Geleaktes Dokument: Kreml-Strategen haben Ukraine-Krieg geplant

Am gestrigen Dienstag hat die russische Zeitung ‚Nowaja Gaseta‘ ein geleaktes Dokument veröffentlicht, das belegen soll, dass die Gewalteskalation in der Ukraine von kremlnahen Kreisen geplant wurde. [1] Die Nowaja Gaseta, bei der auch die 2006 ermordete investigative Journalistin Anna Politowskaja arbeitete, gilt als eine der letzten Inseln der Pressefreiheit. Dem Chefredakteur Dmitri Muratow zufolge stammt das Strategiepapier aus dem Umfeld des Oligarchen Konstantin Malofeew. [2]

In sieben Punkten wird darin begründet, warum ein sofortiges, massives Eingreifen Russlands in die ukrainische Politik notwendig sei, und wie dieses auszusehen habe. Eingangs wird festgestellt, dass der Präsident Janukowitsch politisch Bankrott ist und keine Unterstützung verdient. Die Zentralregierung ist paralysiert, die Opposition wird nicht angeführt von organisierten Parteien [Für russisches Verständnis ein Horrorszenario, Anmerkung], britische und polnische Geheimdienste seien involviert…

 

Dem Autor oder den Autoren des Papiers zufolge lassen Aussagen von Vertretern der EU und USA auf der  Münchner Sicherheitskonferenz darauf schließen, dass ‚der Westen‘ einen Zerfall der Ukraine billigend in Kauf nehmen würde. Auf den muss man nun hinarbeiten, indem man die ‚Fliehkräfte‘ der Regionen nutzt, die sich von einer Dezentralisierung eine Stärkung ihrer Position gegenüber Kiew versprechen. Ähnliches gilt für Teile der Oligarchie. Die russische Politik sollte deshalb nicht mehr nur auf die Beziehung der Kiewer Oppositionsparteien zur EU einwirken, sondern unmittelbar in die innerukrainischen Prozesse eingreifen.

 

In dem Dokument ist keine Rede von ‚Sicherheitsinteressen‘ Russlands, die von der NATO gefährdete sein könnten (dem häufigsten Argument in der öffentlichen Debatte). Eindringlich wird aber vor ökomischen Verlusten im Gasgeschäft gewarnt. Gazprom könnte mit der Ukraine nicht nur einen wichtigen Absatzmarkt verlieren, sondern auch die Kontrolle über das Transitnetz der Region. Von einer Abspaltung der östlichen Regionen könnte Russland hingegen profitieren: dort gibt es hochqualifiziertes Personal. Und nicht zuletzt: eine slawische Migration nach Russland von dort könnte ein Gegengewicht zur Einwanderung aus Zentralasien sein [!].

 

Nicht in allen Punkten entwickelte sich die Realität den Wünschen entsprechend: Offenbar hoffte man tatsächlich, dass die Referenden auf der Krim und später in der Ostukraine von der ‚internationalen Gemeinschaft‘ als Legitimation anerkannt werden und dass Demonstrationen der ‚Separatisten‘ als ein authentisches Pendant zum Euromaidan wahrgenommen werden. Diese Inszenierungen sind bekanntlich weitgehend durchschaut worden (mal abgesehen von Gabriele Krone-Schmalz und einige weiteren skurrilen Medienphänomenen). 

 

Das Papier wurde vor der Flucht Janukowitschs ausgearbeitet – also auch vor jenen Ereignissen, die nach russischer Lesart ein ‚faschistischer Putsch‘ waren und als Rechtfertigung für die spätere Politik des Kreml genutzt wurden. In einer Mischung aus Zynismus und Pragmatismus legt es dar, dass Russland von einer Westintegration der Ukraine Nachteile, von einem Zerbrechen des Landes aber große Vorteile haben könnte.

 

Noch ist nicht sicher, ob das Dokument wirklich authentisch ist. Es muss daher kritisch gesehen werden. Sollte es jedoch tatsächlich, wie von Muratow behauptet, aus dem Malofeew-Umfeld stammen, dem Kreml vorgelegt worden sein und dort auf Akzeptanz gestoßen, dann wäre das nicht weniger als der Beweis für die Verantwortung der russischen Regierung für den Krieg in der Ukraine.

 

[1] Nowaja Gaseta (Russisch): http://www.novayagazeta.ru/politics/67389.html ; Englische Übersetzung bei KiyvPost:  http://www.kyivpost.com/content/ukraine/roadmap-for-annexing-eastern-ukraine-leaked-from-putins-office-381811.html 

[2] http://www.20min.ch/ausland/dossier/ukraine/story/25109544

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dröstelt man das Kino mal ganz historisch auf, so war Benjamin Bidder, ein übler und vor allem ganz dummer Hetzer, der diese Headline schon letztes Wochenende auf Spon geknallt hat, wo es ein wenig später sang und klangslos unterging. Darin berichtete auch Bidder, der in schicker Kokurrenz mit Rotzheimer von Springer medial ab und zu tanzen darf, es gäbe ein ganz, ganz, ganz geheimes Dokument in der nowaja gaseta, welches aber noch nicht herausgebracht werden kann, weil noch unklar ist, ob es eine Fälschung oder Wahrheit ist.

 

Tja holla die Waldfee - im bezahlten Headlinekino gibt es ja verschiedene Strategien, aber wenn jemand einen Knaller, einen Shot hat, dann plaudert darüber kein Konzern, sondern knallt das Ding raus, wenn alles der internen Prüfung standgehalten hat. Genau aus diesem Grund, fett ankündigen, und vertrösten, war der Grund warum der Bidderssupershot ganz schnell wieder bei Spon von der Headline verschwunden ist.

 

Selbst aus bürgerlicher Sicht, taugte dieser dort behauptete Dreck nicht mal als Verwertungsprodukt.

Rund 1500 bis 2000 Ultra-Rechte, gut ausgestattet mit Molotov-Cocktails, belagern den Präsidentensitz Poroschenkos - weil sie gegen das Friedensabkommen sind. 

 

Und was wird hier wieder diskutiert?

 

Finde den Fokus der Berichterstattung hier auf Linksunten Indymedia etwas seltsam.

Seit wann hat die "Berichterstattung" auf Linksunten einen Fokus?Was die Belagerung in Kiew angeht: Bitte Belege nachreichen.

Na, womit sich die Menschen, die Linksunten aktiv nutzen, so beschäftigen, was sie verfolgen, was sie machen, was sie für Artikel einstellen - daraus ergibt sich doch ein Gesamtbild. Und wenn sich für bestimmte Sachen kaum, für andere Sachen sehr interessiert wird, spreche ich von einem Fokus.

 

Rechter Sektor in Kiew gestern:

http://rt.com/in-motion/235427-kiev-right-sector-march/

http://tvzvezda.ru/news/vstrane_i_mire/content/201502251627-gtgl.htm

RussiaToday als Quelle? Im Ernst? Das ergibt ein trauriges Gesamtbild.

 

Die Demo hat tatsächlich stattgefunden, aber nichts mit dem Strategiepapier zu tun. Wer sich über die Ukraine informieren möchte, sollte das mit Sicherheit nicht bei der russischen Staatspropaganda tun. Hier beispielsweise eine Facebook-Seite von ukrainischen Antifaschisten:

https://www.facebook.com/aftermaidan

Also beim Deutschlandfunk klingt das eindeutig. Da berichtet Florian Kellermann von vor Ort:

"Angehörige der paramilitärischen Organisation "Rechter Sektor" demonstrierten heute in der Innenstadt von Kiew gegen Korruption und Amtsmissbrauch. Sie forderten die Machthaber auf - so wörtlich - für Ordnung im Staat zu sorgen. Die Teilnehmer drohten in ihren Sprechchören mit einem militärischen Umsturz in der Ukraine. Einer der Organisatoren sagte (O-Ton Overvoice): "unsere heutige Aktion ist friedlich, sie ist als Warnung gedacht, aber wir werden nicht Monate oder Jahre warten, bis unsere Forderungen umgesetzt sind."

http://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2015/02/25/dlf_20150225_2329_4...

Alexander Dugin, faschistischer Ideologe, kremlnah und oft im russischen Fernsehen, sprach bereits im April 2013, dass Russland Europa erobern sollte: https://www.youtube.com/watch?v=e-oH58VA5Rw

Und warum wird in den Kommentaren immer auf die Ukraine geschimpft. Ein gegegenüber Russland schwächeres Land muss sich verteidigen. Die Soldaten wollen nicht in den Krieg, sie wollen nicht sterben, aber was sollen sie tun, wenn sie angegriffen werden?

Was in welchem Kommentar hast du als "Beschimpfung der Ukraine" empfunden? 

 

"Die Soldaten wollen nicht in den Krieg, sie wollen nicht sterben, aber was sollen sie tun, wenn sie angegriffen werden?" - Es gibt ja zum Glück unglaubliche viele Deserteure, die sich den verschiedenen Teilmobilmachungen in der Ukraine entzogen haben! Die Freiwilligenbataillone des Rechten Sektors hingegen wollen leider unbedingt in den Krieg, und protestieren militant gegen alle Anflüge von Friedensabkommen. Im übrigen ist es doch die ukrainische Armee + Freiwilligenbataillone, die gen Donbass marschiert und die Städte mit Artillerie beschießt, aus denen heraus sich die "Separatistinnen und Separatisten" (ich weiß nicht wie die sich selbst gerne bezeichnet sehen möchten) wehren MÜSSEN. Du VERDREHST wer wen angreift.

Deine "Separatistinnene und Separatisten" haben gerade Debalzewo zerbombt und da erzählst du weiter den üblichen Quatsch.

Der Rechte Sektor war eine Dachorganisation aus nationalistischen, konservativen und rechtsradikalen Kleingruppen während der Maidan-Proteste. Diese Meta-Struktur ist danach weitestgehend zerfallen, sie war eine Art Zweckbündnis. Dessen Anführer Dmytro Jarosch führt jetzt einen Freiwilligenverband unter diesem Namen an, es gibt einen zweiten. Ein konkurrierender Verband ist das Asow-Bataillon, das von Kadern der Neonazi-Splittergruppe "Sozial-Nationale-Versammlung" gegründet wurde. Das Bataillon Donbas gilt ebenfalls als ultranationalistisch, aber im Gegensatz zum Asow nicht als rassistisch.

 

Die zahlreichen anderen Freiwilligenverbände kann man nicht einfach als rechtsradikal einstufen. "Unglaublich viele Deserteure" gibt es auch nicht, zumindest nicht außerhalb der russischen Desinformation. Aber natürlich nehmen die Desertationen zu, weil die Lage immer auswegloser wird angesichts der massiven Aufrüstung durch russische schwere Waffen und Kämpfer auf der anderen Seite.

https://www.facebook.com/video.php?v=1689627557930955

 

Hier mal ein Video, leider auf Facebook, das einen Eindruck gibt von antimilitaristischem Widerstand gegen die Kriegspropaganda in der Ukraine... natürlich kann ich nicht genau einschätzen, in welchem Ausmaß desertiert wird, kannst du es? 

Dugin ist ein faschistischer ideologe! Und der hat direkte Verbindung zu Konstantin Malofeev.

 

"Alexander Dugin, der führende Verschwörungstheoretiker Rußlands" (Antifa Infoblatt, 20.09.2007)

https://www.antifainfoblatt.de/artikel/der-mythos-der-j%C3%BCdischen-wel...

 

Dugin am 7.3.2015 in Deutlschand beim „Lesertreffen“ der Zeitung Zuerst:

http://www.bnr.de/artikel/aktuelle-meldungen/konspiratives-lesertreffen

 

Hintergrundinfos zu Dugin und seiner Ideologie:

https://krzysztofwrath.wordpress.com/2015/02/16/hohepriester-der-apokaly...

 

Dugin, Malofeew und die rechten Parteien in Europa:

http://www.searchlightmagazine.com/archive/far-right-international-confe...

Wenn schon, dann komm uns doch bitte mit Äußerungen von Präsident Putin. Und nicht mit irgendso Knallcharchen mit Popenbart. "Putin" ist doch angeblich der ach so allmächtige Diktator. So stand es auf welt.de zu lesen und auf taz.de und faz.de und zeit.de und boell.de undundund. Und übrigens: Ukrainische Soldaten werden nicht angegriffen, sondern einberufen. Und sie haben alle einen eigene Kopf und die Wahl.

 

http://www.gruene-friedensinitiative.de/cms/unterstuetzt-die-kriegsdiens...

Vielen Dank für den Artikel!

 

Ich kann mir gut vorstellen, dass es stimmt, dass derartiges aus dem Umfeld von Malofejew stammt, vorgelegt und akzeptiert werde, dass es noch dutzende solche "strategische Papiere" gibt, aber... Vieles ist auf der Hand und nicht mal verheimlicht. Selbst Putin erzählt gerne im Fernsehen aus welchen ukrainischen Verwaltungsgebieten "Neurussland" besteht: https://www.youtube.com/watch?v=YXr-oLbT8Qc

 

Auch ohne irgendwelche geheime Dokumente heranzuziehen - seien sie authentisch oder nicht - finde ich die Sachen sowieso ziemlich klar: Russland greift einen viel schwächeren Nachbarn militärisch an* und ein bemerklicher Teil der deutschen Linken spielt  dabei die unrühmliche Rolle von usefull idiots (oder noch schlimmer, schlägt sich ganz offen auf die Seite vom russischen Imperialismus). Für jemanden wie mich, war das einfach eine Katastrophe, das zu verfolgen...

 

* Krim-Annexion sei ein "Mythos", jaja... "Entrüstete Minenarbeiter" in der Ostukraine bedienen Dinge wie Grad, Smertsch, Uragan, Buk ganz problemlos. Die Dinge haben sie einfach aus der Mienen geholt.

A propos Germal Left und die Ukraine: http://de.euromaidanpress.com/2015/02/19/anna-veronika-wendland-anstand-...

Sie ist zwar wirklich sauer, aber auch nicht ohne Grund.

"Während unsere deutschen Linken-Abgeordneten sich zwischen Gaza-Flottille und Donbass als Solidaritäter von Rechtsextremen und Judenhassern betätigen"

 

Die Zielgruppe eurer Propaganda sind wohl eher die israelsolidarischen Teile des linken Spektrums? 

 

zeigt, dass es nicht ein „vor der Krise entworfener Plan für eine Krise“ war, sondern eine Reaktion auf die seit November 2013 schwelende Krise.

 

Solche Pläne kursieren in allen Regierungen 
und Think Tanks.


Eigentürmer ,

Im Juni 2006 erwarben der ehemalige Präsident der UdSSR Michail Gorbatschow, der die Zeitung schon bei ihrer Gründung unterstützte[5] und der Bankier und ehemalige Dumaabgeordnete Alexander Lebedew (zuletzt Partei Gerechtes Russland) gemeinsam 49 Prozent der Anteile an der Nowaja Gaseta. Die restlichen 51 Prozent befinden sich weiterhin in den Händen des Redaktionskollektivs.[6][7] Die durch den Verkauf des Anteils eingegangenen Mittel sollen zu einer Erweiterung der Zeitung genutzt werde

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Nowaja_Gaseta#Eigent.C3.BCmer

 

Alexander Lebedew

 

Das Forbes Magazine listete ihn im Mai 2008 mit einem Vermögen von 3,1 Milliarden US-Dollar auf Rang 358 der Liste der reichsten Menschen der Welt und zählt ihn damit auch zu den reichsten Russen.

 

http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_Jewgenjewitsch_Lebedew

 

..ein ganz besonderer Feind Putins, der schon mal live Leute in Shows verprügelt. Aber das nur am rande. 

 

http://m.heise.de/tp/artikel/44/44249/1.html.

 

Interessant ist auch, was die gaseta weggelassen und geschwärzt hat....auch die nyt jedenfalls haelt das ding für unbewiesen und unglaubwürdig....