Demonstration gegen drohende Räumung der PizzeriA AnarchiA

Volkertmarkt

Für den 5. Februar wurde von der Pizzeria zu einer Solidaritätsdemonstration aufgerufen. 200 Mensschen folgten dem Aufruf und wir nahmen uns die Strasse. Unsere Route führte durch das komplette Volkert/Alliertenviertel im 2. Bezirk. Unter anderem besuchten wir das Bezirksgericht Leopoldstadt, das Bezirksbüro der Grünen, verschiedene Häuser die sich ebenfalls im Besitz der Castella GmbH (Eigentümerin des Hauses Mühlfeldgasse 12 aka Pizzeria Anarchia) befinden und den Bahnhof Praterstern.

 

Bereits um 16h hatte sich eine große Menschenmenge for der Pizzeria versammelt und das Soundsystem gab mit feinem Acidtekkno erste Lebenszeichen von sich. Nach letzten Vorbereitungen startete die Demo eine halbe Stunde später mit dem ersten Redebeitrag der eine kurze Version unserer Geschichte und unserer Beziehung zu unserem Haus und seinen Bewohner*innen erzählte. Nachbar*innen aus dem gegenüberliegenden Haus, hängten Banner mit der Aufschrift „Es wird Zeit, dass es Zeit wird, für Anarchie und Leidenschaft“ sowie „we love pizza. Laut, bunt und oft maskiert ging es los Richtung Volkertmarkt. Ein ungeplanter, dafür umso erfreulicher Stop folgte schon nach 300 m, wo eine weitere herzerwärmende Soligeste unsere Aufmerksamkeit auf sich zog. Unter einem Fenster wurde ein großes „viva la pizza“ Transparent sichtbar, aus der Stereoanlage dröhnte der Rauchaussong und einer unserer jüngsten Unterstütze schwenkte eine Fahne für uns. Ja es war etwas kitschig, aber auch wirklich schön.

Am Volkertmarkt angekommen ertönte ein Beitrag zur Rolle der Gebietsbetreuung im Gentrifizierungsprozess. Am Bezirksgericht brachten wir unsere Ablehnung gegenüber dem Staat und seinen Gesetzen zum Ausdruck. Beim nächsten Stopp brachten wir den Grünen, zwei Parteimitglieder empfingen uns mit strahlenden gesichter die sich schnell grünlich verfärbten und ziemlich sauer dreinschauten, unsere wahren Gefühle zum Ausdruck. Wir treffen uns wieder! Vor dem Haus Heinestrasse berichteten wir über die dramatischen events rund um einen Brand, bei dem dutzende Menschen ihr Zuhause verloren. Die Umstände unter denen die Betroffenen wohnen mußten waren miseerabel, sogar Gasflaschen wurden in dem überfüllten Haus auf Gängen gelagert. Nachdem sie ihre Wohnungen und viele ihr ganzes Hab und Gut verloren hatten, sahen sie sich Polizeiprovokationen und Obdachlosigkeit gegenüber. Diese Vorfälle ereigneten sich im Jahr 2012 und zumindest zum damaligen Zeitpunkt befand sich das Haus im Eigentum der Castella GmbH. Die Firma von Avner Motaev und Nery Alaev, die auch als Eigentümerin der Pizzeria im Grundbuch steht.

Der offizielle Endpunkt der Demo war am Praterstern, wo versucht wurde das Gefühl der totalen Überwachung und Repression, welches von diesem Ort ausgeht, zu beschreiben. Nach diesem, letzten Redebeitrag war die eigentliche Demonstration beendet, doch die Teilnehmer*innen nahmen sich erneut die Strasse und marschierten gemeinsam zurück zur Pizzeria Anarchia. Dort wurde gegessen, geplaudert und zukünftige Pläne um dieser Geisterstadt in den Arsch zu treten wurden geschmiedet.

 

Uns hat die Demo sehr gut gefallen. Danke An alle die dabei waren!

 

Viele Menschen kamen um ihre Solidarität auszudrücken, die Atmosphäre war mehr als nur nett. Oft gelang es uns einen einzigen Spruch gemeinsamen zu rufen, viele verschieden Parolen waren zu hören und dafür brauchten wir nicht einmal ein Megaphon.

 

Die Sambagruppe war toll, es wurde immer darauf geachtet wann es an der Zeit war zu spielen oder eben nicht. Echt gut gemacht.

 

Danke an die Menschen die eine Rechtshilfenummer organisiert und betreut haben. Wir sind froh dass diese nicht benötigt wurde, doch dank euch fühlten wir uns sicherer.

 

Danke an die Menschen die aufs Haus aufgepasst haben alls die anderen auf der Strasse waren, gekocht, geputzt und die Afterparty möglich gemacht haben.

 

Wir hoffen die Kommunikation am Anfang der Demo ging halbwegs in Ordnung. Wir waren ein bisschen gestresst, auf Grund all der Herausforderungen der letzten tage und der kommenden Jahre. Kommt zum sonntäglichen Unterstützer*innen-Treffen, beginnt um 17 Uhr und schließend gibt’s Pizza. Das war erst der Anfang eines langen Kampfes und wir nehmen die Herausforderung an. Wir ermutigen alle erneut Veranstaltungen an Pizzasonntagen zu organisieren, über Themen, Kämpfe, Ideen, Diskussionen an denen ihr arbeitet und die Ihr teilen möchtet. Infos und Kontaktmöglichkeiten auf unserem Blog.

 

Grüße gehen auch raus an die Wagentruppen Treibstoff und Gänseblümchen, die gerade wieder einmal um sichere Standplätze kämpfen müssen.

 

Wagenplätze her! Pizza bleibt! one struggle, one fight!

 

 

 

 

Als „Anhang“ findet ihr die Redebeiträge in voller Länge, sowie ein paar Bilder der Demo.

 

 

 

1. Text - Pizzeria Anarchia

Vor etwas mehr als zwei Jahren, beginnt hier vor der alten Pizzeria Sorrento unsere Geschichte. Ein Investor-Immobilienhai der alten Schule (in unserem Falle Motaev genannt, kann aber durch jeden anderen Profiteur des Kapitalismus ersetzt werden) hat sein Augenmerk auf ein altes Wohnhaus mit Pizzeria mitten im aufstrebenden, an das luxuriöse Zentrum angrenzenden 2 Bezirk gelegt. Das Spiel scheint einfach, ein sicherer Zug beim Monopoly. Durch die verbleibenden Altmieter mit unbegrenzten Mietverträgen (früher so üblich in Wien) ist das Gebäude spottbillig und es steht nach erfolgreichem Vertreiben der Menschen die dort wohnen, einem Umbau zur profitablen Luxusimmobilie nichts mehr im Wege. Kreativ überlegte sich Motaev, dass man alte, friedliebende Mieter wohl am besten mit lauten verrückten Punks vertreiben könne und lud prompt welche vorrübergehend zum Wohnen ein. So ganz reibungslos verlief der Plan nun doch nicht, als sich Punks und Altmieter anfreundeten und gemeinsam gegen die kriminellen und widerwärtigen Vertreibungsversuche vorgingen.Nun 2 Jahre später schreiben wir keine Chronik, sondern leben die Geschichte.

Wir stehen, schreien, toben heute hier, da nach einer aufregenden Zeit in und um die Pizzeria nun die Räumung beantragt werden soll. Mittlerweile ist die Bewegung die rund um diesen Ort entstanden ist, weit über den 2. Bezirk hinaus bekannt. Seit 2011 wird hier gebaut, getüftelt, gelebt und gefeiert. Die Pizzeria wurde ein kürzerer oder längerer temporärer Raum für freiheitsliebende Reisende der ganzen Welt. Die wöchentliche Pizzavolxküche, die Kinoabende, die gemeinschaftlichen Konsensfindungen, Bücher- und Radworkshops oder einfach nur das Plaudern, Faulenzen, Lieben, Leben, malt das graue, teure Gesicht Wiens täglich ein bisschen bunter an.

Wir bleiben. unbequem und radikal.
Wir schützen die Altmieter weiter.
Mit dem 5 Februar verlassen wir das Gebäude NICHT freiwillig.
Das ist unser Zuhause, hier lebt unsere große Familie.

Wir positionieren uns bewusst gegen Immobilienspekulation, rücksichtslose Kapitalmaximierung, manipulative Politiken und die systemimmanente Kontrolle.
Wir sind für ein selbstverwaltetes, freies Leben, für das Fortbestehen von illegalen Freiräumen, als Inspiration, als Alternative und vor allem als Protest von unten!
Lasst uns heute gemeinsam ein Stein im Rollen sein.

Viva Pizza Anarchia!!!



2. Text - Gebietsbetreeung Wien am Volkertmarkt

Die “Gebietsbetreung Stadterneuerung” mit dem wohlklingenden Marketingnamen gb* (GBStern) wurde 1974 für das damalige Aufwertungsgebiet in Ottakring gegründet, inzwischen gibt es 17 Standorte in Wien. Anfangs war der Auftrag vor allem Information, bald kam die Betreuung von “Problemhäusern” dazu. Der Ansatz der Gebietsbetreung dabei könnte als “Gentrifizierung light” bezeichnet werden. Zwar wird bei allzu auffälligen Verdrängungsmethoden z. B. ein Rechtsbeistand gezahlt, wie etwa im Fall von regulären Mieter_innen in Häusern der Castella GmbH, Eigentümerin unter anderem der Pizzeria Anarchia in der Mühlfeldgasse 12.

Sabotageaktionen oder unhaltbare Kündigungsgründe sind auch der Gebietsbetreuung ein Dorn im Auge. Aber sie macht keinen Hehl daraus, dass sie grundsätzlich der Aufwertung und damit der rapiden Steigerung der Mieten positiv gegenüber stehen. Und wenn sich nur an die Gesetze gehalten wird, sind die Rechte der Eigentümer_innen heilig.

Doch dass mit Wohnraum Profit gemacht wird, während sich die meisten Menschen ihr Leben lang abstrampeln müssen, um sich Monat für Monat die Erfüllung eines Grundbedürfnisses zu erkaufen, ist generell ein Problem. Nicht nur wenn im Grundbuch eine Firma wie die Castella steht, die sich auf das “leer machen” von Problemhäusern konzentrieren. Firmen wie diese sind auch nur ein Glied in der Kette der Kapitalverwertung. Oft kaufen Firmen, die sich weniger weit aus dem Fenster lehnen, die Objekte nach getaner Arbeit und machen dann ihren moralisch und rechtlich angeblich korrekten und legitimen Profit. Es gibt keine guten Hauseigentümer_innen, auch nicht weniger schlechte. Nery Alaev und Avner Motaev sind auch nicht die Spitze irgendeines Eisbergs. Sie und andere erfüllen eine wichtige Funktion auf dem Immobilienmarkt, auf dem die rechtlichen Absicherungen für Mieter_innen nur ein Klotz am Bein sind für alle, die aus ihrem Geld mehr Geld machen wollen.

Das heißt im Bezug auf die Gebietsbetreung, dass es keine Mieter_innenfreundliche Politik geben kann, die gleichzeitig die Rechte der Eigentümer_innen hoch hält. In der Selbstbeschreibung steht als Ziel ”verschiedene Interessen zu vereinen”. Doch die Interessen werden immer gegensätzlich sein. Die Funktion der Gebietsbetreuung ist auch eben nicht der Schutz von Mieter_innen, sondern die Verwaltung und soziale Abfederung eines Prozesses, der eine Quelle für gesellschaftliche Unruhe werden könnte. Härtefälle bearbeiten, Werbung machen für die Aufwertung und, ohne es direkt mit zu nennen, steigende Mieten, Impulse geben für Attraktivierung einer Wohngegend, wodurch mehr zahlungskräftiges Klientel zuzieht, und, vermehrt in den letzten Jahren, auch die Einbindung und Einhegung von Eigeninitiativen von Bewohner_innen.

Da darf dann mal hier oder da auch eine kleine Grünfläche mit selbst ausgesuchten Pflanzen begrünt werden, beim Grätzelfest dürfen auch die migrantischen Vereine mitmachen, es gibt Gesprächsrunden, Informationsabende, Fragestunden. Für die Neugestaltung von öffentlichen Flächen werden “Beteiligungsprojekte” ins Leben gerufen, in denen zwar außer den üblichen Mächtigen kein Mensch mitbestimmen kann, aber vorher alle in moderierten Workshops mitreden und ihre Ideen völlig ohne Bezahlung beisteuern können. Und hinterher wird behauptet, es sei ein Prozess “von unten” gewesen, bei dem ja alle hätten mitmachen dürfen. Also soll sich jetzt auch keine_r beschweren.

Auch wenn es so etwas wie die Gebietsbetreuung nicht nur in Wien gibt, reiht sie sich geradezu perfekt in die Logik der präventiven Aufstandsbekämpfung ein, die den Kern der Wiener sozialdemokratischen Regierungsform ausmacht. Die Interessen des Kapitals sind uneingeschränkt zu schützen, nur wenn die Ausbeutungsmaschine zu viel menschlichen Kollateralschaden innerhalb der Stadtgrenzen produziert wird eingeschritten um zu schlichten, bevor irgendwer auf dumme Gedanken kommt.

Fakt ist: Diese Politik ist höchst effektiv. Wien ist unter den globalisierten Haupstädten jenseits der Millionengrenze wohl der ruhigste Ort der Welt. Soziale Spannungen kommen kaum an die Oberfläche, und wenn, dann werden sie schleunigst wegmoderiert. Deshalb ist die Herrschaft des Kapitals in Wien weder humaner noch sozialer, aber krisenfester. Kein Wunder dass Management-Magazine regelmäßig Wien zur Stadt “mit der höchsten Lebensqualität weltweit” küren.

Während in anderen Städten Aufwärtungs- und die damit einhergehenden Verdrängungsprozesse auf schweren Widerstand stoßen, bei dem sich oft politische Radikalität und Militanz weit jenseits von klassischen Aktivist_innenkreisen ausbreiten, gibt es in Wien die “Sanfte Stadterneuerung” a la Gebietsbetreung. Die Prozesse laufen trotzdem ab, wenn auch teils verzögert, und die Gebietsbetreung berät auch gerne bei der Suche nach einer Ersatzwohnung in einer noch nicht ganz so teuren Gegend.

Wenn mensch sich dann noch anschaut, wo das Wohnbaubudget der Stadt hingeht, dem wird klar, dass die Rolle der Stadt als Retterin in der Not und Kämpferin für Rechte von Mieter_innen reine Fassade ist. Seit keine neuen Gemeindebauten mehr gebaut werden, wird der Großteil des Geldes in die Förderung von Sanierungen in privater Hand gesteckt. Die Stadt zahlt kräftig drauf, an der später erhöten Miete verdienen die Eigentümer_innen. So wird die Aufwertung aktiv vorangetrieben, vormals billige Gegenden werden teuer und Menschen mit geringem Einkommen sollen halt schauen wo sie bleiben.

Damit sie sich nicht aufregen wenn’s zu heftig wird, gibt’s die Gebietsbetreung. Damit keine_r auf die Idee kommt, sich selbst für die eigenen Interessen und gegen den Druck von oben zu organisieren, gibt’s die Gebietsbetreung. Damit keine_r einfach mal irgendwo ein Beet anlegt, sondern alles schön mit den Behörden abspricht und es nur auf den vorgeschlagenen Flächen tut, gibt’s die Gebietsbetreuung. Damit es eine scheinbar vertrauensvolle Stelle gibt, der die Menschen im Grätzel ihre Sorgen berichten, damit der Staat immer weiß wo es brenzlich werden könnte, gibt’s die Gebietsbetreung.

Wir haben dafür nur noch ein Wort übrig:

Scheißverein!

 

3. Text - Bezirksgericht Leopoldstadt

Bezirksgericht Leopoldstadt

Wir stehen hier vor dem Bezirksgericht Leopoldstadt. Dieser Ort ist für uns nicht nur, wegen unseres kürzlich erhaltenen Räumungsbescheides, scheiße.
Auch der Rechtsstaat und die Gerichtsbarkeit als Teil des Staatskonstruktes ist verachtenswert.

Abschiebungen sind gegenwärtig, freiräume werden kriminalisiert und bullen foltern ohne rechtliche folgen, während die gefolterten vom gericht bestraft und teilweise ihrerer freiheit beraubt werden. Deshalb haben Gerichte und wie sie funktionieren nichts mit Gerechtigkeit, sondern mit Rache zu tun. Es geht vielmehr um die Interessen des Staates und des kapitalismus, als um das schaffen einer funktionierenden gesellschaft. Die angebliche neutralität von richtenden wird zur farce, wenn in betracht gezogen wird welcher klasse sie zugeordnet werden können. Sie werden sich immer für Wohlhabende und Konzerne einsetzten, denn offenbar ist geld und prestige das beste argument.
Jeder Mensch soll selbst seine Grenze definieren und die von anderen respektieren, deshalb brauchen wir keine autoritäre kackscheisse, die uns vom selbstdenken abhält.

Trotzdem haben wir dieses kasperltheater von konstruierten hoheiten mitgespielt um länger in der pizzeria zu bleiben und die Altmieter_innen weiter unterstützen zu können. Der erste Vertrag sowie, der folgende rechtsweg waren für uns taktische schritte um die solidarität aufrechtzuerhalten. wir lehnen mietverträge und gerichtsurteile generell ab, weil wir das eigentumsrecht aushebeln wollen. Die intention war es nie einen kompromiss oder eine diplomatische lösung zu finden, sonder dieses system zu benutzen.

nicht nur einmal wurde uns während des prozesses die absurdität dieser staatlichen institution aufgezeigt, denn die hauseigentümer beschrieben ihre absichten sehr explizit: „wir wollten ein zeichen setzen, dass wir ins haus holen können wehn wir wollen, die altmieter_innen hätten sich überlegen sollen ob dieses haus noch wohnenswert wäre, im zuge der anwesenheit dieser leute.“

Das gericht entschied seiner funktion nach im sinne des eigentumrechts und setzte eine frist bis heute den 5 februar um das haus zu verlassen. Als nächste schritte können die hauseigentümer via Antrag einen Vollstrecker anfordern, der nach der Bewilligung die Räumung einleitet.

Egal welche Urteile konstruiert werden, wir werden den Rechtsstaat weiterhin bekämpfen.
Fight law and order! Fuck the court!
scheiß verein

 

4. Text - Grüne Partei

Die grüne Partei - ein Scheißverein!

Wir stehen hier vor der Bezirksvertretung der Grünen in der Leopoldstadt. Die Grüne Partei ist ein Produkt der sozialen Bewegungen der 70er und 80er Jahre, oder besser gesagt eine Reaktion auf diese. Damals als die Arena und Hainburg besetzt, Bildung auch für Arbeiter*innenkinder zugänglicher wurde, das Ideal der bürgerlichen Kleinfamilie immer größere Risse bekam, der Einfluss der katholischen Kuttenbrunzer auf das gesellschaftliche Leben massiv zurückgedrängt, die klassische Mann/Frau-Beziehung als Unterdrückungsmechanismus erkannt wurde, die globale Antikriegsbewegung Millionen politisierte und spätestens als durch die Enthüllungen rund um Kurt Waldheims Nazivergangenheit auch das offizielle Österreich nicht mehr an der Lüge fest halten kotten, das erste Opfer des Nationalsozialismus gewesen zu sein, da hatte selbst in Österreich die herrschende Klasse ein echtes Problem.

 

Teile, vor allem der jungen Bevölkerung kontten sich mit dem Angebot der etablierten Parteien, ja viele mit dem Staatsgedanken an sich, nicht mehr identifizieren. Anstatt auf Politiker*innen oder Gott zu vertrauen, begannen sie sich autonom zu organiseren um ihre Bedürfnisse zu artikulieren und deren Erfüllung zu erkämpfen. Auf den Plan trat die Grüne Partei und agierte, bewusst oder auch nicht als Aufstandbekämpferin erster Güte. Sie schaffte es große Teile dieser Bewegungen weider in das parlamentarisch demokratische System zu integrieren. Der populistische Marsch durch die Instutitionen wurde angetreten und das schöne Leben wieder mal vertagt.

Von hellsichtigen von Anfang an zum Scheitern verurteilt, entwickelte sich diese sogenannte Alternativliste, zu einer klassisch bürgerlichen Partei mit Herrschaftsanspruch. Mittlerweile sitzt sie in drei Landesregierungen und treibt das greenwashing der Herrschaftspolitik munter voran. Abschiebungen werden menschlich, Bosse werden Chef*Innen, Shoppingstrassen von Autos befreit und umweltzerstörende Großprojekte werden von einer grünen Vizebürgermeisterin eingeweiht. Wenn heute Grüne, egal ob Parteichefin oder Basifunktionär, von ihren Idealen reden, können wir nur lachen. Eure Taten sprechen Bände!

Kurze, selbstverständliche unvollständige, Regierungsbilanz der Grünen Wien:

Verdrängung und Kriminalisierung von Sexarbeiter_Innen.

Räumung jeder Besetzung, was nach dem Lobmeyerhof auch zu einer zweitägigen Besetzung der Landeszentrale in der Lindengasse führte. Keinerlei Einschränkungen der rassistischen Kontrollen durch die Wiener Polizei.

Niederschlagung der Proteste der Geflüchteten, die sich im refugee camp vienna organisiert hatten.

Ernennung eines Förderers jener Polizisten die Bakary J gefoltert haben zum stellvertretenden Landespolizeikommandanten. Diese Ernennung muss von der Stadtregierung genehmigt werden.

Verbot aller Proteste gegen den WKR-Ball 2011

Vertreibung und Kriminalisierung der Wagenplätze in Wien Einführung einer 365 Euro Jahreskarte für die Öffis, bei gleichzeitiger Erhöhung der Strafen fürs pink fahren und der Einzeltickets.

Auch die Reaktionen der Bundesparteispitze auf die verlogene Kriminalisierungskampagne gegen die NOWKR Proteste zeigen deutlich was die Grüne Partei ist. Ein Instrument zur legitimierung von Herrschaft, ein Angebot der Versöhnung mit einer Ordnung die wir radikal ablehnen. Sie steht ein für längere Ketten und nachhaltigere Käfige, eine Politik, die diese Welt der Ausbeutung auch für künftige Generationen erhalten möchte. Einen grünen Kapitalismus gibt es nicht und egal wer uns beherrschen möchte, wird von uns bekämpft!

Dieser, zugegeben lange, Text entstand nicht aus Rache, weil der Pizzeria nicht geholfen wurde, oder weil wir insgeheim doch die Hoffnung hegen die Grüne Partei könnte ihre Politik aufgrund unserer Analyse ändern. Wir erwarten nichts von euch. Wir brauchen euch nicht. Eure Kontakte zu angeblich wichtigen Entscheidungsträgern, womöglich bei der Polizei und den Freunden vom Faschoschutz, eure Kohle, eure verlogene Solidarität. Wir wollen sie nicht! Wir haben nur noch ein Wort für euch:

Scheißverein!

 

5. Text - Heinestrasse 12 - wenn in Wien ein Lager brennt

Im Innenhof des Hauses Heinestrasse zwölf, befindet sich ein als Lager deklariertes Gebäude, welches am 05.09.2012 einem Großbrand zum Opfer viel. Mehrere Menschen aus der Pizza bemerkten den Brand am nächsten Tag, vor allem bemerkten wir auch die 20 Menschen die sich vor dem Haus befanden und dort mit ein paar Bündeln und ziemlich verzeifelten Gesichtern am Fahrbahnrand saßen. Es warendie Bewohner_innen abgebrannten Gebäudes. Diese waren in dem 2-stöckigen, als Lager klassifiziertem Haus untergebracht. Ohne schriftliche Verträge und damit augenscheinlich ohne jegliche rechtliche Sicherheit. Auf die Frage wo sie Heute schlafen sollten, wurde seitens der Stadt und der Polizei nur mit einem Schulterzucken reagiert, Hausverwaltung oder Hauseigentümer ließen sich nicht blicken. Auf unseren Hinweis, dass diese Menschen schon seit langem hier wohnen und nun keine Bleibe haben, daher Unterstützung brauchen reagierten die Beamten mit höhnischen Kommentaren. Von “Die können eh zur Botschaft gehen” “Das sind ja eh nur Illegale, für die ist von uns niemand zuständig” bis zu “Was geht Sie das an, warum sollte ich mit ihnen überhaupt reden”. Uns wurde von den Betroffenen erzählt, dass die Polizei sie sogar vom
Gehsteig vertreiben wollte. Manche der ehemaligen Bewohner_innen hatten noch Papiere und wichtige Gegenstände im Haus, dieses zu betreten wurde ihnen jedoch aufgrund angeblicher Einsturzgefahr verwehrt. Währenddessen durften Bauarbeiter jedoch bereits mit den Aufräumarbeiten beginnen. Dieselben Bauarbeiter die beim Versuch der illegalen Räumung der Pizzeria aktiv waren, welcher einen Monat zuvor, im August 2012, von den Bewohner_innen verhindert werden konnte. Wir versuchten Hilfe zu organisieren,Als wir vor das Haus zurückkamen waren die Menschen verschwunden. Ob sie freiwillig gegangen sind, oder von der Polizei oder ihren “Vermietern” genötigt wurden können wir leider nicht einschätzen
Auf jeden Fall war der sogenannte Normalzustand wiederhergestellt und das Stadtbildgereinigt. Und eigentlich waren diese Menschen ja gar nicht dort. In keinem Artikel über den Brand werden die Bewohner_innen erwähnt, das Gebäude wird meist schlicht Lager genannt. Passend eigentlich. Im Gegensatz dazu, verschweigt ein Fernsehbericht in Wien Heute vom 04.09.2012 die Unterbringung nicht. Es wird sogar erwähnt, dass am Vorabend des Brandes noch Geld eingetrieben wurde. Diese sogenannte Miete ist nicht billig. Oft werden nur einzelne Matratzen vermietet, und dass um hunderte Euro pro Monat. Doch für viele Menschen gibt es beinah keine Alternative, was jede weiß die schon einmal versucht als wohnungslose und/oder beschäftigungslose ein reguläres Mietverhältnis einzugehen. Jene denen auch noch die richtigen Papiere fehlen, haben praktisch keine chance eine wohnung zu finden. Aus Parks werden sie ebenso vertrieben, wie aus leerstehenden Häusern. Wohnungspreise von 12 Euro pro Quadrameter und mehr, sowie rassistische und chauvinistische Vermieter machen eine  normale Miete für Tausende Bewohner_innen unserer Stadt unmöglich. Auch für viele Bewohner_innen der Pizzeria.
Wir versuchten mehr über das Haus in der Heinestrasse 12 und dessen Eigentumsverhältnisse heraus zu finden. Die Anwesenheit uns bekannter Arbeiter war

kein Zufall. Das Haus befand sich zum Zeitpunkt des Brandes im Besitz der Herrn Avner Motaev und Nery Alaev, der Firma Castella auch die offiziellen Eigentümerin der Mühlfeldgasse 12 ist. Die selben Typen die versucht haben uns illegal, auf eigene Faust zu räumen und in ganz Wien Mieter_innen aus Häusern vertreiben wollen um diese billigst zu sanieren und dann als Eigentumswohnungen weiter zu verkaufen. Sie haben sich dabei auf halb verlassene Häuser mit wenigen widerständigen Parteien, die einfach nicht ausziehen wollen, spezialisiert. Sie versuchen Hausparteien gegeneinander auszuspielen, terrorisieren Anwohner_innen mit unangemeldeten nächtlichen Besuchen und setzen sie mit erfundenen GEschichten über Baufälligkeit und allgemeinen Zustandes ihrer Häuser unter Druck. Weiters häufen sich in ihren Häusern die immer selben Zwischenfälle: Kaputte Strom- und Wasserleitungen, keine oder nur mangelhafte Sanierung, Verweigern der Reparatur von Treppenhäusern, Dächern und Fenstern, Öl und Farbanschläge auf Türen und Stiegen. In einem ihrer Häuser wurden sogar alle Türen der nicht auszugswilligen Parteien mit dem Neonazicode “88”besprüht. Die Firma Castella hat Verbindungen ins mafiöse Rotlichtmilieu und
beschäftigte zeitweise einen wegen Korruption und Amtsmissbrauch verurteilten ehemaligen Chefinspektor, dessen Job es war den Mieter_innen Angebote zu
unterbreiten. Auch das als Lager deklarierte Haus in der Heinestrasse 12 war in einem desolaten, ja gefährlichen Zustand. Völlig überbelegt. Am Gang wurden Gasflaschen gelagert, diese führten zu einer Teilevakuierung der Nachbarschaft und mussten kontrolliert gesprengt werden. Nur viel Glück sorgte dafür, dass der Brand keine Menschenleben forderte.

Avner Motaev und Nery Alaev präsentieren sich selber als erfolgreiche Geschäftsmänner mit sozialem Gewissen. Ein Widerspruch in sich. Die Wahrheit sieht
anders aus. Sogar die Gefährdung von Menschenleben wird von Ihnen in Kauf genommen um Profit aus dem Verkauf von Häusern zu erwirtschaften. Das Firmengeflecht der umtriebigen Geschäftsleute gehört offen gelegt, die Anonymität von Menschen die an der gewaltsamen Umstrukturierung von Wohnvierteln verdienen muss ein Ende haben. Eines ist für uns klar: Motaev und Alaev glauben noch immer, dass Sie mit ihrem Vorgehen durchkommen werden. Zeigen wir Ihnen gemeinsam, dass wir es nicht länger hinnehmen wie einige wenige auf Kosten vieler Anderer durchs Leben gehen.

Kein Gott Kein Staat Kein Mietvertrag

Pizza bleibt

 

6. Text - Praterstern

Gefahrengebiet Praterstern

Der Praterstern ist einer der wichtigsten Knotenpunkte der öffentlichen Verkehrsmittel in Wien. Täglich kommen über 200 000 Menschen aus den unterschiedlichsten Gründen hier vorbei, zu jeder Tages- und Nachtzeit ist was los. Trotzdem ist der Praterstern alles andere als menschenfreundlich. Der Bahnhof ist eine kalte, sterile Stahl-Glaskonstruktion, die von vorne bis hinten auf die Überwachung seiner Besucher_innen ausgelegt ist. Über 100 Kameras sind auf dem Gelände montiert, ständig patroullieren Polizist_innen und Securities durch die Bahnhofshallen, Menschen werden grundlos perlustriert, besonders gerne dann, wenn sie nicht ins mitteleuropäische-Durchschnittsbürger-Bild passen. Sobald mensch in die Nähe des Bahnhofs kommt, stellt sich das unangenehme Gefühl ein, ständig beobachtet, von wachsamen Augen verfolgt und von Uniformierten für etwas verdächtigt zu werden, von dem mensch selbst noch nichts weiß. Es scheint fast so als würde die Stadt die ohnehin allgegenwärtige Kontrolle ihrer Bewohner_innen am Praterstern zur Perfektion bringen wollen.

Währenddessen sprechen bürgerliche Medien und Lokalpolitiker_innen von der “ewigen Problemzone Praterstern”, von einem “Eldorado für Betrunkene, Obdachlose und Gewalttäter” und fordern noch mehr Polizeipräsenz, die Vertreibung von Obdachlosen vom Platz, Alkoholverbote und was ihnen sonst gerade einfällt, um die “Sicherheit der Bürger” zu gewährleisten.

Der Praterstern gilt schon lange als “Schandfleck” im sonst so sauberen und geordneten Wien. In den 60er Jahren wurde der alte Prunk-Bahnhof aus Zeiten der Monarchie durch eines zu dieser Zeit modernes Gebäude ersetzt. Dieses wurde dann jahrzehntelang nicht saniert und wirkte immer verwahrloster. Der Bürgerlichkeit waren aber vorallem die wohnungslosen Menschen, die Drogendealer und Kleinkriminellen, die Sexarbeiterinnen und arbeitslosen Jugendlichen, die sich am Praterstern tummelten, ein Dorn im Auge. Deshalb entschlossen sich die Österreichschen Bundesbahnen, zu einer Generalsanierung, bei der der Bahnhof nicht nur von Schmutz und baufälligem Gemäuer, sondern auch gleich von den unliebsamen Besucher_innen gesäubert werden sollte.

Als im Jahr 2004 der Umbau des Praterstern begann, sprach der Architekt Albert Wimmer davon, das “Gefühl von Großzügigkeit, Übersicht und Sicherheit” vermitteln zu wollen. Die flächendeckende Überwachung des Gebäudekomplexes durch Kameras und die integrierte Polizeistation wurde durch die kurz bevorstehende Fußballeuropameisterschaft 2008, die unter anderem in Wien ausgetragen wurde, gerechtfertigt. Obwohl behauptet wurde, die Sicherheitmaßnahmen seien nur vorübergehend, blieben sie auch nach dem Sportgroßereignis bestehen und machen aus dem Praterstern ein de-facto “Gefahrengebiet”, in dem mensch ständig ohne Grund aufgehalten und kontrolliert werden kann.

Vor etwa drei Monaten wurde die Polizeipräsenz am Praterstern wiedereinmal aufgestockt, vorangetrieben durch die Boulevardmedien. Nun dürfen wir uns jedes Mal, wenn wir dahin wollen, über mehrere Uniformierte erfreuen, die den Eingang bewachen und uns unter Generalverdacht stellen.

Wir können nicht erwarten, dass sich die Situation von selbst ändert und der Staat seine uniformierten Handlanger zurückruft. Angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre nicht nur in Wien sondern in ganz Europa müssen wir eher davon ausgehen, dass sich die faschistischen Tendenzen der Exekutive noch verstärken. Deshalb sollten wir uns wehren.

Kameras sind NICHT unkaputtbar.
Lassen wir uns nichts gefallen.
Seien wir solidarisch, wenn Menschen in unserer Nähe kontrolliert werden.
Fahren wir pink.
Hören wir auf, uns ohne Widerstand überwachen zu lassen.

Denn die Stadt gehört uns allen.

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die unreflektierten panka. gute redebeiträge. echt jetzt