Wirmer-Flagge, Templer-Kreuz und Nationalfahnen: Wehende Symbolik bei Legida

Erstveröffentlicht: 
10.03.2015

Leipzig. Gut zwei Monate nach dem ersten Aufmarsch von „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Legida) in der Messestadt stagniert die Zahl der Anhänger. Am siebten „Abendspaziergang“ vergangenen Montag haben etwa 800 Menschen teilgenommen – in etwa so viele, wie auch in den Wochen zuvor. Zuwächse verzeichnet die Bewegung allwöchentlich allerdings noch in der Zahl der gezeigten Flaggen. Neben einigen inhaltlichen Transparenten präsentieren die Legida-Sympathisanten vor allem Nationalfahnen und historische Banner als politische Standpunkte. LVZ-Online gibt einen Überblick über das Gezeigte und den Hintergrund der Symbole.

 

Ein Meer aus Schwarz-Rot-Gold

Ein Großteil der Fahnenträger zeigt das offizielle schwarz-rot-goldene Banner der Bundesrepublik Deutschland, schließlich geht es bei Legida und ihren Schwesterbewegungen doch vorrangig um den Schutz des Landes gegen eine angeblich drohende Islamisierung und um die Wahrung "deutscher Werte" gegenüber Einflüssen aus dem Ausland. Die Ursprünge dieser Trikolore als Symbol für Knechtschaft (schwarz), Blut (rot) und Freiheit (gold) gehen auf die Zeit der Napoleonischen Befreiungskriege zurück. Republikanische Burschenschaften griffen die Farbkombination später auf, machten sie zum Banner der deutschen Nationalbewegung. Bei der Gründung der ersten deutschen Nationalversammlung 1848 in Frankfurt/Main wurde Schwarz-Rot-Gold zur offiziellen Bundesfahne, ebenso ab 1918 in der Weimarer Republik und ab 1949 in der Bundesrepublik.  

Flaggen anderer Nationalstaaten


Neben dem bundesdeutschen sind auf Legida-Kundgebungen auch Banner verschiedener anderer Staaten zu sehen. Vor allem bei den ersten Aufmärschen zeigten Anhänger die weiß-rot-blaue Flagge der russischen Förderation, wurden Teile der Legida-Reden sogar auf Russisch gehalten – mit der Forderung, die Beziehungen nach Moskau (wieder) zu intensiveren. Zudem kann das Zeigen dieser Fahne mit den üblichen panslawischen Farben auch als Ausdruck eines Anti-Amerikanismus verstanden werden, der bei der Legida-Schwester Pegada ("Patriotischen Europäer gegen die Amerikanisierung des Abendlandes") sogar Grundkonsens ist.  

In den vergangenen Wochen wurden auch die Fahnen der Schweiz und der Niederlanden häufig bei Legida gesehen. Die angedachten Beschränkungen im Schweizer Zuwanderungsgesetz werden im Legida-Positionspapier als erstrebenswert angesehen, insofern ist das verkürzte, weiße Christuskreuz auf rotem Grund auch ein Meinungsabbild. Die niederländische, rot-weiß-blaue Flagge könnte eine Sympathie-Bekundung für die dortige Schwester-Initiative „Pegida-Nederland“ sein, die bisher allerdings nur in sozialen Netzwerken existiert.

Historische Symbole: Wirmer-Flagge und Templerfahne

 

Zusätzlich zu den verschiedenen Nationalsymbolen präsentieren die Legida-Anhänger auch gern historische Fahnen. Am häufigsten ist dabei die sogenannte Wirmer-Flagge zu sehen – mit waagerechten, gold umrandeten Kreuz auf rotem Grund. Das vom katholischen Widerstandskämpfer und ermordeten Stauffenberg-Mitverschwörer Josef Wirmer entworfene Banner sollte auf Vorschlag der CDU nach dem Ende des Nationalsozialismus die vermeintlich unpopuläre Fahne der Weimarer Republik ersetzen. Es kam allerdings anders. Seit einigen Jahren wird Wirmers Flagge mit nordisch-christlichem Kreuz nun verstärkt von Islamgegnern als Alternative zur bundesdeutschen Fahne eingesetzt.    

Am vergangen Montag war im Legida-Tross erstmals auch eine sogenannte Templerfahne zu sehen – mit rotem Templer-Kreuz auf schwarz-weißen Grund. Diese Symbolfahne geht auf den gleichnamigen christlichen Rittenorden zurück, der ab dem zwölften Jahrhundert maßgeblich an den Kreuzzügen gegen Muslime im "Heiligen Land" beteiligt war. Zwei Jahrhunderte später fiel der Orden allerdings der päpstlichen Inquisition zum Opfer, existiert heute nur noch in Historieren-Vereinen.

Seit Jahren bedienen sich auch Rechtsextreme verstärkt der Templer-Ideologie und –Symbolik. So erklärte beispielsweise der norwegische Terrorist Anders Behring Breivik vor seinen Anschlägen am 22. Juli 2011 in Oslo, er sei Mitglied im modernen Templerorden und kämpfe als Ein-Mann-Terrorzelle gegen den Islam. Laut Breivik gebe es europaweit noch 88 weitere Templer-Terrorzellen. Seither nutzen u.a. die Anhänger des Rechtsextremisten und 77-fachen Mörders die Templerfahne als Erkennungszeichen.