Ausschreitungen bei Legida-Demo – Hooligans attackieren Polizei

Erstveröffentlicht: 
15.09.2015

Die Legida-Demo am Montagabend in Leipzig ist eskaliert. Nachdem Gegendemonstranten die Route des Aufmarschs blockierten, griffen Hooligans die Polizei an. Die Sicherheitskräfte reagierten mit Schlagstöcken. An anderer Stelle kam auch ein Wasserwerfer zum Einsatz.

 

Leipzig. Bei der Legida-Demo am Montagabend ist es in der Leipziger Innenstadt zu Ausschreitungen gekommen. Dutzende Hooligans hatten sich dem Aufmarsch angeschlossen. Weil Gegendemonstranten die geplante Route mit Sitzblockaden versperrten, brachte die Polizei den Aufzug zum Stehen. Legida lehnte eine verkürzte Demostrecke ab, woraufhin sich die Hooligans vermummten, Flaschen und Böller auf Polizisten und Gegendemonstranten warfen – und schließlich die Sperre der Sicherheitskräfte durchbrachen.

 

Die Polizei setzte Schlagstöcke und Reizgas ein, um die Hooligans unter Kontrolle zu bekommen. Auch zahlreiche weitere Teilnehmer der Demo versuchten, aus der Sperre auszubrechen. Ob und wie viele Personen dabei festgenommen oder verletzt wurden, war am Abend zunächst unklar. Die Versammlungsbehörde untersagte schließlich die Fortsetzung des Legida-Aufzugs.

 

In der hitzigen Atmosphäre hatte die Polizei auch zwei Wasserwerfer aufgefahren. Einer der Wagen wollte den Georgiring passieren, musste dazu aber Hindernisse, die Gegendemonstranten auf die Fahrbahn geworfen hatten, beräumen. Nach Angaben von Polizeisprecher Andreas Loepki wurde der Wasserwerfer dann mit Steinen und anderen Gegenständen beworfen. „Daher waren auch Wasserstöße gegen Personen nötig.“ Ob es dabei zu Verletzungen kam, ist unklar.

Teilnehmerzahlen nannten die Sicherheitskräfte nicht. Augenzeugen gingen von etwa 500 Legida-Anhängern und 1000 Gegendemonstranten aus.

 

LVZ.de hat den Abend wie gewohnt mit einem Live-Ticker begleitet, den Sie hier nachlesen können:


++ 22.48 Uhr ++ Landtagsabgeordnete Juliane Nagel (Die Linke) bezeichnet es am Abend als Erfolg, dass die Leipziger die "Melange aus ,besorgten BürgerInnen', gewaltbereiten Hooligans und Nazis" in die Schranken weisen konnte. Pegida und seine Ableger seien ihrer Ansicht nach Wegbereiter für rassistische Gewalt. Dem müsse Einhalt geboten werden.

 

++ 22.41 Uhr ++ Augenzeugen berichten, dass die Polizei an diesem Abend an ihre Grenzen gelangt ist und zum Teil Schwierigkeiten hatte, die Hooligans in den Griff zu bekommen. Außerdem soll es am ehemaligen Hotel Astoria auf der Westseite des Hauptbahnhofs zu Auseinandersetzungen zwischen gewaltbereiten Neonazis und der Antifa gekommen sein. Bestätigt ist der Vorfall noch nicht, die Polizei ging am Abend zunächst davon aus, dass beide Lager bei der Demo getrennt werden konnten.

 

++ 22.29 Uhr ++ Die Polizei bestätigt den Wasserwerfer-Einsatz. Zwei Fahrzeuge standen im Leipziger Zentrum bereit – eines in der Goethestraße, ein weiteres auf dem Ring am Wintergartenhochhaus. Letzteres sollte seinen Standort verlegen und musste dazu Hindernisse wie Gitter, die Gegendemonstranten auf den Georgiring gebracht hatten, beräumen. Nach Angaben von Polizeisprecher Andreas Loepki bewarfen Gegendemonstranten den Wasserwerfer mit Steinen und anderen Gegenständen, legten neue Hindernisse auf die Straße. „Daher waren auch Wasserstöße gegen Personen nötig. Nur so konnte eine Fortsetzung des Angriffs unterbunden werden.“ Ob es dabei zu Verletzungen kam, ist unklar.

 

++ 22.13 Uhr ++ Gegenüber den Sicherheitskräften und der Versammlungsbehörde hat der Versammlungsleiter von Legida offenbar eingeräumt, die Kontrolle über die Demonstration verloren zu haben. Der Aufmarsch wurde schließlich aufgelöst. In Kleingruppen verließen die Legida-Anhänger im Anschluss relativ zügig das Gelände. Nach Polizeiangaben blieb die Situation in der Innenstadt im Anschluss zunächst ruhig.

 

++ 22.01 Uhr ++ Die Polizei spricht davon, dass sich „augenscheinlich Fußball-Klientel“ unter die Legida-Anhänger gemischt und aggressiv gegeben habe. „Noch auf dem Willy-Brandt-Platz haben sie sich vermummt und Flaschen geworfen“, berichtet Polizeisprecher Andreas Loepki. Die Versuche der Hooligans, die Blockade zu durchbrechen, hätten nur mit körperlicher Gewalt – also dem Einsatz von Schlagstöcken und Reizgas – unterbunden werden können. Ob es bei der Auseinandersetzung zu Festnahmen kam, war am Abend noch nicht bekannt. Sicher sei, dass es zu mehreren Straftaten wie Landfriedensbruch, Körperverletzungen und Sachbeschädigungen kam. Unklar blieb zunächst auch, wie viele Verletzte es gab. Nach Loepkis Aussagen wurde vermutlich mindestens ein Legida-Anhänger an der Zentralhaltestelle vor dem Hauptbahnhof verletzt. Die Ursache dafür ist noch unklar.

 

++ 21.47 Uhr ++ Offizielle Teilnehmerzahlen nennt die Polizei an diesem Abend nicht. Augenzeugen berichten von etwa 500 Personen bei Legida und gut 1000 Gegendemonstranten.

 

++ 20.55 Uhr ++ Erst nach mehrmaliger Aufforderung durch die Polizei haben auch die restlichen Teilnehmer der Legida-Demo nun den Willy-Brandt-Platz verlassen. Leipzigs Ordnungsbürgermeister Heiko Rosenthal (Die Linke) ging am Abend davon aus, dass Legida auch in den kommenden Wochen erneut aufmarschieren wird, mit einem baldigen Ende der Demonstrationen rechnet er nicht.

 

++ 20.43 Uhr ++ Wegen der Vorfälle löst die Versammlungsbehörde die Legida-Demo zwangsweise auf. Unter den Gegendemonstranten bricht Jubel aus.

 

++ 20.39 Uhr ++ Die Hooligans liefern sich heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Das Geschehen verlagert sich in den Park hinter der Oper.

 

++ 20.37 Uhr ++ Die Situation eskaliert: Hooligans aus der ersten Reihe von Legida versuchen erneut, durch die Polizeireihen zu brechen. Die Polizisten unterbinden dies rigoros, Schlagstöcke und Pfefferspray kommen zum Einsatz. Legida-Anhänger attackieren Polizeifahrzeuge. Aus dem Legida-Block fliegen zahlreiche Böller und Flaschen in Richtung der Gegendemonstranten.

 

++ 20.27 Uhr ++ Insgesamt sind offenbar zwei Wasserwerfer aufgefahren, einer vor dem Wintergartenhochhaus und ein weiterer in der Goethestraße, wo mehrere Dutzend Gegendemonstranten erneut zu einer Sitzblockade zusammengekommen sind. Nach Erkenntnissen von LVZ.de kamen die Wasserwerfer noch nicht zum Einsatz. Legida steht vor der Osthalle des Hauptbahnhofs und kommt nicht weiter. Die Situation ist angespannt, aber noch unter Kontrolle.

 

++ 20.20 Uhr ++ Offenbar setzt die Polizei einen Wasserwerfer ein. Eine Bestätigung entsprechender Berichte in den sozialen Netzwerken gibt es noch nicht.

 

++ 20.11 Uhr ++ Legida kommt nur bis auf Höhe der Ostseite des Hauptbahnhofs, der weitere Weg ist von Gegendemonstranten und Polizisten verstellt.

 

++ 20.05 Uhr ++ Tumulte am Ring: Legida-Anhänger brechen durch die Reihen der Polizei und rennen auf die ursprünglich geplante Route.

 

++ 20.01 Uhr ++ Die Polizei spricht nicht von Hooligans, bestätigt aber, dass sich „Leute aus dem Fußball-Umfeld“ in der Dessauer Straße getroffen haben, die sich später der Legida-Demo angeschlossen haben.

 

++ 19.59 Uhr ++ Legida kommt nicht voran. Im Gespräch ist eine stark verkürzte Route, die über die Goethe- und die Ritterstraße bzw. über den Brühl führen soll. Unklar ist, ob sich Legida darauf einlässt. An der Ecke zur Goethestraße haben Gegendemonstranten Metallwannen aufgestellt.

 

++ 19.48 Uhr ++ Weitere Blockade auf dem Georgiring: Am Wintergartenhochhaus stehen zahlreiche Gegendemonstranten auf der geplanten Legida-Route. Auch das Sofa ist wieder da. Nach Polizeiangaben befinden sich die Legida-Teilnehmer noch auf dem Willy-Brandt-Platz. Es wird mit der Versammlungsbehörde über eine Änderung der Route verhandelt.

 

++ 19.40 Uhr ++ Die Legida-Kundgebung ist beendet, einzelne Teilnehmer verlassen sie in Richtung Innenstadt.

 

++ 19.31 Uhr ++ Markus Johnke von Legida spricht über die Flüchtlingspolitik: „Es muss uns klar sein: Die Aufnahme von Flüchtlingen ist unser Todesurteil.“ Weiter sagte er wörtlich: „Die USA-gesteuerte Regierung muss weg, unsere Leute müssen wieder hin.“ Johnke fordert, alle Grenzen dicht zu machen und alle abzuschieben, die „nicht hierher gehören“. Die Zuhörer antworten mit Sprechchören „abschieben, abschieben, abschieben“.

 

++ 19.25 Uhr ++ Informationen aus Dresden: Pegida-Chef Lutz Bachmann hat bei der Demo am Montag die Gründung einer eigenen Partei angekündigt.

 

++19.13 Uhr ++ Die Kundgebung von Legida auf dem Willy-Brandt-Platz hat begonnen. Etwa 400 bis 500 Teilnehmer hören die Eröffnungsrede des Chefs der Rechtspopulisten, Markus Johnke. Unter den Anwesenden befinden sich auch zwei Dutzend Personen aus der Hooligan-Szene. Johnke spricht von juristischen Erfolgen, die Legida in den vergangenen Tagen erreicht habe.

 

++ 18.53 Uhr ++ Die Polizei räumt die Blockade. Die Situation bleibt friedlich. Nachdem die Einsatzkräfte das Sofa umstellt und die jungen Leute gebeten haben, die Straße zu verlassen, geben die Blockierer auf. Polizisten tragen die Couch von der Straße. Aus einem Kassettenrekorder läuft „Imagine“ von John Lennon.

 

++ 18.44 Uhr ++ Immer mehr Menschen schließen sich der Sitzblockade an, mittlerweile sind es etwa 50. Die Polizei bittet sie, die Straße zu verlassen, und schlägt vor, auf die andere Fahrbahn zu wechseln. Die jungen Aktivisten weigern sich, die Polizei wird die Blockade wohl bald räumen.

 

++ 18.38 Uhr ++ Sitzblockade an der Oper: Gut zehn junge Menschen haben eine Couch auf den Georgiring getragen. Die Polizei lässt sie zunächst sitzen.

 

++ 18.28 Uhr ++ Der Ring zwischen Augustusplatz und Hauptbahnhof ist dicht, die Legida-Route abgesperrt. Für Autofahrer gibt es kein Durchkommen mehr, auch Fußgänger und Radfahrer müssen den Bereich weiträumig umgehen. Nebenstraßen sind ebenfalls abgesperrt.

 

++ 18.00 Uhr ++ Auftakt der Kundgebung an der Nikolaikirche. Martin Hundertmark, Pfarrer an der Thomaskirche, sagt: „Wir werden Rassismus überall entgegentreten, wo er auftaucht. Wir stehen für eine weltoffene Stadt, in der jeder willkommen ist.“ Im Anschluss führt die Demo zum Augustusplatz zu einer Zwischenkundgebung. Zwischen 150 und 200 Menschen beteiligen sich daran.

 

++ 17.45 Uhr ++ In der Dessauer Straße nördlich des Hauptbahnhofs sammeln sich 50 bis 60 schwarz gekleidete Personen, die der Hooligan-Szene zugeordnet werden können. Unter ihnen befinden sich auch einige Frauen.

 

++ 17.33 Uhr ++ Die Straßenbahngleise vor dem Hauptbahnhof werden abgesperrt – zunächst nur zwei, die Gleise drei und vier sind zunächst noch befahrbar.

 

++ 15.42 Uhr ++ Wie die Polizei bestätigt, wird die Bundespolizei heute am Hauptbahnhof den Ausgang der Westhalle Richtung Zentralhaltestelle am Ring mit besetzen: Durch einen mit Gittern abgetrennten Zugang können Legida-Anhänger dann zu ihrer Marschroute gelangen. "Die nördliche Fahrbahn und die Straßenbahnzufahrt auf der nördlichen Seite bleiben aber wie in der vergangenen Woche zugänglich", so Polizeisprecher Andreas Loepki.

 

++ 15.37 Uhr ++ Einschränkung für Kunden der Leipziger Verkerhsbetriebe: Statt regulär um 20 Uhr schließt das LVB-Mobilitätszentrum heute bereits um 18 Uhr. Über Verspätungen oder Einschränkungen im Bus- und Bahnverkehr gibt es die aktuellen Infos unter www.lvb.de und www.lvb.de/v

 

Überblick über die Gegendemos und Kundgebungen:

 
Dem Rassismus den Platz nehmen, 18-22 Uhr, Platz vor dem ehemaligen Hotel Astoria und Platz am Wintergartenhochhaus, jeweils rund 300 Teilnehmer
Dem Rassismus den Platz nehmen, 17-18 Uhr, Kundgebung auf dem Augusutsplatz, etwa 100 Teilnehmer
Willkommen in Leipzig - eine weltoffene Stadt der Vielfalt, 18-21 Uhr, 100 Teilnehmer; Nikolaikirchhof (Aufzugsbeginn) → Ritterstraße → Grimmaische Straße → Augustusplatz (Zwischenkundgebung) → Grimmaischer Steinweg → Querstraße → Platz am Wintergartenhochhaus.

 

Legida-Route

Legida wird laut Ordnungsamt wie bei der Demo in der Vorwoche zwischen 18.30 Uhr und 22 Uhr vom kleinen Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof über den Georgiring zum Augustusplatz und auf dem gleichen Weg wieder zurück laufen. Das Bündnis rechnet mit 1000 Teilnehmern.