Max Bryms Buch ist ein linkspolitisches Lehrstück.

Der ziemlich bekannte Max Brym aus München hat ein Buch verfasst unter dem Titel „Es begann in Altötting“. Wer nur an eine Regionalgeschichte, oder an Kindheitserinnerungen denkt, wird von dem Autor enttäuscht sein. Nein das Buch ist ein Lehrstück über die politisch und intellektuelle Entwicklung eines im stockkatholischen Altötting geborenen Juden im Lauf seines Lebens. Dieser Mensch radikalisierte sich nach links. Der latente und offene Antisemitismus welcher in der „Vertriebenenstadt“ Waldkraiburg bis weit in die Siebzigerjahre hinein herrschte, brachte den suchenden jungen Brym auf den Marxismus, auch als Antwort bezüglich seiner Familiengeschichte. Bryms Vater war Überlebender der Shoah. In der katholischen Kleinstadt Altötting entwickelte sich nach 1945 eine relativ starke jüdische Gemeinde. Der Vater von Brym konnte allerdings nicht mit seinem Sohn über die Shoah sprechen. Max Brym kam in Kontakt mit dem damaligen DKP Kreisvorsitzenden im oberbayerischen Chemiedreieck, Georg Kellner. Dieser beeindruckte den jungen Brym ganz wesentlich. Endlich hatte er eine Art von Ersatzvater, der ihm den Faschismus scheinbar erklären konnte. Brym galt innerhalb der DKP als junges Talent. Brym wurde im Jahr 1975 zu einer längeren politischen Schulung in die damalige DDR geschickt. Reichlich desillusioniert kehrte Brym damals nach Waldkraiburg zurück. Ziemlich schnell löste er sich von der DKP und fand scheinbar im Maoismus eine politische Antwort, auf die seiner Meinung nach ziemlich „entartete Entwicklung in der DDR“. Der „Arbeiterbund für den Wiederaufbau der KPD“ wurde über zehn Jahre seine neue politische Heimat. Im damaligen Waldkraiburg zeichnete Brym für die Arbeiterbundzeitung „ Der Rote Landbote „ verantwortlich. Das Organ war in Waldkraiburg ziemlich gefragt. Die Nazivergangenheit bestimmter örtlicher Politiker wurde angeprangert. Viele Sauereien in diversen Betrieben fanden sich immer wieder im „Roten Landboten“. Der „Rote Landbote“ hatte eine eminent wichtige politische Wirkung. In seinen Roman stellt Brym allerdings zum Schluss fest , dass die damalige Beliebtheit des „Roten- Landboten“ bezogen war auf die örtlichen Enthüllungen. Die Sehnsucht nach dem „Roten Landboten“ hatte nichts mit der Sympathie für Mao Tsetung oder gar für Enver Hoxha zu tun. Brym selbst löste sich nach einer Privataudienz beim stalinistischen Diktator Enver Hoxha in Tirana zunehmend vom Stalinismus. Dazu beigetragen hat auch ein privates Gespräch mit dem bekannten Theoretiker der Vierten Internationale Ernest Mandel, nach einem „Juso Kongress“ in München. Der Weg von Brym vom Maoismus zum Trotzkismus war selten für Linke aus der damalige Zeit, aber Brym war nicht nur für das Vertreten von festen Prinzipien , sondern auch für die Bereitschaft bestimmte Positionen zu überprüfen bekannt. Das Buch ist ein Lehrstück und ein Crashkurs über verschiedene maoistische und trotzkistische Organisationen von den siebziger Jahren bis heute. Immer wieder führt das Buch nicht nur zum schmunzeln sondern geradezu zum Lachen. Die Affären welche Brym beschreibt führen in Waldkraiburg und München zu größtem Rätselraten. Angeblich hat ein CSU Stadtrat aus Waldkraiburg von 1980 bis 1985 Brym geheim finanziert. Der Herr wollte eine „ Rückversicherung“ für den Fall des russischen Einmarsches in die BRD abschließen. Brym berichtet über eine CSU- Funktionärin welche mit ihm eine Liebesbeziehung in Waldkraiburg unterhielt. Wer das nun gewesen sei, darüber wird momentan in Waldkraiburg spekuliert. In München zog sich Brym in den neunziger Jahren einen Ruf als Macho zu, weil er nacheinander mit zwei weiblichen Schlagersängerinnen verbunden war. Brym attackiert die „kleinbürgerliche Geschwätzigkeit“ in bestimmten linken Kreisen Münchens.

Nun, die Darstellung seiner politischen Entwicklungen von Altötting, über Waldkraiburg, nach München und Prishtina ist sehr unterhaltsam. Immer bekämpfte Brym den Antisemitismus. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass im Jahr 2003 der CDU Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann sein Mandat niederlegen musste. Brym analysierte als Autor von haGalil zusammen mit Andrea Livnat den latenten und offenen Antisemitismus von Martin Hohmann und des Bielefelder Bibliothekars „von Bieberstein“. Wichtig waren und sind auch seine Erfahrungen mit späteren Mitarbeitern von Jürgen Elsässer in Berlin, wie mit dem Diplomphilosophen Peter Feist und Martin Müller Mertens. Ziemlich früh erkannte Brym bereits in den neunziger Jahren, dass sich diese Herrschaften in Richtung Querfront und Nationalismus entwickeln werden. Bereits in der Hochzeit von Jürgen Elsässer als JW Redakteur ,attackierte Brym immer wieder den heutigen Nationalisten Jürgen Elsässer, als kommenden „Querfronttheoretiker. Diese Erkenntnisse hatte Brym wesentlich früher als die Redaktion der „Jungen Welt“ und das „Neue Deutschland“. Ziemlich viel berichtet Max Brym, auch über seine Erfahrungen als Dozent im Prishtina. Unterstützten tut er dort fortschrittliche und linke Politiker wie Albin Kurti und Liburn Aliu . Insgesamt kann das Buch nur jedem ans Herz gelegt werden. Gerade denjenigen die sich für jüngere deutschen politischen Geschichte von links her interessieren . Auch die Auseinandersetzungen innerhalb der Partei „Die Linke“ werden breit geschildert. Personen wie Fritz Schmalzbauer, oder Klaus Ernst werden dargestellt und in ihrer Haltung wiedergegeben. Das erstaunliche an dem Buch von Max Brym ist seine durchaus vorhandene Bereitschaft zur Selbstkritik. Die neueste Entwicklung welche zum Austritt der gesamten SAV München aus der SAV führte ist in dem Buch nicht mehr dargestellt. Es scheint das Schicksal von Max Brym zu sein, ewig einen linken Dissidenten abzugeben. Dabei bleibt er seinen Grundprinzipien jedoch stets treu. Diese Prinzipien gehen von der Notwendigkeit des Kampfes gegen den Kapitalismus und jeder Art von Rassismus und Antisemitismus aus.

„Es begann in Altötting“ – http://www.swb-verlag.de/verlag/buecher/es-begann-in-altoetting/

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Oder auch der Spalter und Zerleger aller linken Bewegungen, ganz in der Tradition von dem nationalen Antideutschen Justus Wertmüller (Bahamas).

Aus der Sicht von RKOB

Offenbarungen eines „trotzkistischen“ Zionisten

http://www.rkob.net/international/nordafrika-und-arabischer-raum/antwort...

Das Buch von Max Brym „ Es begannen Altötting“ hat mich ziemlich fasziniert und gefesselt. Natürlich hat das ganze auch einem persönlichen Aspekt. Der Autor ist mir persönlich bekannt Sein verstorbener jüdischer Vater und sein jüdischer Onkel, beides Überlebende der Shoah kannte ich ebenfalls. Zufällig ist der 57 -jährige Max Brym in dem stockkatholischenAltötting geboren. Sein Vater übersiedelte im Jahr 1970 von dort nach Israel und verstarb im Jahr 2001 in Holon. Sein Onkel Henrik Brym, ist in München mit knapp 100 Jahren im Jahr 2011 gestorben. Der für mich junge Max Brym, war immer ein bestimmter Außenseiter, sowohl in der jüdischen Community sowie zunächst einmal in der oberbayerischen Provinz. Sehr jung begann er sich politisch zu engagieren. Nicht gerade zufällig, fing er Anfang der siebziger Jahre an sich mit dem Marxismus zu beschäftigen. In der Autobiografie nennt Brym, als ganz wesentlichen Grund den Versuch begreifen zu wollen, wie es zu dem Zivilisationsbruch Auschwitz , kommen konnte. Die Eltern das Erlebnisgeneration sprachen über die Shoah mit ihren Kindern sehr selten .Die oberbayrische Provinz mit den Städten Altötting und Waldkraiburg, waren einerseits geprägt von tiefschwarzen CSU- lern in Altötting, aber auch durch Antisemiten und Altnazis speziell in der Vertriebenenstadt Waldkraiburg. Der Autor beschreibt sehr eindringlich und zum Teil sehr witzig, wie er sich mit den Reaktionären in den genannten Städten anlegte. Aber das Buch ist keine

Provinzgeschichte, obwohl einige Provinzpossen vorkommen.Brym kann als stetiger Suchender begriffen werden, der die verschiedenen orthodox kommunistischen, und zum Teil trotzkistischen Zirkel durchlief. Seine Geschichte ließ sich auch wir im Crashkurs in Sachen K- Gruppen, der Siebzigerjahre. Dies ist für die jüngere Generation durchaus von Bedeutung. Ab einem gewissen Lebensalter siedelte der Autor nach München über. Auch hier engagierte er sich in politischen Gruppierungen. Heute ist er Mitglied der Partei die Linke und auch dort ist er nicht ganz unumstritten. Immer nahm Brym gegen den Antisemitismus in seinen verschiedenen Formen Stellung. Dabei werden auch Leute beim Namen genannt, die von links nach rechts wechselten. Darunter solche Personen wie der Diplomphilosoph Peter Feist, aus Berlin, den Brym persönlich kannte. Aber auch der Herausgeber des Compaktmagazins Jürgen Elsässer, wird benannt und kritisiert. Letzteren kennt Herr Brym zwar nicht persönlich, aber im Jahr 2006 widmete Elsässer als damaliger „Junge Welt“ Autor Herrn Brym eine halbe Zeitungsseite. In dem Artikel bezeichnete Elsässer - Brym als „rechten und albanischen UCK Mafia Agenten“. Heute stehen Elsässer und Feist politisch ganz rechts und propagieren eine nationalistisch zum Teil antisemitische Querfront zur „Rettung Deutschlands“. Das entscheidende Problem Bryms scheint es zu sein,, dass er versuchte und versucht hat ,die Dinge stets kritisch zu hinterfragen. Sein Verständnis von Marxismus ist relativ unorthodox. Max Brym widersprach stets der einfachen metaphysischen These, dass der „Feind meines Feindes automatisch mein Freund ist“. Aus diesem Grund nahm Brym Stellung gegen das Milosevic Regime. Brym trat für das Selbstbestimmungsrecht der Menschen im Kosova ein , ohne dabei die NATO zu unterstützen. Diese spritzige Dialektik brachte dem Autor so manche Feindschaft und primitive Verleumdungen ein.Brym unterrichtete einige Jahre an der Universität in Prishtina, als Gastdozent. Aus dieser Zeit resultiert seine Bekanntschaft mit Albin Kurti , Visar Yimeri und anderen wichtigen Personen der „Bewegung für Selbstbestimmung“ ( VV) in Kosova. In seinem Leben hat Brym nicht nur Provinzbürgermeister getroffen, sondern auch eine Unmenge anderer Personen, direkt kennen gelernt, darunter den ehemaligen albanischen Parteichef Enver Hoxha, aber auch den berühmten Chefideologen der Vierten Internationale Ernest Mandel. Die Autobiografie ist interessant und gleichzeitig sehr amüsant. Sie berichtet von Erkenntnissen aber auch von Irrungen und Wirrungen des Autors. Immer wieder war Brym bereit bestimmte Positionen zu hinterfragen. Dies ohne jedoch den marxistischen Axiomen abzuschwören. Letzteres unterscheidet den Autor sehr positiv von vielen Ost und Westdeutschen Wendehälsen. Ich kann die Biografie sowohl zur Unterhaltung als auch zur zeitgeschichtlichen Information jedem und jeder positive empfehlen. Max Brym ist ein spezieller Typ, von jüdischen Haudegen wie man ihn nur noch selten antrifft.

 

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