Lagebericht zu den Protesten in Kiev (Ukraine)

Pressebild zu den Protesten in Kiew Anfang Dezember 2013

Der Centralplatz vor dem Regierungsgebäude, von welchem oft in den Medien zu lesen war, ist auf allen Seiten abgeriegelt. Sie haben Blockaden mit Autoreifen, Holzlatten, Stacheldraht und Schnee (vereist) errichtet. Bei den Eingängen standen vermummte Menschen und achteten drauf, dass niemand Glasflaschen mit hinein nahm. Bullen gibt’s dort keine.

 

Auf dem Platz selber gab es ca. 100 Zelte, Essen, Infomaterial, eine grosse Bühne, diverse künstlerische Bauten und nebst EU-Ukraine Flaggen gab es auch die Fahne der alten Ukrainischen Armee (Schwarz-rot-vertikal) und diverse andere. Es war schwer zu erkenen welche Fahnen von welchen Gruppierungen getragen wurden. Läden innerhalb der Barrikaden waren alle geöffnet. Die Kommunikation war auch nicht gerade einfach da kaum jemand Englisch sprach.

 

Auf den Strassen war ein kleiner Einblick in die Szene möglich, da es viele Sprayereien gab, von Anarchosymbolen über Antifa bis zu White Power, letzteres schien dominierend zu sein. Spray-Gangs hingegen schien es weniger zu geben in der Innenstadt.

 

Wir sahen zwei Demonstrationen, diese begannen genau um 24 Uhr. Es war schrecklich mitanzusehen wie ca. 100 Neo-Nazis mit White Power Fahnen und irgendeiner anderen (vielleicht Partei) Fahne durch die Strassen liefen, ohne irgendwelche Gegenwehr. Sie liefen beide Male aus den Blockaden heraus. Vorher schienen sie sich innerhalb des Platzes in mehreren kleinen Gruppen zu sammeln (erkennbar am Helm).

 

An zwei Abenden sahen wir die Nazis, welche alle mit Regenmänteln und Baustellenhelmen unterwegs waren. An vorderster Front und zu hinterst waren die Fahnenträger. Sie konnten völlig unbehelligt Sprayen und tun und lassen was sie wollten. Sie haben auch einen Polizeiwagen besprayt. Als sie wieder bei den Blockaden ankamen haben sie noch mehrere Menschen verprügelt, es war nicht erkennbar aus welchem „Grund“.

 

In der Nacht schien es allgemein so, als hätten die Nazis die Oberhand auf dem Platz. Während sich tagsüber ein doch eher offenes Bild bot, mit allen möglichen Sorten von Menschen. Alles in allem schien die Lage sehr beschissen zu sein. Offen steht ob es wirkliche Kapitalismuskritik auch dort gibt, da die Kommunikation sehr schwer war. Die Situation bleibt angespannt und für Aussenstehende sehr schwer einzuschätzen und zu beurteilen.

 

 

Dieser Text basiert ausschliesslich auf Erlebnissen, ein wenig Kommunikation und der eigenen Auffassung als Beobachter.

 

Antinationale Solidarität vorantreiben

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Bericht hätte wohl gereicht, Lagebericht scheint mir ein wenig "vorbelastet"... na was solls.

 

Ansonsten: danke dafür und bleibt vorsichtig!

 

An alle, checkt wenn ihr wollt: Tomasz Konicz "Ost oder West" zum Thema Proteste in der Ukraine.

schwarz-rot-vertikal ist die Fahne von ukrainischen ultra-nationalist*innen und nazi-kollaborateur*innen aus den zweiten weltkrieg(OUN/UPA). heute wird von nazis und mehr von autonomen nazionalist*innen benutzt. in der west-ukraine ist die symbolik noch viel weiter verbreitet, obwohl es wirklich nicht einfach sei da die extremen rechten von bürgerlichen zu unterscheiden.

 

IMHO, anstatt solche urlaubsberichte zu schreiben, setzt sich lieber mit leuten vor ort auseinander und übersetzt was.

das hier könnte euch vielleicht auch etwas helfen:

http://www.glokal.org/publikationen/mit-kolonialen-gruessen/

Das da... kann man kaum als Lagerbericht bezeichnen. Zum erstem, mangelnde Sprachkenntnisse. Es ist das gleiche, wenn man jemanden der taub ist, nach der Meinung über die Musik von Mozart fragt. Zum zweiten, hat der Verfasser des Artikels offensichtlich kein Grundwiessen über die aktuelle Ereignisse in der Ukraine, über die Vorgeschichte etc.  Und es ist schon richtig dreist und unverschämt mit solchen Worten wie "Nazis" um sich zu werfen, nur um sich selbst aufzuweten.  Die Ukrainer sind keine "Nazis". Wir lieben unser Land, unsere Geschichte, unser Kultur und unsere Sprache. Und wir wehren uns, wenn man uns das alles weg nehmen will. Wir wehren uns wenn man uns grundlos schägt und tötet. Dabei meine ich nicht nur die Geschehnisse letzten zwei Monate, sonder die ganze Zeit, seit Janokowizh mit seiner Bande an der macht ist.  

Wenn Sie einfach gelangweilt und frustriert sind, dann fahren sie demnächst lieber irgendwochin anders, irgendwochin wo warm und ruhig ist, bevor Sie falsche Informationen verbreiten.

Im übrigen, ein paar Fakten:

- zuerst wurden die Menschen vom "Berkut" (Regierungspolizeit) mit den Schlagstöcken und Füßen extra auf die Köpfe geschlagen;

- dann wurden die Wasserwerfer bei -10 - -8 Grad  angewendet;

- jetzt schießen die mit den echten Feuerwaffen auf die Menschen - es gibt tote; werfen sie absichtlich von Dächern runte - ein Mann starb dabei, andere sind verletzt;

-am meisten werden neben den Aktivisten Ärzte und Journalisten angegriffen.

-viele Leute werden entführt, sogar direkt aus dem Krankenhaus, werden brutal zusammengeschlagen und irgendwo rausgeworfen. Ein Mann wurde heute tot aufgefunden - Juryj Verbizkyj.

Das ist alles passiert. Was kommt als nächstes?

Und trotzedem stehen die Ukrainer auf dem Platz und verteidigen sich, sein Land und seine Ehre.

Sie sind keine Nazis! Sie sind Patrioten seines Landes! Sie sind Helden!