugt wurde, schließlich würden mit der Abgabe der Waffen die Guerillamitglieder und Sympathisanten den Paramilitärs ausgeliefert sein.

 

Seit mehr als 50 Jahren ist die FARC-EP in einigen Gebieten des Landes präsent und seit Generationen bestimmt sie dort das alltägliche Leben. Dass die FARC-EP nicht nur eine militärische Organisation sind, sondern sie über Jahrzehnte in jenen Landesteilen ein eigenes Modell der Regierbarkeit mit Justizsystem vollzogen hat, darf nicht vergessen werden. Daher wären die Friedensterritorien ideale Gebiete, um den Waffenstillstand umzusetzen und zu überwachen, die Entschädigung der Opfer voranzutreiben und die Vereinbarungen über die Entwicklung ländlicher alternativer Räume zu realisieren. Dadurch könnten in der Summe diese Zonen sicherer für die früheren Kämpfer sein, die fürchten, ermordet zu werden, sobald sie die Waffen niederlegen. Überwacht werden sollen die Friedensterritorien von internationalen Institutionen wie Unasur und Celac.

 

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