Sachsen: 3000 Flüchtlinge in dieser Woche

Erstveröffentlicht: 
13.10.2015

Ulbig: Auf Dauer ist der Ansturm nicht zu schaffen

 

VON JüRGEN KOCHINKE


Dresden. Sachsen muss sich in den kommenden Tagen auf einen weiteren rapiden Anstieg der Asylbewerberzahlen einstellen. Derzeit seien von den 13 400 vorhandenen Plätzen in den Erstaufnahmeeinrichtungen bereits 13 300 belegt, sagte der Leiter der Stabsstelle Asyl im Innenministerium, Dirk Diedrichs, gestern. Doch auch diese Mini-Reserve von 100 Plätzen wird in Kürze nicht mehr vorhanden sein. Grund ist laut Diedrichs, dass Sachsen in der laufenden Woche 3000 Flüchtlinge aufnehmen muss - zusätzlich zu den täglich rund 250, die "normalerweise" kommen.


Das hat damit zu tun, dass der Freistaat derzeit bundesweit im Minus steht, also knapp 5000 Flüchtlinge weniger aufgenommen hat, als nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel vorgesehen ist. Die meisten davon befinden sich in Bayern. Dies wird nun in den kommenden rund zehn Tagen ausgeglichen. Die Folge davon ist, dass die schwarz-rote Staatsregierung mit großer Wahrscheinlichkeit die bis Jahresende angepeilte Zielgröße von 15 000 Plätzen weiter nach oben korrigieren dürfte.


Innenminister Markus Ulbig (CDU) drängt deshalb auf ein Umsteuern. "Wir werden es auf Dauer nicht in der Geschwindigkeit und Größenordnung hinbekommen", sagte er gestern. Dies sei auch Konsens der Länderinnenminister am Sonntagabend bei Kanzlerin Angela Merkel (CDU) gewesen. "Wir haben alle unisono die gleiche Kernbotschaft", so Ulbig. Bei dem rund vierstündigen Gespräch mit Merkel sei "die Sorge aller zum Ausdruck gekommen, dass die Zahlen schnell reduziert werden müssen".


Laut Ulbig haben alle Innenminister der Länder ähnliche Probleme. Bei dem Tempo werde es zunehmend zu Eingriffen in die Lebenswirklichkeit der Bürger kommen - zum Beispiel, wenn Feuerwehrgerätehäuser oder Turnhallen mit Asylsuchenden belegt werden. Laut Ulbig werde die Bevölkerung solche Eingriffe aber "nicht länger tolerieren". Merkel habe "sehr intensiv zugehört", und die Runde sei sich einig gewesen, dass vor allem die Außenpolitik gefragt sei. Nötig sei aber auch die effektivere Erfassung der Flüchtlinge mit kompatiblen Rechnersystemen, damit diese nicht drei oder vier Mal registriert werden müssen. Auch plädiert Ulbig für groß angelegte Transit-Lösungen wie an Flughäfen.