Tag X: Keupstraße kommt nach München

Keupstraße ist überall

Kund­ge­bung und De­mons­tra­ti­on in München am Tag X der Ver­hand­lung des Ter­ror­an­schlags des NSU in Köln.

Die Keup­st­ra­ße ist be­kannt als die zen­tra­le Ge­schäfts-​ und Wohn­stra­ße der ‚tür­ki­schen Com­mu­ni­ty‘ in Köln; weit über die Stadt­gren­zen hin­aus. Am 9. Juni 2004 ex­plo­dier­te am hell­lich­ten Tag auf der Keup­st­ra­ße eine von Nazis ge­zün­de­te Na­gel­bom­be. Das Ziel war es mög­lichst viele, ver­meint­lich nicht­deut­sche Men­schen zu töten und zu ver­let­zen und deren an­lie­gen­de Ge­schäf­te und Häu­ser zu zer­stö­ren. Nur durch glück­li­che Zu­fäl­le hat die­ser An­schlag durch den Na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Un­ter­grund keine To­des­op­fer ge­for­dert. Er steht in einer ras­sis­ti­schen Kon­ti­nui­tät, die seit dem Mau­er­fall weit über 100 Men­schen das Leben kos­te­te und nicht nur unter Mi­gran­t_in­nen ent­setz­li­ches Leid ver­ur­sach­te.

 

Bis zur Selbst­ent­tar­nung des NSU 2011 er­mit­tel­ten die Be­hör­den in Sa­chen Keup­st­ra­ße in ers­ter Linie gegen die zum Teil schwer ver­letz­ten und ge­schä­dig­ten Opfer und mach­ten sie so zu Tä­ter_in­nen. Die Me­di­en und die Öf­fent­lich­keit flan­kier­ten diese Er­mitt­lun­gen mit dem Ge­re­de von „kri­mi­nel­len Aus­län­der­mi­lieus“. Der ras­sis­ti­sche An­schlag, der mit der Bombe von 2004 be­gann, fand da­durch für die Be­woh­ner_in­nen der Keup­st­ra­ße seine Fort­set­zung.

 

Vor die­sem Hin­ter­grund hat sich die In­itia­ti­ve Keup­st­ra­ße ist über­all ge­grün­det, um in Vor­be­rei­tung auf die Ver­hand­lungs­ta­ge im NSU-​Pro­zess in Mün­chen aktiv zu wer­den. Das Münch­ner Bünd­nis gegen Na­zi­ter­ror und Ras­sis­mus wird ge­mein­sam mit der In­itia­ti­ve Keup­st­ra­ße ist über­all in Mün­chen auf­tre­ten und So­li­da­ri­tät mit den mehr als 20 Ne­ben­klä­ger_in­nen de­mons­trie­ren. Wir wol­len wis­sen, wer alles zum NSU ge­hör­te und wel­che Rolle Po­li­zei und Ge­heim­diens­te spiel­ten.

 

Es wer­den viele Men­schen aus Köln nach Mün­chen kom­men und durch ver­schie­de­ne Ver­an­stal­tun­gen, Ak­tio­nen und ihre bloße Prä­senz im Ge­richt ein sicht­ba­res Zei­chen set­zen! Sie­ben Jahre lang wurde die Keup­st­ra­ße ter­ro­ri­siert – nun ist der Mo­ment ge­kom­men, ge­schlos­sen und un­miss­ver­ständ­lich in Mün­chen un­se­rer Wut und Em­pö­rung Aus­druck zu ver­lei­hen. Des­halb brau­chen wir Un­ter­stüt­zung von allen ge­sell­schaft­li­chen Grup­pen, denen be­wusst ist, dass der Ge­richts­pro­zess al­lei­ne nicht aus­rei­chen wird, die spe­zi­el­le Ge­schich­te des At­ten­tats und die jah­re­lan­gen Drang­sa­lie­run­gen der Opfer auf­zu­klä­ren und die Ur­sa­chen des Na­zi­ter­rors zu be­sei­ti­gen.

 

Der Bom­ben­an­schlag des NSU, die ras­sis­ti­schen Er­mitt­lun­gen der Po­li­zei­be­hör­den, die Un­ter­stüt­zung mi­li­tan­ter Na­zi­struk­tu­ren durch den Ver­fas­sungs­schutz, die dis­kri­mi­nie­ren­de Be­richt­er­stat­tung in den Me­di­en sowie die aus­blei­ben­de So­li­da­ri­sie­rung der Po­li­tik, haben es nicht ge­schafft, die Keup­st­ra­ße und eine of­fe­ne Ge­sell­schaft, für die diese Stra­ße steht, zu zer­stö­ren. Viele An­woh­ner_in­nen haben sich mitt­ler­wei­le in der In­itia­ti­ve Keup­st­ra­ße ist über­all or­ga­ni­siert. Sie pro­tes­tie­ren gegen ihre jah­re­lan­ge ras­sis­ti­sche Aus­gren­zung und Dis­kri­mi­nie­rung und for­dern eine scho­nungs­lo­se Auf­klä­rung der Hin­ter­grün­de des Köl­ner An­schlags. Dabei brau­chen sie un­se­re So­li­da­ri­tät. In die­sem Sinne:

 

Die Keup­st­ras­se ist über­all.


 



Am Ende des ers­ten Ver­hand­lungs­ta­ges zu dem At­ten­tat in der Keup­st­ra­ße, dem Tag X, wer­den wir ge­mein­sam in Mün­chen de­mons­trie­ren. Vor dem Ge­richts­ge­bäu­de wird ab 09:00 Uhr eine Dau­er­kund­ge­bung statt­fin­den. Ab 17:30 Uhr de­mons­trie­ren wir vom Ge­richts­ge­bäu­de in der Nym­phen­bur­ger­stra­ße bis zum Karls­platz/Sta­chus. Nach der De­mons­tra­ti­on ist ein Tref­fen aller Be­tei­lig­ten in den Räu­men von werk­mün­chen an der Dachau­er­stra­ße 114 (Tram­bahn-​Hal­te­stel­le Le­on­rod­platz) ge­plant.

 


An den fol­gen­den Ver­hand­lungs­ta­gen zur Keup­st­ras­se sind wei­te­re Ak­tio­nen und vor allem eine Prä­senz am Ende jedes Ver­hand­lungs­ta­ges ge­plant, damit die Opfer sich nicht durch Neo­na­zis und NSU-​Un­ter­stüt­zer_in­nen auch noch ver­höh­nen las­sen müs­sen. Au­ßer­dem brau­chen wir Un­ter­künf­te in Mün­chen für die Köl­ner_in­nen sowie po­li­ti­sche Un­ter­stüt­zung und Hilfe bei der per­sön­li­chen Be­treu­ung der Zeu­gin­nen und Zeu­gen wäh­rend und nach den lang­wie­ri­gen Ver­hand­lungs­ta­gen.

 

Bündnis gegen Naziterror und Rassismus München

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