DO: „Vlanze Graphics“ - Grafikdienstleistungen für Neonazis

Martin Wegerich

„Vlanze Graphics“ nennt der Neonazi Martin Wegerich (geboren 1989) sein Projekt, unter dessen Label er Grafikdesign-Dienstleistungen für die rechte Szene anbietet. Er erstellt T-Shirt-Motive, Cover für Musik-CDs und Internetbanner, aber auch Propagandamaterial für die Neonazi-Gruppen wie „Die Rechte“.


Der aus Ibbenbüren zugezogene Wegerich wohnte einige Zeit in Emsdetten (Kreis Steinfurt) und war er bis zu ihrer Selbstauflösung im Jahr 2011 aktives Mitglied der „Nationalen Sozialisten Münster“. So trat er für diese Gruppe am 3. März 2012 als Ordner und Redner auf einem Neonazi-Aufmarsch in Münster auf.[1] Der Aufbau einer Neonazi-Gruppe in Emsdetten misslang ihm hingegen.  Vor einiger Zeit ist Wegerich nach Dortmund-Dorstfeld verzogen und bewegt sich in der dortigen Neonazi-Szene. Er nimmt weiterhin an öffentlichen Aktionen, wie zuletzt an einer Kundgebung am 6. Juli 2015 in Dortmund teil.

Grafikdesign für die Neonazi-Organisationen

Laut Selbstbeschreibung im Internet bietet „Vlanze Graphics“ seit 2013 „CD- Artwork, Design for Merch, Logodesign and many more“ an. Mit seinen Dienstleistungen unterstützt Martin Wegerich verschiedene Neonazi-Gruppen in Deutschland und im Ausland. So bedankte sich die „Die Rechte Hamm“ bei ihm für die Erstellung von Werbematerial für einen Aufmarsch am 3. Oktober 2014 in Hamm. Auch das Design des T-Shirt-Motivs mit der Forderung „Weg mit dem NWDO – Verbot!", welches von „Die Rechte Dortmund“ vertrieben wird, ist Wegerich zuzuordnen. Gefordert wird die Aufhebung des Verbots des „Nationalen Widerstands Dortmund“, der zusammen mit der „Kameradschaft Hamm“ und der „Kameradschaft Aachener Land“ aufgrund ihres Bekenntnisses zum Nationalsozialismus und zahlreicher Straftaten im August 2012 durch das NRW-Innenministerium verboten wurde. Als Sammelbecken für die ehemaligen Mitglieder der verbotenen Kameradschaften hat sich „Die Rechte“ etabliert. [2]

„Vlanze Graphics“ unterstützt zudem den Onlineversand „Antisem.it“ des Michael Brück aus Dortmund, dem stellvertetenden Landesvorsitzenden von „Die Rechte“ in NRW. In dessen Sortiment findet sich seit einiger Zeit auch ein von Wegerich erstelltes T-Shirt mit der Aufschrift „Defend Lampedusa“ und einem Hai-Motiv. Auf der italienischen Insel Lampedusa landen seit Jahren Geflüchtete, die die gefährliche Fahrt über das Mittelmeer auf sich genommen haben, um nach Europa zu gelangen. Immer wieder ertrinken Menschen bei dem Versuch der Überfahrt. So starben am 3. Oktober 2013 zirka 390 Menschen, als ihr Boot vor Lampedusa kenterte. Das oben genannte Motiv spielt in zynischer Weise auf den Massentod im Mittelmeer an. Ein ähnliches T-Shirt mit dem Slogan „Defend Europe“ erhält das Bekenntnis „I like drugs as i like refugees. Not in my country, not in europe.“

Auch für die extrem rechte Schweizer Partei „Partei National Orientierter Schweizer“ (PNOS) und für das österreichische „Alpen-Donau-Info“ hat Martin Wegerich T-Shirt-Motive designt. Die Macher des „Alpen-Donau-Info“, unter ihnen der Holocaustleugner Gottfried Küssel, wurden im Januar 2013 wegen Verstoßes gegen das NS-Wiederbetätigungsverbots von der österreichischen Justiz verurteilt. [3] Ein anderes, von dem Label „PC Records“ vertriebene T-Shirt ruft zur Solidarität mit dem ukranischen Faschisten-Batallion „Asow“ („A3OB“) auf, das im Bürgerkrieg in der Ukraine kämpft.

Aufträge für Rechtsrock-Label und -Bands


Martin Wegerich inszeniert sich selbst als Anhänger des „National Socialist Hardcore“ (NSHC). So ist es nicht verwunderlich, dass er auch für Neonazi-Bands wie „Breakdown“ und „Projekt Chaos“ oder aber auch den Rapper „Makks Damage“ arbeitet. Zu seinen Kunden gehören aber auch die Rechtsrock-Label „OPOS Records“, „PC-Records“ und „Gjallarhorn Klangschmiede“, die zu den wichtigsten Produzenten von rechter Hassmusik zählen.
„OPOS Records“ („One People One Struggle“) bietet laut Selbstbeschreibung „seit 2007 alle Produkte aus den Bereichen Rechtsrock, NSHC, NSBM, NS Metal, HC oder auch Balladen und anderen Genres an.“ Auf OPOS Records erscheinen die Tonträger zweier der beliebtesten deutschen NSHC-Bands wie „Moshpit“ oder „Path of Resistance“. Das Label gehört Sebastian Raack und Michael Lorenz. Es gilt als eines der wichtigsten Label im Bereich Rechtsrock und insbesondere im Genres NSHC hat es eine Trendsetter-Funktion. [4] Beide Inhaber waren in dem 2000 in Deutschland verbotenen Neonazi Netzwerk „Blood & Honour“ aktiv. Lorenz sogar zeitweise als Sektionsleiter Sachsen. Das Unterstützungsnetzwerk des NSU in Sachsen rekrutierte sich zu großen Teilen aus dieser Organisation und ihres Umfelds.


Chemnitz war der erste Zufluchtsort des NSU-Trios nach ihrem Untertauchen. Hier versteckten sie Neonazis von „Blood & Honour“. In Chemnitz ist auch „PC-Records“ beheimatet, eines der aktivsten Rechtsrock-Label Deutschlands.[5] Neben dem Vertrieb extrem rechter Musik - mehrere CDs wurden indiziert - unterstützt es die Szene sowohl durch Sponsoring von Schülerzeitungen oder der so genannten Schulhof-CD als auch durch die finanzielle Unterstützung des Festivals „Fest der Völker“ in Jena, das von dem Neonazi-Kader Ralf Wohlleben organisiert wurde. Wohlleben war einer der wichtigsten Unterstützer des NSU und muss sich, weil er die Ceska-Mordwaffe besorgt haben soll, in München vor Gericht verantworten.


Auf „PC Records“ erschien 2009 das Album „Adolf lebt“ der Band „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“, das den Song „Döner-Killer“, das sich mit der Ceska-Mordserie auseinandersetzt. [6] Der langjährige Betreiber von PC Records, Yves Rahmel, wurde im November 2014 zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er vier CDs mit volksverhetzenden Inhalte produziert hatte, darunter auch das Album von „Gigi und die braunen Stadtmusikanten“. [7]


„Gjallarhorn Klangschmiede“ ist ein weiteres Rechtsrock Label mit angegliedertem Versand, das sich der Dienstleistungen von Wegerich bedient. [8] Es steht der „Hammerskin Nation“, einer weltweiten Neonazi-Skinhead-Bruderschaft nahe, die ähnlich wie ein Rockerclub organisiert ist. [9] Inhaber des Labels ist Malte Redeker aus Ludwigshafen, der Chef des bedeutenden „Hammerskin Chapters Westmark“ ist. Auch er hatte Kontakte zum Unterstützerkreis des NSU. [10]


Daneben bietet das Sortiment der Modemarke „Amalek Textilien“ mit Postfach in Kiel einige von Wegerich designte Motive an. Die Marke hat sich nach Selbstauskunft nach dem in der Thora beschriebenen „Volk der Amalek“ benannt. [11] Mit der Namensgebung ist ein antisemitisches Bekenntnis verbunden. So heißt es in einer Selbstdarstellung der Marke, dass alle Völker Angst vor einer „übernatürliche[n] Macht“ der Juden gehabt hätten und es nicht wagten, einen Streit mit ihnen zu beginnen. „Nicht so Amalek: Entgegen jeder Logik und Vernunft griffen sie die Juden an und erlitten tatsächlich eine Niederlage. (…) Amalek ist die Wurzel des Antisemitismus während aller Generationen und muss dementsprechend ständig von den Juden bekämpft werden.“ Die Modemarke bietet zahlreiche den Nationalsozialismus und die Waffen-SS verherrlichende Motive an.

NS-Verherrlichung und Antisemitismus


In diese Reihe widerwärtiger NS-verherrlichender und den Massenmord verharmlosender Motive gehört auch eine Grafik, die Wegerich auf Facebook verbreitet hat. Unter einem Porträt des Reichsführer SS Heinrich Himmler steht der ihm zugeschriebene Satz „Wir Deutschen, die wir als einzige auf der Welt eine anständige Einstellung zum Tier haben, werden ja auch zu diesen Menschentieren eine anständige Einstellung einnehmen.“ Himmler war als Innenminister sowie Führer der Polizei und SS maßgeblich an der Organisation der Verbrechen der Shoah und des Vernichtungskriegs beteiligt. In genau diesem Sinne muss auch das Zitat interpretiert werden. Deutlich wird auch, wie eine vegane Ernährungsweise bei Neonazis wie Wegerich mit Menschenverachtung und Glorifizierung von Massenmord einhergeht. Bereits vor einigen Jahren hatte Wegerich die Nazis Reinhard Heydrich, Horst Wessel und Baldur von Schirach als ihn inspirierende Personen genannt.

Keinen Cent für Nazis!

„Vlanze Graphics“ bietet Dienstleistungen an, mit denen die Szene ihre Propaganda und Musik auf einem semi-professionellen Niveau herstellen kann. Neonazis wie Martin Wegerich erlangen durch ihre Arbeit Reputation in der Szene und können sicherlich auch den ein oder anderen Euro erwirtschaften. Alle anderen sollten diesem Neonazi weder Aufträge noch eine Anstellung bieten.

 

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Verweise

[1] https://linksunten.indymedia.org/node/49822 und http://antifalinkemuenster.blogsport.de/2012/03/08/3-maerz-polizei-ermoe...
Die Gruppe hatte sich Mitte 2012 in „Netzwerk Münsterland“ umbenannt und war wenig später nicht mehr öffentlich in Erscheinung getreten.
[2] http://antifalinkemuenster.blogsport.de/2014/05/01/hintergrund-die-recht...
[3] http://www.spiegel.de/politik/ausland/oesterreich-neonazi-kuessel-zu-neu...
[4] htttp://de.indymedia.org/node/740
[5] http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/pc-records-chemnitz-sachsen
[6] http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2012/10/15/neonazi-daniel-gigi-giese...
[7] http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/d-ner-killer-song-und-holoc... Rahmel fungiert offiziell nicht mehr als Geschäftsführer der Firma, sondern nur noch als Angestellter.
[8] http://www.netz-gegen-nazis.de/lexikontext/gjallarhorn-klangschmiede
[9] https://www.antifainfoblatt.de/artikel/internationaler-hass und https://www.antifainfoblatt.de/artikel/%C2%BBhammerskins%C2%AB-elit%C3%A...
[10] http://blog.zeit.de/stoerungsmelder/2014/07/25/rechtsrock-hammerskins-un...
[11] http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/antisemitismus-im-modischen...

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Super Artikel, endlich mal was Qualitatives zu Dortmund, bzw. zu dieser Szene im Ruhrpott.

Danke für den Artikel, super Recherche. Bitte spart euch in Zukunft Verlinkungen zu "blick nach rechts". Kostenpflichtige Artikel sind Scheiße.

Lächerlich wie sie krampfhaft versuchen einen auf Hardcore zu machen.

Zieht mal eure Klamotten an und geht mal auf ne ordentliche Hardcore Show, mal sehen wie lange es dauert bis man mit eich den Boden wischt.

Ich schliesse mit einem Zitat von Terror - Sänger Scott Vogel:

 

"If a Nazi walk trough that Door - beat the Shit out of him!"

 

 

161% Hardcore ihr Luschen.

Das Talent dieser Nazis scheint sich darauf zu beschränken, Grafiken zu klauen und teilweise ganze Coverartworks zu kopieren.

 

Nazis und Hardcore