Anschlag auf HDP-Chef - Demirtas unverletzt

Erstveröffentlicht: 
23.11.2015

Strafanzeige wegen Mordversuchs gestellt / Türkische Polizei glaubt nich an Attentatsversuch / Fahrzeug von der Polizei sichergestellt / Abgeordneter der HDP zu Haftstrafe verurteilt

 

Berlin. Auf den Vorsitzenden der linken Partei HDP, Selahattin Demirtaş, ist im südosttürkischen Diyarbakir ein Anschlag verübt worden - der Politiker überlebte das Attentat unverletzt. Wie die Nachrichtenagentur Fiat meldet, sei der gepanzerte Wagen des HDP-Vorsitzenden bei der Fahrt durch die Stadt von einem Projektil getroffen worden - am Fenster sei ein Einschuss in Kopfhöhe festgestellt worden. Demirtaş erklärte, das Auto sei von der Polizei sichergestellt worden. Der HDP-Politiker führte die Demokratische Partei der Völker im Juni und bei den Neuwahlen im November erfolgreich im Wahlkampf über die Zehn-Prozent-Marke. Damit gelang der Wiedereinzug ins Parlament.

 

In der über Tage von türkischem Miliär und Polizeieinheiten belagerten südostanatolischen Stadt Silvan war vor einigen Tagen bereits eine Delegation der linken Partei HDP mit scharfer Munition und Tränengas beschossen sowie mit Wasserwerfern attackiert worden. Dabei wurde laut Berichten von vor Ort mindestens ein Mensch schwer verletzt, auch die Co-Vorsitzende der der HDP, Figen Yuksekdag, wurde von einer Tränengasgranate getroffen. Ein im Internet verbreitetes Video zeigt, wie Menschen vor dem Polizeieinsatz Schutz suchen.

 

Yuksekdag erklärte über den Kurznachrichtendienst Twitter, es habe vor dem Angriff der Sicherheitskräfte weder eine Warnung noch den Versuch der Kontaktaufnahme gegeben. »Sie feuerten eine Salve auf uns. Ich spreche von echter Munition, nicht von Tränengas«, so die HDP-Politikerin. 50 Menschen seien in Gewahrsam genommen worden, auch seien Zivilisten überfallen worden, die mit der Delegation unterwegs gewesen waren.

 

Seit Wochen sind Einwohner in südosttürkischen Städten von der Außenwelt abgeschnitten. Das Regime in Ankara setzt damit seine Strategie der »kollektiven Bestrafung« Zehntausender in den kurdischen Gebieten des Landes fort: Begründet wird das Vorgehen von Militär und Polizei mit Einsätzen gegen die kurdische PKK.