Karte mit Flüchtlingsheimen nicht mehr im Netz

Erstveröffentlicht: 
17.07.2015

Eine umstrittene Landkarte, die Asylbewerberheime in Deutschland zeigt, ist aus dem Netz verschwunden. Nach SPIEGEL-ONLINE-Informationen hat Google sie unter Verweis auf eine interne Richtlinie gelöscht.

 

Mehrere Tage lang hat Google den Fall geprüft - nun hat das Unternehmen eine umstrittene Karte, die Flüchtlingsheime in Deutschland verzeichnet, aus dem Netz genommen. Sie soll gegen eine interne Richtlinie des Konzerns verstoßen.

 

Google hat sich nach eigenen Angaben schwergetan mit der Entscheidung. "Wir erachten den Zugang zu Informationen und die freie Meinungsäußerung als außerordentlich wichtig", sagte Sprecherin Lena Heuermann SPIEGEL ONLINE. "Wann immer Inhalte illegal sind, entfernen wir sie von unseren Produkten. So verfahren wir auch mit Inhalten, die gegen unsere Richtlinien und Nutzungsbedigungen verstoßen, wozu auch das Zufügen von Schaden sowie die Förderung von Hass gehören."

 

Aktivisten waren gegen die Karte Sturm gelaufen und hatten Google aufgefordert, das Werk zu löschen - weil es zu Anschlägen ermutigen könnte. Auf der Karte sind mit Google-typischen Pins Flüchtlingsunterkünfte verzeichnet, mit ihrem genauen Standort, teilweise auch mit Postanschrift und Telefonnummer sowie Informationen darüber, wie viele Asylbewerber untergebracht sind.

 

Karte war bereits Monate online


In der Legende heißt es, die Karte sei "im Zuge der Kampagne 'Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft'" erstellt worden. Auch anderes Vokabular deutet darauf hin, dass die Initiatoren aus der ausländerfeindlichen Ecke kommen. Die Karte wurde auch bereits vor Monaten auf rechten Szene-Seiten verlinkt.

 

Viele Internetnutzer hatten die Karte als anstößig gemeldet, mit Hinweis auf den von Google bereitgestellten Löschgrund "Inhalte, die zu Hass aufrufen oder gewalttätig sind". Doch ob dieser tatsächlich zutrifft, war umstritten.

 

Der Name, die die Ersteller der Karte ihrer Initiative gaben ("Kein Asylantenheim in meiner Nachbarschaft"), ist zwar eindeutig, doch in der Legende rufen sie nicht ausdrücklich zu Gewalt auf: "Wir bejahen den grundsätzlichen Anspruch auf Asyl, lehnen aber Asylmissbrauch kategorisch ab."

 

Zum anderen haben auch Zeitungen und Internetportale zuletzt Karten von Asylbewerberheimen veröffentlicht. Die Sorgen vor Gewalt gegen Ausländer sind in jedem Fall berechtigt. 2014 stieg die Zahl der Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte stark an. In den vergangenen Monaten wurden bundesweit wiederholt Heime beschmiert, beschädigt oder angezündet - unter anderem in Meißen, Tröglitz, Hoyerswerda und Solingen. Am Donnerstag wurde bekannt, dass es auch im oberbayerischen Reichertshofen einen Brandanschlag gegeben hat.