Ingolstadt: Kein Fußball ohne Gewalt?

Gegen tatsächliche und vermeintliche Willkür durch die Polizei haben am Samstagabend rund 100 Menschen in der Innenstadt demonstriert. Sie wurden von einem massiven Aufgebot an Beamten begleitet. - Foto: Hauser
Erstveröffentlicht: 
05.10.2015

Ingolstadt (DK) Es passiert nur selten, aber es kommt vor: Gewalt durch Polizeibeamte. Ingolstädter Fußball- und Eishockeyfans haben am Samstag zusammen mit der Gruppierung La Resistance in der Innenstadt dagegen protestiert. Am selben Tag wurden im Umfeld des FC-Ingolstadt-Heimspiels 16 Frankfurt-Fans festgenommen.

 

So richtig konnte der Stammtisch am Viktualienmarkt mit den fast ausschließlich schwarz gekleideten jungen Menschen nichts anfangen, die sich da am Samstag kurz vor 19 Uhr zu der Demo versammelt hatten. „Das sind wahrscheinlich Frankfurt-Fans“, mutmaßte einer. Mit dem Fußball hatte er recht, mit Frankfurt nicht. Denn bei den insgesamt rund 100 Protestierenden handelte es sich um Ingolstädter Eishockey- und Fußballanhänger sowie die Gruppierung La Resistance, eine unabhängige, kritische politische Bewegung, die sich nach eigenen Angaben für Frieden, Freiheit und soziale Gerechtigkeit einsetzt. Ein massives Polizeiaufgebot begleitete den gesamten Demonstrationszug, der sich vom Rathausplatz über einige Umwege wieder auf die Harderstraße und zum Omnibusbahnhof bewegte. Ein weiteres Ziel war das Amtsgericht.

Die Demonstranten, aber auch das Polizeiaufgebot erregten natürlich höchste Aufmerksamkeit in der Bevölkerung. Besonders die Besucher des Café Moritz am Rathausplatz verfolgten höchst interessiert, wie vor Beginn der Demo kurz die Spielregeln erklärt und der Verzicht auf Gewalt betont wurde. Auch während des Zugs standen die Verantwortlichen auf beiden Seiten in ständigem Kontakt und bewiesen fast so etwas wie Demo-Routine. So stellte die Polizei das Filmen ein, nachdem die Demonstranten zugesichert hatten, die Beamten nicht mehr zu beleidigen.

Die Demonstration richtete sich gegen Gewalttaten durch Polizeibeamte, nicht nur im Zusammenhang mit sportlichen Großereignissen. So erinnerte ein Redner beispielsweise an Klaus-Jürgen Rattay, der 1981 bei einem Großeinsatz der Polizei zur Räumung von besetzten Häusern in Berlin ums Leben gekommen war. Auch der Fall eines Bamberger Fußballfans kam zur Sprache. Der Mann hatte 2013 nach einem Fußballspiel unter tumultartigen Zuständen am Ingolstädter Hauptbahnhof mehrere Stockschläge von einem Beamten erhalten. Der Polizist erklärte, er sei angegriffen worden. Erst ein Handyvideo belegte das Gegenteil: Der Einsatzbericht des Polizisten war falsch. Das Verfahren gegen den Fan wurde eingestellt, der Polizist auf Bewährung verurteilt.

Wenige Stunden vor der Demonstration waren einige der Fans noch im Audi-Sportpark beim Heimspiel des FC Ingolstadt gegen Eintracht Frankfurt gewesen. Während die Ingolstädter Fans dort den ersten Heimsieg bejubelten, machten einige Anhänger des Gegners offenbar negativ auf sich aufmerksam: Insgesamt 16 Festnahmen gab es im Umfeld des Spiels, wie die Ingolstädter Polizei bekannt gab. „Es ging um Böllerwürfe, Beleidigungen gegen Beamte und Besitz von Betäubungsmitteln“, sagte gestern ein Sprecher. Dazu kommen zwei gefährliche Körperverletzungen: Unter anderem soll auf dem Parkplatz vor der Arena ein Fußballfan eine Flasche nach anderen geworfen haben. Drei Fahrzeuge wurden außerdem beschädigt, dazu kam es, wie der Polizeisprecher sagte, „zu Schubsereien“. Am Hauptbahnhof wurden fünf Fußballfans festgenommen, weil sie Polizisten angepöbelt haben sollen. Nachdem die Personalien der 16 Personen aufgenommen und sie verhört worden waren, wurden sie wieder entlassen.

„Unterm Strich ist es routinemäßig abgelaufen“, sagte der Polizeisprecher. „Das Spiel war schon als Risikospiel eingestuft worden.“ Insgesamt sei der Nachmittag aber ruhig gewesen.

Von Bernhard Pehl und Thorsten Stark