Vermummte Linksextremisten randalieren am Rathaus Neukölln

Erstveröffentlicht: 
11.05.2015

30 bis 50 vermummte Linksextremisten haben am späten Samstagabend in Neukölln Steine und Farbbeutel auf das Rathaus, das Amtsgericht, Geschäfte und zwei Banken geworfen. Sie hinterließen Flugblätter mit dem Titel "Oury Jalloh - Das war Mord". Auch zwei Polizeiwachen wurden attackiert.


Oury Jalloh war ein Asylbewerber aus Sierra Leone, der vor genau zehn Jahren bei einem Feuer in einer Dessauer Polizeizelle starb. Als die Polizei am Abend in Neukölln eintraf, fanden die Beamten an den Gebäuden nur noch die Flugblätter. In der Nähe des Rathauses wurden allerdings vier Tatverdächtige festgenommen. Zwei wurden nach Pesonalienfeststellung wieder frei gelassen, zwei sollten am Sonntagabend dem Haftrichter vorgeführt werden. Der für politische Delikte zuständige Staatsschutz der Polizei hat die Ermittlungen übernommen.

Die organisierte Randale begann um 22.20 Uhr. Die Täter warfen nicht nur Farbbeutel und Steine auf die Amtsgebäude und das Einkaufcentrum auf der anderen Straßenseite.

Sie griffen auch den Wagen eines Wachschützers an. Sie zer schlugen die Heckscheibe des Wagens und warfen Farbbeutel hinein. Der Fahrer blieb unverletzt. Am Rathaus hinterließen die Täter mit Farbe den großen Schriftzug „ACAB“ und „Oury Jalloh“. Das ACABsteht für All Cops are Bastards“. Parallel dazu versuchte die Gruppe, das Ausrücken der Polizei zu verhindern. Am Neuköllner Polizeiabschnitte 54 (Sonnenallee) wurde die Hofeinfahrt, in der die Streifenwagen stehen, mit einem Fahrradschloss versperrt. Vor dem Abschnitt 55 wurden Krähenfüße auf der Rollbergstraße verstreut. Allerdings fuhr sich nur eine Autofahrerin an den spitzen Metallwinkeln die Reifen kaputt.

Auf den Flugblättern wird eine Aufklärung im Fall des am 7. Januar 2005 bei einem Feuer in einer Dessauer Polizeizelle gestorbenen Asylbewerbers Oury Jalloh gefordert. Der Sachschaden ist beträchtlich. Ein Bekennerschreiben tauchte zunächst nicht auf. Auf einem einschlägigen linksextremistischen Internetportal wurden vor einigen Tagen Fotos einer symbolischen Umbenennung der Okerstraße, ebenfalls in Neukölln, in "Oury-Jalloh-Straße" veröffentlicht. Der Beitrag endete mit der Parole "Erinnern heißt kämpfen". Am Sonnabend hatten 30 Demonstranten vor der Dessauer Staatsanwaltschaft neue Ermittlungen gefordert. Vor einigen Tagen hatte es ebenfalls wegen Oury Jalloh einen massiven Angriff mit Steinen und Pyrotechnik auf eine mit zwei Beamten besetzte Polizeiwache in Leipzig gegeben.