Spekulationen um Neonazi-Hintergrund

Erstveröffentlicht: 
11.09.2009

Spekulationen um Neonazi-Hintergrund

 

Brandursache am Freiburger KTS nicht geklärt

Nach einem Brand am autonomen Kulturzentrum in Freiburg ermittelt die Polizei noch die Ursache. Die linke Szene spricht bereits von einem Anschlag.


ALFRED WIEDEMANN


Freiburg  Die alternative Szene in Freiburg ist sich sicher: Das Feuer am autonomen Zentrum KTS in der Nacht auf Mittwoch war gelegt, ein Racheanschlag der Neonazis. "Die Brandursache ist noch unklar", sagt aber Polizeisprecher Ulrich Brecht, "die Ermittlungen laufen". Völlig abgebrannt ist ein Infostand aus Holz, der als Kassenhäuschen diente. Die Hitze ließ Glasscheiben bersten, Ruß und Löschwasser verursachten Schäden in zwei KTS-Räumen. Verletzt wurde niemand. Zur Brandursache sei noch keine gesicherte Aussage möglich, Brandstiftung, gezielt oder fahrlässig, werde nicht ausgeschlossen, sagt die Polizei.
 
"Alles deutet auf einen von Nazis verübten Brandanschlag hin", heißt es dagegen in einer Mitteilung der "Autonomen Antifa Freiburg". Im Internet forderten Neonazis seit zwei Wochen "Vergeltung" gegen das alternative Zentrum. Anlass seien Aktivitäten der Antifa gegen Rechtsextremisten: Im Juli hatte sich der NPD-Kreisverband Freiburg aufgelöst, als die Autonomen den Kreischef geoutet hatten. Zudem stammt der Tipp an die Polizei, der vor zwei Wochen zur Festnahme des mutmaßliche Bombenbastlers aus der rechten Szene in Weil am Rhein geführt hatte, ziemlich sicher von den Autonomen. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Uli Sckerl fordert deswegen Aufklärung von der Landesregierung: "Polizei und Verfassungsschutz waren entweder ahnungslos oder haben weggeschaut", der Festgenommene sei ja "kein Einzelgänger, sondern Funktionär der NPD".

Über das KTS als mögliches Anschlagsziel wurde gleich nach dem Auffliegen des mutmaßlichen Bombenbauers spekuliert. Bei dem Mann wurden Chemikalien, eine legale Kleinkaliberwaffe sowie ein illegales Sturmgewehr sichergestellt. E-Mails, von den Autonomen abgefangen, belegen, dass der 22-Jährige als Mitglied im Schützenverein offenbar doch versucht hat, legal an Großkaliber zu kommen: In Anfragen an Südbadischen Sportschützenverband und TÜV hatte er sich 2008 nach Bedingungen "zum Erwerb von Großkaliberwaffen" erkundigt. Der Verband konnte die Echtheit der Mail nicht bestätigen.
 
Der 22-Jährige ist nach wie vor in Untersuchungshaft. Ob gegen Mitbeteiligte ermittelt wird, wollte ein Sprecher der Offenburger Staatsanwaltschaft gestern nicht sagen.