Hasen gegen Hooligans - plakativer Protest gegen Pegida

Erstveröffentlicht: 
24.03.2015

5500 Teilnehmer bei Kundgebung der Islamkritiker in Dresden, 900 Menschen bei Gegendemonstrationen

 

Von Hauke Heuer und Julia Vollmer


Dresden. Das islamkritische Bündnis Pegida ist gestern Abend wieder mit seinen Anhängern durch Dresden gelaufen - inzwischen zum 20. Mal. "Ohne euch wäre das alles nicht möglich gewesen. Dresden zeigt, wie es geht!", sagte Pegida-Chef Lutz Bachmann auf dem Altmarkt in Sachsens Hauptstadt. Laut der Polizei waren am Abend 5500 Pegida-Unterstützer in Dresden. An den Gegendemos hätten sich rund 900 Personen beteiligt, erklärte die Pressestelle.


Wie schon in den vergangenen Monaten kamen auch Hunderte Teilnehmer aus dem Hooligan- und Neonazi-Spektrum zur Pegida-Demo. Bereits vor Beginn der offiziellen Veranstaltung versammelten sich rund 50 teils stark alkoholisierte Rechtsextreme auf dem Neumarkt, bedrängten Gegendemonstranten und pöbelten Journalisten an. Die Polizei hatte die Lage zunächst im Griff. Zu einer Eskalation kam es erst, als der Pegida-Zug die Gegendemo am Postplatz passiert hatte. Laut Augenzeugenberichten und Beobachtungen eines Reporters dieser Zeitung stürmte die Polizei in eine Gruppe von Gegendemonstranten. Dabei sei es zu "tumultartigen Szenen" gekommen. Mindestens eine Person wurde verletzt und musste behandelt werden. Die Beamten sollen auch Personalien aufgenommen haben. Wie die Polizei mitteilte, seien drei Anzeigen wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz beziehungsweise wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte aufgenommen worden.


Die Gegendemonstranten in Dresden hatten sich dieses Mal etwas besonderes einfallen lassen. Ihre Veranstaltung stand unter dem Motto "Angst - Prozession der Angsthasen". Alle Teilnehmer waren aufgerufen, in einem Hasenkostüm zu erscheinen. Die Idee zur Hasen-Demo stammte laut Angaben von "Dresden-für-alle"-Sprecher Eric Hattke von den Künstlern rund um die Band Banda Communale, die Anfang Januar zum Neujahrsputz aufgerufen hatten. "Wir wollen die Ängste, die jeder Mensch in sich trägt, thematisieren. Was macht Angst mit uns und wie gehen wir damit um", erklärte Hattke. Auch die Flüchtlinge in Dresden hätten Ängste, schreien sie nur nicht so laut heraus wie die Anhänger von Pegida, sagte Hattke.


Auch in anderen Städten Mitteldeutschlands gab es Kundgebungen der Islamkritiker und deren Gegner, neben Chemnitz etwa in Erfurt. In der Thüringer Hauptstadt demonstrierten 400 Menschen gegen einen Aufmarsch des dortigen Pediga-Ablegers, der sich nun Thügida nennt. Dabei hätten Gegendemonstranten den Demonstrationszug durch einen Teil des Erfurter Nordens auch durch Blockaden gestört, sagte ein Sprecher der Polizei. An der Thügida-Veranstaltung selbst hätten 200 bis 300 Menschen teilgenommen. Beide Veranstaltungen fanden in unmittelbarer Nähe einer Flüchtlingsunterkunft statt. Die neue Gruppe ist aus der sogenannten Sügida-Bewegung hervorgegangen, die in den vergangenen Wochen in Suhl unter anderem mit fremdenfeindlichen Parolen demonstriert hatte.