Wien : Sponti nach Urteilsverkündung ("Schleppereiprozess")

Zeichnung zum "Schlepperei"-Prozess // §114FPG

Nachdem in der Nacht von 4. auf 5. Dezember in Wiener Neustadt das Urteil im sog. „Schleppereiprozess“ gefällt worden ist, wurde für Freitag um 20:30 Uhr zu einer Sponti zum Markus-Omofuma-Denkmal mobilisert.


Mehr Infos dazu: https://linksunten.indymedia.org/node/129015 

 

Trotz der kurzen Mobilisierungszeit fanden sich dort etwa 150 Personen ein, um gegen 21 Uhr gemeinsam loszuziehen.

Zu diesem Zeitpunkt waren zwei Bullen mit einem zivilen Auto vor Ort.

 

Die Demo bewegte sich auf der mehrspurigen Museumsstraße Richtung Landesgericht/Knast Josefstadt und bog vorher ab, um noch einen Abstecher am Rathaus vorbei zu machen. Anschließend gings weiter über die Alser Straße, kurz durch den Campus, wo halbherzig versucht wurde, die Polizei abzuschütteln, die bis dahin mit etwa 10 Bullen die Demo begleiteten und sich immer wieder an die Spitze der Demo stellten, um den Verkehr zu regeln.

Anschließend gings auf der Alser Straße Richtung Gürtel, wo sich entgegen die Fahrtrichtung im Feierabendverkehr in Richtung PolizeiAnhalteZentrum Hernals bewegt wurde, danach ging die Demo noch ein Stück Richtung Innenstadt und löste sich ohne weitere Vorkommnisse auf. Das ganze dauerte eine gute Stunde und mehr Bullen waren weit und breit nicht zu sehen.

 

Es wurden durchgängig Parolen gegen Polizei, Justiz usw. skandiert und ein paar mal wurde (jedoch sehr halbherzig) versucht, die Polizeibegleitung abzuschütteln. Die wiederum verhielt sich extrem deeskalierend.

 

In Wien kommt es nicht allzuoft vor, dass eine unangemeldete Spontandemo dermaßen von den Bullen ignoriert, ja sozusagen schon toleriert wird und dass so viele Leute unangemeldet und sozusagen illegal auf die Straße gehen. Schade, dass es dafür immer wieder so „drastische Ereignisse“ braucht. Das können wir doch auch so!

 

Allerdings könnte da in Zukunft noch sehr viel mehr drin sein. Einige subjektive Anmerkungen dazu:

 

# da es zu keinerlei Konfrontationen mit Bullen u.Ä. kam, ist anzunehmen, dass das Hauptaugenmerk der Teilnehmenden darauf gerichtet war, ihrem Unmut Luft zu machen und „die Leute“ auf der Straße zu erreichen/zu informieren. Dazu wäre es hilfreich, Flyer zu verteilen, bzw. zumindest Parolen zu rufen, die die Leute auf der Straße auch verstehen und nicht 150 Leute unterschiedliche Parolen, jedoch zur selben Zeit.

 

# ein LVT-Bulle konnte die meiste Zeit ungestört neben der Demo herlaufen und sich Notizen machen, er stand sogar zeitweise in der Demo selbst und wurde kaum auf sein „Fehlverhalten“ mit der richtigen Konsequenz hingewiesen...da dürfte es wohl reichen, wenn 2,3 Leute intervenieren!

 

# die Demo lief weitestgehend sehr gestreckt und wenig kompakt, sodass ein Eingreifen, bzw. Herausgreifen von Einzelnen durch die Bullen sehr leicht möglich gewesen wäre. Vielleicht kann beim nächsten Mal so etwas wie ein Block gebildet werden, der tatsächlich einen gewissen Schutz vor Angriffen bietet, bzw. es auch erleichtert, selber anzugreifen.

 

# altes Thema aber: Hunde, Fahrräder & Co. schränken die Bewegungsfreiheit der ganzen (!) Demo ein, wär besser sie wenn möglich zu Hause zu lassen.

 

# eine Demo, die sich nahezu völlig ungestört von den Bullen bewegen kann, hat auch die Möblichkeiten, diverse Einrichtungen z.B. mit Farbe oder Feuerwerk anzugreifen. In diesem konkreten Fall beispielsweise das Landesgericht, das PAZ Hernals, aber auch die Bullen selber und deren Fahrzeuge.

 

# auf der Strecke waren einige Baustellen, Weihnachtsmärkte, usw. die als mögliche Barrikaden verwendet werden könnten, um die Bewegungsfreiheit der nachrückenden Cops

einzuschränken, bzw. diese abzuschütteln.

 

# ...

 

 

Es ist wichtig, aus vorangegangenen Situationen zu lernen und Erfahrungen und Rückschlüsse für die Zukunft zu ziehen.

Eine bessere Vorbereitung kann in vielen Fällen ein interessanteres Ergebnis erzielen, um nicht in den Trott einer Latsch-Demo zu verfallen und den Bullen nicht genau das zu geben, womit sie sowieso schon rechnen. Und dann macht das Ganze auch wesentlich mehr Spaß und motiviert für andere Sachen!

 

In diesem Sinne, auf eine konstruktive Diskussion in euren Kreisen und beim nächstem Mal machen wirs alle gemeinsam besser und zeigen den Arschlöchern, was wir von ihnen halten!

 

Der Repression in die Goschn!

Solidarische Grüße an alle Kämpfenden in Griechenland und überall!

Für die Anarchie!

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Subjektive Kritik an deinen subjektiven Anmerkungen:

# Die Demo war unangemeldet, aber nicht illegal. Es gibt ein Recht auf spontane Versammlungen. Trotzdem macht es oft Sinn, Demos anzumelden. Menschen mit prekärem Aufenthaltsstatus sind dadurch besser geschützt. Für eine geplante, große Demo ist es deshalb sinnlos, sie nicht anzumelden. Sinn machts wohl - abgesehn davon, wenns tatsächlich innerhalb der 24h-Frist organisiert wird - nur dann, wenn das ZIEL nicht der Ausdruck nach außen ist, sondern die Polizei zu stressen.

# Dass kein Block möglich war, liegt wohl auch daran, dass zu wenige Transpis da waren. Gleichzeitig kann man schon auf die Einschätzung der Teilnehmer_innen vertrauen: bei 2 Polizei-Wägen als Begleitung ist nicht davon auszugehen, dass jemand herausgegriffen wird.

# Barrikaden und Angriffe auf Einrichtungen/Polizeibeamte: dann mach's halt. Vielleicht hatte von den restlichen Teilnehmer_innen einfach gerade niemand Lust auf den Stress bzw. Zeit, den Stress vorzubereiten.

Dass der LVTler mitlaufen konnte, hat wohl die meisten gestört. Ich gebe dir Recht, dass da in Zukunft ein entschlossenerer Umgang gefunden werden muss.

Dass das ganze mehr Spaß macht, wenn Eier fliegen, halte ich für eine falsche Behauptung: gerade in der konkreten Situation wäre es wohl relativ stressig und hart repressiv geworden: unangemeldete Demo, kein Block, keine Medien, die etwaige Übergriffe dokumentieren könnten, keine Rechtshilfe (!), Personen mit unsicherem Aufenthaltsstatus, ... -> alles Faktoren, die in dem konkreten Fall, FÜR eine Latschdemo und GEGEN eine "militante" Demo sprechen.

lg!

es wird oft so getan als ob einfach nur mut fehlen würde. ja sicher, mutiger müssen wir werden. aber andere sachen sind viel nötiger. gemeinsame kämpfe führen, dann kann mensch vertrauen gewinnen. ihr wollt gemeinsam bullen angreifen, schafft es aber nicht mal mit wem zu quatschen ausserhalb eurer bezugsgruppe. 

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super! wär ich gern dabei gewesen