ZfA fordert Paradigmenwechsel

Die Leiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA) fordert für die Antisemitismusforschung einen Paradigmenwechsel

Die Direktorin des Zentrums für Antisemitismusforschung (ZfA) der TU Berlin erklärt im Tagesspiegel vom 18. August, dass es falsch war, den "Antisemtismus lediglich als Vorurteil (zu) begreifen", das "man mit rationalen Argumenten außer Kraft" setzen könnte. Damit, so Prof. Dr. Schüler-Springorum weiter, könne man den "spezifischen Kern" des Antisemitismus nicht erfassen.(sic!)

Anstelle dessen schlägt sie vor, die "Antisemitismusanalysen der Kritischen Theorie heranzuziehen, weil die doch über ein "weit über das Vorurteilsparadigma hinausreichendes Erklärungspotenzial (verfügten): die inhärenten Widersprüche des Kapitalismus beziehungsweise der bürgerlichen Gesellschaft und der von ihr erzeugten Pathologien".

Wie war diese völlige Abschottung des ZfA gegenüber Positionen der Vertreter der Kritischen Theorie über Jahrzehnte möglich? Hat man das, mit der Vorurteilsforschung fast automatisch verbundene, demoskopische Vorgehen deshalb verteidigt, um so gewünschte Ergebnisse zu erhalten? Wie konnte es geschehen, dass die Verbindungen zwischen dem ZfA und Vertretern der Jüdischen Gemeinden bzw. des Verbandes so eingetrübt sein?

Dieser Wechsel der grundlegenden wissenschaftlichen Positionen beim ZfA war dringend nötig und längst überfällig. Als ich 1990 ins ZfA kam, um zum Rechtsextremismus und Antisemitismus in der DDR zu forschen, war ich ein überzeugter Anhänger der Positionen von Adorno, Horkheimer und Herbert Marcuse, auf deren soziologischen und sozial-philosophischen Grundlagen zu den Ursachen des Antisemitismus, ich meine Forschungsarbeit aufbauen konnte. Deshalb bin ich am ZfA sofort als Linker gebrandmarkt und wurde über Jahre gemobbt.

Man kann gespannt sein, wie die Wissenschaftler_innen des "Zentrums für Antisemitismusforschung" mit dieser neuen Orientierung zurechtkommen. Ich finde die Konstruktion des "Zentrums für Antisemitismusforschung", sich ausschließlich auf die jüdischen Opfer der Nazis zu konzentrieren, für zu eng. Sie sollte erweitert werden. Insofern schlage ich vor, das ZfA umzuwidmen in ein "Zentrum zur Erforschung des Rassismus", das sich wissenschafltich mit den historischen und den gegenwärtigen Erscheinungen von Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus auseinandersetzt.

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Antisemitismus bezieht sich nun mal eingegrenzt auf Judenfeindschaft. Sicher ist es Teil des Rassismus im Allgemeinen. Allerdings wenn man anfängt alles zu einen Einheitsbrei zu verrühren dann gehen die spezifischen Eigenarten verloren. Die sind aber entscheidend. In den USA wurden "Neger " diskriminiert, halfen aber in der Army mit, Nazideutschland zu besiegen. Im Machtbereich der Nazis wurden Juden nicht wegen ihrer Hautfarbe verfolgt, sondern aus einen Wahn der sich teils aus traditionellen Antisemitismus speiste, großteils aber auch aus modernen! "Rassen/Vererbungsforschungen." Forschungen muß man hier in Anführungszeichen setzen, denn vielfach handelte es sich um Pseudowissenschaft, gemischt mit esoterischen Science Fiction wie Wurzelrassen (Steiner) und derartigen Unsinn. Das kann man eben nicht einfach mit allgemeinen Rassismus vermischen oder allgemein mit Verfolgung.

Sonst kommen die Nazis irgendwann auch noch und sagen, sie gehhören auch zu den Verfolgten. Na ja, war ja auch so.