Polizeiangriffe auf Antifa-Intervention in Heidenau

Solidemo in Köln

Abgesehen von der Festnahme eines 29-Jährigen, der zuvor eine Flasche auf die in Heidenau vor dem ehemaligen Baumarkt als Unterstützung versammelten Menschen geworfen hatte, blieb es am Sonntag verhältnismäßig ruhig. Für Aufregung sorgte lediglich eine Spontandemonstration von zugereisten Antifaschistinnen und Antifaschisten, welche nach einem Angriff auf mehrere dem rechten Spektrum zugeordnete Personen durch Einsatzkräfte mit Knüppeln und Pfefferspray attackiert wurden.

 

Wenige Stunden zuvor hatte Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) nach den zweitägigen rassistischen Ausschreitungen die Einrichtung eines “erweiterten Kontrollbereichs” angekündigt, welcher es der Polizei erlaubt, ohne Anlass Personen zu kontrollieren, Personalien festzustellen und Platzverweise auszusprechen. Die noch einmal auf 250 Einsatzkräfte aufgestockte Polizei sprach noch in den ersten Stunden rund 150 Platzverweise aus.

 

Als in den Abendstunden rund 250 mit dem Zug aus Dresden angereiste Menschen lautstark die Unterkunft an der S172 erreichten und dort einen spontanen Aufzug in Heidenau anmeldeten (Fotos 1 | 2), folgte darauf wenig später ein brutaler Polizeieinsatz. Als auf dem Rückweg aus den Reihen der antirassistischen Demonstration heraus drei vor einer Tankstelle stehende Personen angegriffen wurden, drängte die Polizei die Angreifer ab und attackierte die Demonstration mit Knüppeln und Pfefferspray.

 

Dabei wurden mehrere Personen zum Teil schwer verletzt. Mehrfach konnte beobachtet werden, wie bereits am Boden liegende Personen geschlagen und getreten wurden. Erst nach einigen Minuten beruhigte sich die Lage wieder etwas und die Polizei begleitete die Gruppe ohne weitere Vorkommnisse zurück zum Heidenauer S-Bahnhof, wo sie gegen 23 Uhr wieder mit dem Zug abreisten.

 

Der Abend zeigte dann recht deutlich, welche Prioritäten die Polizei in Sachsen setzt. Während in den ersten beiden Nächten nur wenige Polizeikräfte vor Ort waren, um das rechte Treiben in der nur wenige Kilometer von Dresden entfernten Stadt zu beenden, folgten am Sonntag Polizeiübergriffe auf diejenigen Menschen, die sich entschlossen zeigen wollten, den auch an diesem Tag präsenten Nazis wenigstens für einige Stunden Einhalt zu gebieten.

 

Neben körperlichen Angriffen fielen einige der an diesem Abend eingesetzten Beamten auch mit rechten Sprüchen gegenüber linken Gegendemonstratinnen und Gegendemonstranten auf. Bereits auf dem Weg vom Bahnhof zur Unterkunft hatte die Polizei einen Wasserwerfer in Stellung gebracht und den Aufzug nach Böllerwürfen mit Pfefferspray angegriffen.

 

Beitrag von Radio FSK: Viele Verletzte nach Polizei- und Nazi Angriff auf die Anti Demonstration in Heidenau

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Schön dass sich menschen diesem scheiß entgegenstellen. Solidarität an die betroffenen.

Allerdings halte ich böllerwürfe für ungeeignet bei einem solchen anlass, da sie besonders bei menschen aus kriegsgebieten retraumarisierungen auslösen können und nach den ereignissen der letzten tage schwer einzuordnen ist, von wem das knallen kommt

Ansonsten super aktion. Danke

(Fotos 1 | 2), folgte darauf wenig später ein brutaler Polizeieinsatz.

Hm, davon ist auf den Fotos nichts zu sehen. Gibt es Fotos oder gar Filmaufnahmen?

reicht das...

Beriets nachdem wir den Bahnhof verlassen hatten, wurden Böller in irgendwelche Vorgärten geworfen. Das hielt auch an, bis wir kurz vor der Notunterkuft waren. Es kann einfach nicht sein, dass hier so unsensibel mit den eventuellen Traumatisierungen von den Geflüchteten umgegangen wird. Es sollte doch allen bekannt sein, dass die meisten der Refugees vor dem Krieg geflüchtet sind und Böllerexplosionen zu Retraumatisierungen führen können.

Insgesamt ist die Aktion am Sonntag nach meinem Empfinden ziemlich chaotisch verlaufen.

Die Polizeiführung handelte abermals konsequent im Sinne der Extremismustheorie. Diese arbeitet bekanntlich mit der Unterscheidung Staat/ Extremismus. Rassismus wird von ihr nicht erfasst, ist irrelevant. Auch zusammengeschlagene Punks oder ermordete Kleingewerbetreibende mit Zuwanderungsgeschichte (V. Bouffier, Ministerpräsident: "Nur ein Mord") sind nicht Gegenstand dieser Theorie. Antirassismus hingegen schon, wenn er das Recht des Staates, gemäß von ihm definierten Kriterien über Zuwanderung oder Ausschaffung zu entscheiden, in Frage stellt. Anti-Extremismus im Sinne dieser Theorie ist einzig Untertanengeist.

Auch Antisemitismus ist gemäß dieser Theorie nicht extremistisch. Wenn wir auch vielleicht hoffen dürfen, dass die Behördenleiter (Behördenleiterinnen) der Exekutive den Satz von Angela Merkel, welchem zufolge Solidarität mit Israel und der Einsatz gegen Antisemitismus deutsche Staatsraison seien. G´tt lob. Oder Zufall. oder ein Luxus, den eine deutsche Regierung sich aus retrospektiver Pflicht leistet, wenn es nichts kostet? Auf jeden Fall: Wäre es anders, wäre auch Widerstand gegen Antisemitismus extremistisch.