Mindestlohn ja aber nicht so!

Hallo, worum es hier geht ist ein Problem was wahrscheinlich mehr Menschen betrifft als Mensch annimmt. Falls es noch nicht alle mitbekommen haben seit dem ersten Januar dieses Jahres gilt in Deutschland der sogenannte Mindestlohn für alle Menschen die in irgendeiner Weise in einem Arbeitsverhältnis stecken.

Dieser Mindestlohn ist an sich nicht schlecht, klar ist die Einführung nicht undiskutabel, zu wenig, zu Spät usw. doch für einfache Arbeitnehmer_innen ist es nicht schlecht statt prekärer 5€ nun 8,50€ zu bekommen. Doch  wie es immer ist gibt es nicht nur Vorteile für viele Arbeitnehmer_innen, ich kann nun nur aus eigener Erfahrung schreiben, dass in der Gastronomie eine neue Regelung bei vielen Kneipen, Restaurants usw. in Kraft tritt und zwar das die Chef_innen nun anfangen das Trinkgeld der Angestellten einzubehalten um so auf ihre Gewinnspanne trotz Mindestlohn zu kommen. Dass das gegen das Arbeitsrecht verstößt ist vielen wohl scheinbar egal oder die Arbeitnehmer_innen haben nicht den Mut sich zu wehren. Obwohl viele von ihnen trotz der 8,50€, vom Trinkgeld Abhängig sind um über die Runden zu kommen, traurig aber wahr. 

 

Dies ist kein Aufruf Gaststätten usw. zu Boykottieren von denen ihr wisst das es dort so Läuft, den durch einen Boykott verschlechtert ihr die Situation der Arbeitnehmer_innen im Zweifel nur noch mehr durch Stundenstreichung oder sogar Entlassungen. Dies ist ein Aufruf dazu das ihr in Gaststätten usw. einfach die Arbeitnehmer_innen Fragt an wenn das Trinkgeld geht wenn ihr es gebt, dies tut ihr am besten so das es auch noch andere mitbekommen, wenn die Antwort kommt, dass da Geld an den/die Chef_inn geht, gebt nichts! Denn kein Cent Trinkgeld für die Chef_innnen.

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Leider betrifft tie obige Beschreibung nicht nur die Gastronomie. Ich gehöre zu denen, denen ihr früh am morgen begegnet, wenn ihr aus der Kneipe kommt. 6,38 Sundenlohn brutto,unklar ist bis jetzt, ob Km- und Fahrgeld noch extra gezahlt wird oder nicht. Von der freiwilligen Weihnachtsgratifikation will ich nicht einmal mehr träumen. Als Hartz IV Empfänger wäre Km-Geld als Teil des Mindestlohns (nicht extra angeführt) ein herber Verlust, da bislang  nicht mit angerechnet wird vom Amt. 

Sonntagszeitung bspw. aus Oldenburg liefert bereits Samstags aus, weil Jugendliche ab 14 Jahren Samstags arbeiten dürfen aber nicht unter dem Mindestlohn fallen. Kilometergeld wurde bereits gestrichen. 

das gesetzt sieht nur eine individualrechtliche Möglichkeit vor den Mindestlohn durch zu setzten. Wie das geht und wie man ihn auch kollektiv im betrieb durchsetzen kann erfährt ihr bei den Syndikaten der fau (www.fau.org)

ich hätte auch noch einige andere punkte die den mindestlohn ein wenig problematisch machen oder konterkarieren, egal wie sinnvoll er sicherlich für viele ist. nur ein beispiel: eine person arbeitet schon seit vielen jahren in einem betrieb und hat sich auf ein gewisses lohnlevel (welches trotzdem niedrig ist) hochgearbeitet, nun gibt es den mindestlohn und ein neuer arbeiter oder arbeiterinn kommt, diese bekommt nun sofort den lohn, den der die andere erst nach jahren der arbeit erhalten hat. irgendwie ist das schon unfair. es gibt auch noch mehr beispiele die nicht nur diffus unfair sind, sondern tatsächlich problematisch.

was ich bei solchen debatten immer empfinde, ist das sich alle teile der gesellschaft (die oberschicht und die gesetzgeber ja eh) aber auch die unterschicht, die betroffen ist, schon längst mit diesen lächerlich niedrigen entlohnungen zufrieden gegeben haben. auch die leute der vermeintlichen mittelschicht, die dann sagen, "na einen so teuren friseur werd ich mir dann wohl nicht mehr so häufig leisten, und wenn da jetzt alles teurer wird" (klischee), haben dabei längst aus den augen verloren, welch wackelige stützen ihre vermeintliche mittelständigkeit hat. ihren relativen reichtum, können sie ja nur aufrecht erhalten, weil sie in form einer pyramide ihre lasten (billiger konsum von gütern und dienstleistungen) auf die arme breite masse verteilen. das sind natürlich allgemeinplätze, aber eben weil es im prinzip ja klar und alltbekannt ist, wundert es mich, dass es nicht wirklich viele äußerungen aus der "bürgerlichen öffentlichkeit" gibt.

 

nach 10 jahren harz 4, im grunde genommen ja eine chronische krise, die immer auf den schultern der lohnmenschen und noch ärmeren abgewältzt wurde, hat sich die armut und der mangel soweit normalisiert, dass man einen anderen zustand gar nicht mehr zu kennen scheint. das der konsum von unsinnigen elektronikartikeln trotzdem keinen abbruch erkennen läßt, ist dabei nur ein schlaglicht auf die manipulationsfähigkeiten der spätkapitalistischen werbegesellschaft.

trotz allem hoffe ich das der m-lohn für viele verbesserungen bringen wird, auch wenn man davon nichts hören wird, soweit funktioniert die klassische selbstzensur der medienwelt noch.

Solche Leute müssen benannt und geoutet werden, durch eine schwarze Liste auf noblogs zum Beispiel, vom mir aus auch Meldung beim Arbeitsministerium. Es kann doch nicht sein, dass Angestellte so beschissen werden und die Reaktion von dir erinnert mich an Typen, die von der Mafia erpresst werden und aus Angst nicht um Hilfe bitten und es so noch schlimmer für sich machen.

Ansonsten Selbsthilfe. Ich kann nur sagen, dass in meinen miesbezahlten Jobs auf merkwürdige Weise immer einige Sachen den Geist aufgegeben haben oder gleich ganz abhanden kamen. Ausbeutung darf sich nicht lohnen für die, also wehrt euch, verdammt! Für seine Rechte muss man kämpfen, auch wenn's weh tut und erst mal nichts bringt außer Befriedigung.

"Doch  wie es immer ist gibt es nicht nur Vorteile für viele Arbeitnehmer_innen, ich kann nun nur aus eigener Erfahrung schreiben, dass in der Gastronomie eine neue Regelung bei vielen Kneipen, Restaurants usw. in Kraft tritt und zwar das die Chef_innen nun anfangen das Trinkgeld der Angestellten einzubehalten um so auf ihre Gewinnspanne trotz Mindestlohn zu kommen. Dass das gegen das Arbeitsrecht verstößt ist vielen wohl scheinbar egal oder die Arbeitnehmer_innen haben nicht den Mut sich zu wehren. Obwohl viele von ihnen trotz der 8,50€, vom Trinkgeld Abhängig sind um über die Runden zu kommen, traurig aber wahr."

 

Hallo?! Schonmal was von Gewerkschaften gehört?

Dem Mindestlohn dafür die Schuld geben hat schon was extrem weltfremdes, hier ist doch der Chef das Problem. Sind wir hier auf einer linken Seite oder dem Arbeitgebertag?

Gewerkschaft in D-land :D der war gut, ich glaub der letzte Arbeitskampf in D-land war 1919 oder so :D

Mit Millionen Teilnehmern und das trug dann auch zur Entwicklung der sogenannten sozialen Marktwirtschaft bei und verhinderte das für Westdeutschland angedachte US-Modell.

Deswegen sind ja sogenannte politische Streiks heute auch verboten.

Grundsätzlich haste aber Recht

viele freund*innen berichten mir derzeit von den schwierigkeiten im betrieb, den mindestlohn umzusetzen.

meine meinung: wenn für den mindestlohn kein geld da ist, muss eben am management gespart werden. wer seine angestellten ausbeutet, braucht sich nicht wundern, wenn die ihn auf die straße setzen und den betrieb übernehmen. in betriebsräten (die nichts mit der bisherigen bedeutung des wortes zu tun haben) können die menschen selber entscheiden, wie sie ihre arbeit und ressourcen einsetzen wollen und wie sie gewinne aufteilen, ob als lohn oder investition ins unternehmen. in jugoslawien, argentinien und spanien hat dieses system gut funktioniert.

 

das deutsche streikrecht sieht solche maßnahmen nicht vor, darum gibt es eigentlich keine gewerkschaft, die diese interessen wirklich umsetzen kann. hier stellt sich aber auch die frage, ob das nicht massive chancen für die ausweitung des streikrechts und arbeitskampfes bietet, denn es bedeutet den gesetzesbruch gegen gesetzesbrecher.

hier nur noch mal der hinweis auf die syndikate der ->fau-iaa.

diese helfen euch gerne mit RAT und TAT in einem ersten Schritt zumindest den Mindestlohn durch zu setzen. Und wenn ihr schon dabei seid: Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, bezahlter Urlaub usw sind ebenfalls Dinge die jedem und jder Arbeiter*in zu stehen!!

reinrechnen, wenn es keine schon vor dem 1.1. durchgeführte Dienstvereinbarung gibt, ist nicht rechtens. Leute, ihr könnt auf Indymedia über eure ganz speziellen Schwierigkeiten (bzw. die eurer Chefs/Chefinnen) lamentieren und einen Haufen komische und vage Antworten bekommen, oder ihr kontaktiert eure örtliche und wenn möglich auch noch Lieblingsgewerkschaft. Die machen nämlich seit Anfang Januar Telefonberatungen und soweit mir bekannt musst du auch nicht erst den Mitgliedsausweis durchs Telefon beamen. Und selbst wenn sie diese nicht anbieten, müssten sie euch die spezielle Frage beantworten können.