Brandanschlag auf Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

Die Brandspuren am Eingang des Verwaltungsgebäudes. Im Hintergrund ist die Pförtnerloge zu sehen.
Erstveröffentlicht: 
15.04.2015

Am frühen Dienstagmorgen haben Unbekannte Autoreifen vor dem Hauptdienstsitz der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in der Württembergischen Straße angezündet. Es entstand Sachschaden, der Polizeiliche Staatsschutz ermittelt. Senator Andreas Geisel (SPD) verurteilte die Tat.

 

Auf den Hauptdienstsitz der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt in der Württembergischen Straße wurde am frühen Dienstagmorgen ein Brandanschlag verübt. Gegen 3.30 Uhr bemerkte ein Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes Flammen an der Eingangstreppe des Gebäudes, das direkt am Preußenpark in Wilmersdorf liegt. Gleichzeitig löste ein Rauchmelder aus, weil Qualm durch ein offenes Fenster nach drinnen gezogen war.

 

Als der Mitarbeiter nachsehen ging, entdeckte er laut Polizei zwei brennende Autoreifen. Die Reifen waren direkt an der Treppe deponiert worden, die in das Gebäude führt.

 

Der Sicherheitsmann alarmierte die Feuerwehr, die den Brand löschte. Durch die Flammen wurde die Fassade, ein Fenster und eine überdachte Holzkonstruktion beschädigt, die seit einigen Monaten als Schutz vor dem baufälligen Gebäude steht. Nach Angaben eines Verwaltungssprechers ist die Holzkonstruktion mit einem brandsicheren Anstrich überzogen worden - "das war unser Glück", kommentierte der Sprecher.

 

Am Dienstagmittag waren deutliche Brand- und Russspuren auf Boden, Wänden und Decken vor dem Gebäude zu erkennen. Der Polizeiliche Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen, weil ein politischer Tathintergrund nicht ausgeschlossen werden kann. Bislang gibt es keine Hinweise auf die Täter: "Noch ist kein Selbstbezichtigungsschreiben eingegangen", sagte ein Polizeisprecher am Dienstagnachmittag.

 

Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) sagte, es habe ein "größerer Schaden" vermieden werden können, da vor den anstehenden Sanierungsmaßnahmen des Gebäudes bereits Brandschutzmaßnahmen vorgenommen worden waren. Allerdings bereite der Anschlag "Sorgen", es handle sich dabei nicht um einen "Dumme-Jungen-Streich".

 

Der oder die Täter legten den Brand in unmittelbarer Nähe der Pförtnerloge im Eingangsbereich des Verwaltungsgebäudes. Die Pförtnerloge ist nach Auskunft eines Mitarbeiters der Senatsbauverwaltung rund um die Uhr besetzt, Videokameras am Eingang gibt es allerdings nicht. Zwischen Brandort und Loge liegen höchstens drei Meter - trotzdem wurden die Täter nicht bemerkt, bis sie die Reifen in Brand gesetzt und wieder verschwunden waren.

 

Der Hauptdienstsitz der Senatsbauverwaltung wurde nicht zum ersten Mal zum Ziel von Kriminellen. Vor fast genau drei Jahren wurde in das Gebäude eingebrochen; damals verschwanden Computer und Unterlagen aus der "Chefetage" im 14. Stock, in der der damalige Bausenator und jetzige Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sein Büro hatte. Sein Nachfolger Andreas Geisel pendelt zwischen dem Gebäude in der Württembergischen Straße und einem zweiten Dienstgebäude Am Köllnischen Park in Mitte.

 

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wird seit Jahren von Gentrifizierungsgegnern heftig kritisiert; die Aktivisten werfen der Behörde vor, der Verdrängung Einkommensschwacher aus ihren Wohngebieten Vorschub zu leisten.

 

Ende März gab es eine ganze Serie von Brandanschlägen mit mutmaßlich politischem Hintergrund: Auf dem Oranienplatz in Kreuzberg brannte das "Haus der 28 Türen", das von Flüchtlingsinitiativen genutzt wurde. Einen Tag zuvor wurden Fahrzeuge des Grünflächenamtes in Friedrichshain angezündet. Zudem verübte ein mutmaßlich rechtsextremer Täter in einer Nacht gleicht fünf Brandanschläge auf Partei- und Verwaltungsgebäude im Regierungsviertel.