Nächste Woche kommen bis zu 150 Asylbewerber nach Dölzig

Erstveröffentlicht: 
05.09.2015

Landesdirektion will Bürger zu einer Informationsveranstaltung einladen

 

Von Olaf Barth


Dölzig. Die Anzeichen waren mehr als deutlich, gestern folgte erstmals die Bestätigung aus der Landesdirektion Sachsen (LDS): In eines der leerstehenden Bürogebäude im Dölziger Gewerbegebiet Westringstraße ziehen vorerst maximal 150 Asylbewerber ein. Die ersten von ihnen werden am 11. September erwartet, war gestern von der Landesdirektion Sachsen (LDS) zu erfahren.


Eigentlich wollte die Behörde eine Medieninformation dazu veröffentlichen, doch wurde die auf nächste Woche verschoben. "Wir wollen ja auch mitteilen, wo und wann wir eine Bürgerinformationsveranstaltung durchführen. Aber die Suche nach einem Raum ist noch nicht abgeschlossen", sagte gestern Nachmittag LDS-Pressesprecher Holm Felber. Bis zum Einzug der Flüchtlinge in den Bürotrakt würden noch ein Zaun aufgestellt und ein Wachschutz eingerichtet. Auch die Polizei, die ebenfalls zu der Info-Veranstaltung eingeladen werden soll, wäre über die Pläne informiert und würde sich darauf einstellen.


Aus Sicht der Dölziger kommen diese Informationen zu spät. Die Dorfbewohner haben längst die Aktivitäten im Gewerbegebiet mitbekommen und seit Tagen Informationen gefordert. Wie sich zu Wochenbeginn bei einer nichtöffentlichen Beratung mit dem Ortschaftsrat, der Stadtverwaltung und dem Landratsamt Nordsachsen herausstellte, waren die hiesigen Behörden und Volksvertreter nicht in die Pläne des Freistaates involviert und hatten keine Informationen (die LVZ berichtete). Viele Bürger fühlen sich deshalb von der Politik im Stich gelassen. "Es war so offensichtlich, dass hier im Gewerbegebiet eine Erstaufnahmeeinrichtung oder Sammelunterkunft hin soll. Aber offiziell sagte uns keiner was. Wir werden hier nur verarscht", schimpfte gestern eine Dölzigerin.


Die 57-Jährige will ihren Namen nicht in der Zeitung lesen, um nicht gleich in die rechte Ecke gestellt zu werden. Dort gehöre sie nicht hin, sie arbeite selbst viel mit Ausländern zusammen. "Hier geben sich die Architekten und Bauleute schon seit Tagen die Klinke in die Hand. Dabei wird über einen Ausbau für bis zu 5000 Asylbewerber geredet, was stimmt denn nun?", fragte die Dölzigerin. Der Landtagsabgeordnete Volker Tiefensee (CDU) hatte gegenüber der LVZ gesagt, dass bis zu 200 Asylbewerber kommen sollen.


Angesichts der Informationspolitik des Freistaates schütteln auch Gewerbetreibende in der Nachbarschaft mit dem Kopf. "Die Entscheidung, dass der Freistaat die Immobilie nutzen will, war schon vorige Woche gefallen, der Eigentümerwechsel da längst vollzogen. Denn schon vorigen Freitag wurden die Namen der Büros und die Werbebanner für diese Immobilien überklebt oder entfernt", erzählte ein Firmenmitarbeiter, der gleichfalls namentlich nicht erwähnt werden möchte. Die genannte Zahl von 200 Flüchtlingen halte er für viel zu gering. Dagegen spreche schon allein die Größe und Menge der lmmobilien, die hier veräußert wurden. Es würden viel größere Zahlen kursieren.


Die Dölziger Pfarrerin Ines Schmidt kritisiert ebenfalls die Informationspolitik des Freistaates Sachsen. "Damit erreicht man doch genau das Gegenteil von dem, was angestrebt werden soll. Wenn so offensichtliche Vorgänge Tage lang unkommentiert bleiben, nimmt man die Bürger eben nicht mit und gewinnt nicht deren Verständnis für solche Maßnahmen." Sie frage sich zudem, inwieweit die gewählten Volksvertreter vom Freistaat noch ernst genommen werden: "Egal ob Ortschaftsräte oder Oberbürgermeister, die tun mir schon etwas leid, denn die kriegen hier die Prügel ab, obwohl sie sich sehr um Transparenz bemühen, selbst aber keine Informationen bekommen."


Ortsvorsteher Thomas Druskat sagte zu den neuen Nachrichten nur: "Wenn das so ist, können wir nichts machen. Die Meinung des Ortschaftsrates bleibt aber, dass das Gewerbegebiet für die Unterbringung von Asylbewerbern nicht geeignet ist, wir lehnen das ab". Dennoch akzeptiere man inzwischen die Pläne des Landratsamtes, demnächst in dem Gewerbegebiet im Hotel Magnet 60 Asylbewerber unterzubringen. "Wenn der Freistaat in dem Gebiet nun selbst 150 Asylbewerber unterbringt, dann ist das gut für diese Menschen, die damit ein Dach über dem Kopf finden. Aber wie hier vom Freistaat mit den Verantwortlichen vor Ort und den Bürgern umgegangen wurde, ist skandalös." Die Dölziger plädierten mehrfach für dezentrale Unterbringung. Die rund 1800 Einwohner leben im Dorf bereits mit ausländischen Familien zusammen.