Polizei muss gleich zwei Wohnhäuser räumen

Erstveröffentlicht: 
02.10.2015

Die Kölner Polizei hat in diesem Monat bereits zwei Wohnhäuser räumen müssen. Der erste Einsatz verlief am gestrigen Donnerstag in der Kölner Südstadt friedlich. Der zweite ist am heutigen Freitagmittag im rechtsrheinischen Stadtteil Kalk angelaufen.

 

Die Hausbesetzer wollen mit ihren Aktionen auf die drängende Wohnungsproblematik in Köln aufmerksam machen. Der gestrige Einsatz begann gegen 7:15 Uhr vor dem Wohnhaus am Kartäuser Wall. Die Räumung des Hauses und ihrer rund zehn Besetzer verlief ohne größere Zwischenfälle. Die Beamten sprachen dabei einen Platzverweis aus, das Haus wurde anschließend durch einen Beauftragten des Hausbesitzers verschlossen und gesichert. Die Besetzer hatten sich hier über vier Wochen aufgehalten.

 

Am 4. September hatten Unbekannte das Gebäude besetzt, nachdem tags zuvor Mieter aufgrund einer Räumungsklage das Haus verlassen mussten. Der Eigentümer erstattete daraufhin und umgehend Strafanzeige. Nach gescheiterten Verhandlungen der Konfliktparteien wandte sich der Besitzer mit einem Räumungsbegehren an die Polizei Köln. Mit der heutigen Räumung entsprach die Polizei Köln diesem Begehren, hieß es dazu von offizieller Seite.

 

Dem widersprach die Links-Partei. Sie nannte Ross und Reiter und warf dem Immobilieneigentümer Täuschung vor. „Das ist schon eine schäbige Art, gegenüber den Hausbesetzern Verhandlungswillen zu heucheln und gleichzeitig die Polizei mit falschen Darstellungen zur Räumung zu bewegen. Wenn es darum geht, mit Luxusneubauten Profit zu scheffeln, kennen diese Kreise keine Grenzen“, echauffierte sich Fraktionssprecher Jörg Detjen. Auf die Hausbesetzer kommt nun ein Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs zu.

 

Auch bei der zweiten besetzten Immobilie wurden im Vorfeld der Besetzung Mieter gekündigt. Diesmal drangen die Aktivisten in das Innere des Wohnhauses Rolshoverstraße 98 im rechtsrheinischen Stadtteil Kalk ein. Auch sie protestieren gegen die so genannte „Gentrifizierung“, bei der immer mehr Bestandshäuser „luxussaniert“ und anschließend für deutlich höhere Miet- und Kaufpreise vermarktet werden.

 

Im Gegensatz zur ersten besetzten Immobilie sollte diese vor zwei Jahren verkauft werden. Die dort lebende Wohnungsgemeinschaft musste ausziehen, nachdem eine Räumungsklage erfolgreich war. Doch das Kaufbegehren der damaligen Mieter wurde ignoriert und stattdessen an einen Privatinvestor verkauft. Der machte deutlich, dass er das Haus kernsanieren und anschließend vermarkten wolle. Die Räumung erfolgte am vergangenen Mittwoch.

 

Derzeit ist die Polizei vor Ort, um auch diese Immobilie zu räumen. Die Initiatoren wollen sich aber trotz strafrechtlicher Konsequenzen und einem Großaufgebot der Polizei nicht einschüchtern lassen. In ihrer heutigen Mitteilung gaben sie ihrer Bekanntgabe die Überschrift: „So schnell werdet ihr uns nicht los“. Nicht nur Aktivisten der linken Szene machen derzeit Front gegen die Folgen der zunehmenden Wohnungsknappheit in Köln.