Afghanistan: Bundeswehr befiehlt Luftangriff auf Aufständische

Erstveröffentlicht: 
08.09.2013

Nach einem Angriff durch Aufständische in Afghanistan hat die Bundeswehr Luftunterstützung angefordert und das Rebellenlager bombardieren lassen. Bei einem weiteren Nato-Luftangriff im Osten des Landes wurden zehn Menschen getötet.

 

Kunduz - Auf Befehl der Bundeswehr sind im nordafghanischen Kunduz Aufständische von einem US-Jet bombardiert worden. Der Einsatz erfolgte am Samstagnachmittag Ortszeit nach einem Angriff auf einen Außenposten der afghanischen Streitkräfte bei Isa Khel, etwa 3,5 Kilometer westlich des deutschen Feldlagers.

 

Bei dem Abwurf einer Bombe durch die zur Unterstützung angeforderten Kampfflugzeuge seien vermutlich drei Aufständische getötet worden, teilte das Einsatzführungskommando der Bundeswehr am Sonntag mit, nach ersten Untersuchungen wurden keine Zivilisten getötet.

 

Vor dem Bombardement habe der Kampfjet vom Typ A-10 das Gebiet zweimal zur Warnung überflogen, aber keine Wirkung erzielt. Daher habe der zuständige deutsche Kommandeur in Kunduz schließlich die Anweisung zum Abwurf einer Bombe auf die Gruppe Aufständischer gegeben. Bei dem Einsatz seien alle Regeln und Vorschriften der internationalen Schutztruppe Isaf eingehalten worden.

 

Die Provinz Kunduz, in der sich der Angriff ereignete, gehört zum deutschen Einsatzgebiet im Norden Afghanistans. Derzeit sind noch 4400 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan stationiert. Wie der Bundeswehrsprecher betonte, waren bei dem Vorfall am Samstag keine Bundeswehrsoldaten direkt beteiligt.

 

Unterschiedliche Angaben über zivile Opfer

 

Bei einem Nato-Luftangriff im Osten Afghanistans sind derweil mindestens sechzehn Menschen getötet worden, darunter zehn Zivilisten. Ziel des Angriffs seien feindliche Kämpfer gewesen, teilte die internationale Schutztruppe in Afghanistan am Sonntag weiter mit.

 

Die Provinz Kunar im Osten des Landes an der Grenze zu Pakistan gilt als Hochburg der radikalislamischen Taliban und anderer militanter Gruppen. Zivile Opfer von Nato-Luftangriffen sorgen immer wieder für Streit und schwere Spannungen zwischen der Führung in Kabul und der Nato.

 

Zalmai Yousofi, für die Watapur-Region verantwortlich, wo sich der Luftschlag ereignete, schilderte den Angriff am Telefon so: "Die Raketen trafen einen Pick-Up, auf dem Frauen und Kinder fuhren, nachdem sechs Aufständische, darunter drei Araber, zugestiegen waren."

 

Nach Angaben von Yousofi waren unter den Opfern vier Frauen, vier Kinder und die beiden Fahrer. Bei den restlichen sechs Toten handele es sich um Taliban-Kämpfer. Der Polizeichef von Kunar, Abdul Habib Sayed Khili, bestätigte den Vorfall. Es gebe Zeugenaussagen, dass es sich dabei um den Angriff einer Drohne gehandelt habe, sagte er. Offiziell bestätigen wollte er das nicht.

 

Die Taliban hingegen bestreiten, dass es Opfer unter ihren Kämpfern gegeben habe. "Es wurden keine Mudschahidin getötet, lediglich 17 zivile Opfer, unter ihnen Frauen und Kinder", sagte Zabiullah Mojahid, Talibansprecher, SPIEGEL ONLINE.

 

Die Nato-Truppe Isaf erklärte bislang nur, es habe am Samstag in dem Gebiet einen gezielten Angriff auf Aufständische gegeben. Zehn Kämpfer seien getötet worden. Berichte über zivile Opfer lägen bislang nicht vor, hieß es in einer Erklärung. Der Vorfall würde aber genau geprüft werden.