Exarchia: Angriff auf Polizeistation und Scharmützel

Aufruf Plakat

Wenige Tage vor der Wahl stossen die Anti-Wahlkundgebungen der anarchistischen Bewegung in Athen nicht auf übermässiges Interesse. Gestern konkurierten mehrer Motorraddemos und andere Events miteinander. Zu einer Demo gegen die ganze Gesamtscheiße und in Erinnerung an den Mord an Pavlos Fyssas hatte eine anarchistische Versammlung an Platia Kaniggos in Exarchia aufgerufen.

 

Enttäuschend waren lediglich 150 Menschen erschienen, die sich dann doch nicht in die Nähe der Wahlkampfbühnen der Parteien im Zentrum trauten. Nach dem Rückweg ins Viertel marschierten starke Polizeikräfte von Norden her ein, entweder um die Leute daran zu hindern ins Polytechnio zu gehen oder aufgrund eines gleichzeitig stattfinden Angriffs auf die Polizeistation Exarchia. In Höhe des sozialen Zentrums VOX wurden diese MAT Einheiten mit Molotows und Steinen abgewehrt, die Gas und Flash Bang warfen. Barrikaden verhinderten den ungestörten Einsatz von DELTA, die aber in den Seitenstraßen insgesamt 9 Personen festnahmen und einige Minderjährige mißhandelten. Drei DELTAS wurden verletzt, von denen einer ins Militärkrankenhaus eingeliefert wurde. Die Verhafteten sollen morgen dem Haftrichter vorgeführt werden. Nach einer Stunde zogen die Bullen wieder ab.

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Kalimera, danke für den Bericht. Übere weitere Berichte aus Athen un GR würde ich mich freuen.

 

solidarische Grüße aus Hamburg

I second that.

 

Hmm, vor der ganzen Syriza-Geschichte hat die griechische Basisbewegung irgendwie lebendig und organisiert ausgesehen. Wie steht's damit heute? (Durchaus verständliche) Depression? Repression? Hat man der Bewegung an sich durch den ganzen pseudo-Parlamentarismus den Wind aus den Segeln genommen? Oder geht da noch was?

 

Würde mich auch interessieren ...

Ich dachte die sollen aufgelöst werden, oder haben die sich mittlerweile verselbständigt?

Die Deltas waren bereits im Februar wieder überall auf den Straßen.

 

Nur ein weiteres Wahlversprechen das niemals eingehalten wurde. Ich meine, schön naiv zu glauben, dass eine Regierung (so links sie auch sein mag - sie regiert) die evtl. wirksamste Festnahme-Einheit der Polizei auflösen würde.

Auch eine linke Regierung hat prügelnde Faschisten auf Motorrädern lieb, solange sie für ihre Zwecke arbeiten.

Der Text auf dem Plakat lautet ungefähr:

 

Staat und Faschisten morden

Am 18.9.2013 wurde der Antifaschist Pavlos Fyssas von Neonazis ermordet. Dieses Ereignis bildeτ eine weitere Facette des Staats-Terrors. Die Faschisten atmen noch immer, Refugees werden ermordet und sammeln sich in Haft-Zentren, das Einsperren von Kämpfer_innen (in etw: Rebellierenden) steigert sich. Zur gleichen Zeit versucht der Staat mittels Wahlurnen zu passivisieren und zur Kapitulation zu bringen.

Lasst uns unsere Wut auf die Straße bringen

Krieg gegen das Hier und Jetzt

Gegen jede Herrschaft

Wir bestimmen die Mittel unseres Kampfes

 

Die Geschehnisse müssen desweiteren in einem Zusammenhang gesehen werden, in dem die generelle Passivität in Griechenland rasant steigt. Und sie zeigt, dass es dennoch Leute gibt, die sich nicht durch die Perspektivlosigkeit, die sich ins alltägliche Leben zu fressen droht, neutralisieren lassen. Die sich nicht vom Gewäsch der Politiker_innen befrieden lassen.

Diese Demo, wenn auch mit wenigen Teilnehmer_innen, setzt ein wichiges Zeichen gegen Staat und Faschisten, für Selbstbestimmung und notwendige Militanz.

 

Von den 9 Verhafteten wurden am Freitag nachmittag 4 vorläufig freigelassen. Die anderen 5 werden immer noch im Polizei-Hauptquartier in Athen eingesperrt. Sie werden dem/der Haftrichter_in am Montag 11 Uhr (die beiden Volljährigen) und am Dienstag 9 Uhr (die Minderjährigen) im Gerichtskomplex Evelpidon vorgeführt. Dort wird es Solidaritätsversammlungen geben.