Berlin-Adlershof: Amt gegen Solidarität mit Flüchtlingen – Nazis und andere Rassisten aktiv gegen neue Geflüchteten-Unterkunft

Unterkunft Adlershof

Berlin-Adlershof:

Rassistischer Angriff in der Nacht zu Samstag +++ Solidarität mit Geflüchteten von Amts wegen nicht gewollt +++ Neonazis mobilisieren zu Störaktionen gegen verschobene Willkommenskundgebung +++  Geflüchteten-Unterkunft schon vor Bezug unter Polizeischutz

 

In der Nacht von Freitag zu Samstag wurde ein Mann aus Ungarn Opfer eines rassistischen Angriffs in der Adlershofer Dörpfeldstraße. Er wurde von drei Personen erst rassistisch beschimpft und dann mit Flaschen beworfen. Anschließend sprangen sie ihm in den Rücken und traten und schlugen auf den am Boden liegenden Mann ein. Er musste danach im Krankenhaus behandelt werden.

 

Diese Tat reiht sich in die rassistische Stimmungsmache der letzten zwei Jahre ein. Neonazis und andere Rassist_innen verbreiten ihre Hetze gegen alle Menschen, die nach ihrer Ansicht nicht „deutsch“ seien. Besonders davon betroffen waren in diesem Zeitraum Geflüchtete. Es kam zu rassistischen Angriffen gegen Sammelunterkünfte, wie beispielsweise in Waßmannsdorf und Hellersdorf oder vor einem Monat in Köpenick sogar zu einem Brandanschlag. Zudem verbreiten Neonazis im Internet und auf unzähligen Kundgebungen ihren Hass gegen Geflüchtete. Unterstützung erhielten sie dabei immer wieder von einem rassistischen Bürger_innen-Mob, der vor Sammelunterkünften Geflüchtete bedrohte, wie beispielsweise in Köpenick oder in Hellersdorf.

 

Um solche Szenen zu verhindern, planten Antifaschist_innen am 2. Juni – anlässlich des geplanten Einzugs von Geflüchteten in eine neue Unterkunft in Adlershof - eine Willkommens-Mahnwache und –Kundgebung in Adlershof. Einerseits sollte ein öffentliches Zeichen gegen Rassismus gesetzt werden und andererseits sollte sich solidarisch mit den Geflüchteten gezeigt werden. Der Platz sollte besetzt werden, damit die neuen Bewohner_innen der Sammelunterkunft, von denen viele schwer traumatisiert sind, nicht durch eine rassistische Meute zu ihrem neuen Zuhause gehen müssen. Doch das Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), das für die Eröffnung von Unterkünften für Geflüchtete zuständig ist, hat kein Interesse, dass solche Szenen verhindert werden sollen und verschob aufgrund der Willkommens-Mahnwache und –Kundgebung den Einzug spontan um zwei Tage.

Dieses Verhalten ist eine bodenlose Frechheit. Das Amt sagt selbst, dass es aktuell zu wenige Plätze für Geflüchtete hat und mit dem Bezug neuer Unterkünfte so schnell wie möglich begonnen werden müsse. Trotzdem wird der Einzug im Fall Adlershof verschoben. Das Amt will verhindern, dass sich Menschen vor Ort mit den Geflüchteten solidarisieren und nimmt dadurch Bilder, wie in Hellersdorf, billigend in Kauf. Das LAGeSo bezieht mit seiner politischen Entscheidung klar Stellung, und zwar Stellung gegen die Sicherheit der Geflüchteten. Wir verurteilen das Verhalten des Amts auf das Schärfste. Auch wenn das LAGeSo an seiner Politik gegen Geflüchtete festhält und immer wieder Termine verschiebt, werden wir trotzdem vor Ort sein und jeden Versuch einer Bedrohung gegen Geflüchtete von Nazis und anderen Rassist_innen verhindern.

 

Gegen die, nun auf den 4. Juni verschobene, Willkommenskundgebung mobilisieren jetzt Neonazis auf Facebook. Ihr Ziel ist es die Kundgebung zu stören. Bereits mehrfach demonstrierte die NPD im Vorfeld in Adlershof mit ihrer rassistischen Hetze gegen die Unterkunft, in der Nacht zum Donnerstag verteilten Neonazis Schnipsel mit der Aufschrift „Nein zum Heim“ unweit der Einrichtung. Regelmäßig verbreiten Anwohner_innen auf den rechten Facebook-Seiten Gewaltphantasien und –aufrufe. Im Zusammenhang mit der anstehenden Eröffnung sogar zunehmend.

Diese Reaktion der Neonazis auf ihren Facebook-Seiten und die Kommentare rassistischer Anwohner_innen dazu beweisen, dass unsere geplante Aktion richtig und notwendig ist. Wir werden nicht zulassen, dass sich ein rassistischer Mob in der Nähe der Unterkunft sammelt und ankommende Flüchtlinge einschüchtert oder gar angreift!

 

Mittlerweile steht das für die Geflüchteten-Unterkunft bestimmte Gebäude, schon vor dem Bezug, unter Polizeischutz. Selbst in Polizeikreisen geht man also von einer konkreten Angriffsgefahr auf Geflüchtete und die für sie bestimmte Unterkunft aus.

 

Die Willkommenskundgebung wird am Mittwoch, den 4. Juni um 17 Uhr auf dem Platz der Befreiung (am S-Bahnhof Berlin-Adlershof) stattfinden. 


 

Mehr Infos unter: http://abso.blogsport.de/2014/06/02/kundgebung-in-berlin-adlershof-amt-g...

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Außer des im Artikel genannten Überfalls in Adlershof kam es in Berlin in den letzten Tagen noch zu zwei weiteren schweren Gewalttaten durch Neonazis. Bereits Anfang letzter Woche verwüsteten vermutlich Neonazis ein Restaurant in Friedrichshain, in das sie zuvor eingebrochen waren. Stühle und Tische wurden demoliert, sämtliche Küchengeräte zertrümmert, die Bezüge der Sitzbänke zerschnitten. Außerdem wurden die Wände des Restaurants mit "Ausländer raus", "SS", "HH" und "88" beschmiert sowie ein Feuerlöscher entleert.

 

Am Sonntag wurde dann am U-Bhf. Hallesches Tor (Kreuzberg) ein 30-jähriger mit antifaschistischen Aufnähern Ziel eines brutalen Angriffs durch fünf bis sechs Neonazis. Erst streckten sie ihn mit einem Fausthieb nieder, danach prügelten die Männer weiter auf den 30-Jährigen ein. Dem Liegenden wurde nach eigener Aussage gegen den Kopf getreten, außerdem wurde er mit einem Schlagstock geschlagen.