Polizei räumt besetzte Schule an der Bärendelle in Essen

Erstveröffentlicht: 
24.07.2013

Die Besetzung der früheren Hauptschule an der Bärendelle in Frohnhausen ist beendet. Die Polizei hat das Gebäude am Morgen geräumt. Die Beamten musste einige der Besatzer dabei aus dem maroden Bau tragen. Die Mitglieder des „Plenums Bärendelle“ müssen nun mit Strafverfahren rechnen.

 

Die Polizei hat am frühen Mittwochmorgen die am Montag von einem „Plenum Bärendelle“ besetzte frühere Hauptschule in Frohnhausen geräumt. Die gute Nachricht vorab: Bei dem Einsatz ist offenbar niemand verletzt worden. Zu der Zeit, in der üblicherweise die Spezialeinsatzkräfte der Polizei ihre Klienten besuchen, bezieht die Einsatzhundertschaft inklusive Räumpanzer um sechs Uhr morgens vor dem Gebäude Stellung. Per Lautsprecher werden die Besetzer zum Verlassen der früheren Schule aufgefordert. Eine halbe Stunde lang passiert nichts. Dann stürmt die Polizei das Gebäude - gewaltsam werden die verbarrikadierten Türen aufgebrochen.

Mit "leichter Gewalt"

   
Ein Flyer vor dem besetzten Gebäude.Foto: Sebastian Konopka

Die Besatzer sind nicht überrascht - offenbar hatten sie im Vorfeld anonyme Tipps von der anstehenden Räumung bekommen. In der ersten Etage des maroden Gebäudes stoßen die Beamten auf die Gruppe - 24 Männer und zwölf Frauen, alles Erwachsene, nur eine Jugendliche ist unter den Besatzern. Das „Plenum Bärendelle“ hakt sich untereinander fest, singt Lieder. Mit „leichter Gewalt“, wie Polizeisprecher Peter Elke sagt, wird die Gruppe auseinander gebracht. Alle Besetzer werden aus dem Gebäude gebracht, einige von ihnen muss die Polizei heraustragen. Alles in allem ein Einsatz, der „glimpflich“ verläuft, wie Elke sagt. Auf der Wache werden die Personalien der Besetzer festgestellt, im Anschluss werden alle entlassen.

„Schreibt doch mal eine E-Mail“

Die Besetzer dürften in den nächsten Tagen Post bekommen: Neben den bereits bestehenden Anzeigen wegen Hausfriedensbruch ermittelt die Polizei auch wegen Sachbeschädigung. Einen der Besetzer hat die Polizei nach der Räumung kurzfristig festgenommen. Auf ihn kommt zusätzlich noch ein Verfahren wegen des Widerstands auf Vollstreckungsbeamte zu.

 

Das „Plenum Bärendelle“, das sein Anliegen nach einem nicht-kommerziellen und selbstverwalteten Kulturzentrum mit einem breiten medialen Aufgebot über eine Homepage, Twitter und Facebook gestreut hatte, hat sich am Abend vor der Räumung noch mal auf elektronischem Wege geäußert: „Hallo Stadt? - Wir waren und sind grundsätzlich Verhandlungsbereit - schreibt doch mal eine E-Mail.“ Die Post der Besatzer schließt mit diesen Worten: „Mehr Infos in Kürze - danke an alle UnterstützerInnen aus der Nachbarschaft“.

Aufgebrochene Türen, beschmierte Wände - Stadt kritisiert "Plenum Bärendelle"

"Wir sind weiterhin gesprächsbereit", betont Jeanette Kern, Sprecherin der Stadt Essen. Allerdings reiche es nicht, eine E-Mail-Adresse zu veröffentlichen und dann auf Feedback zu warten, kritisiert sie das "Plenum Bärendelle". Die Stadt habe mehrfach versucht, mit den Besetzern persönlich ins Gespräch zu kommen, am Montag mit einer großen Delegation aus Ordnungsamt, Immobilienmanagement und Polizei, am Dienstag in Form von Kulturdezernent Andreas Bomheuer - alles erfolglos. Auch die Suche nach einem inhaltlich Verantwortlichen der Besetzung war nicht von Erfolg gekrönt. Die auf Plakaten und im Internet verbreiteten Fprderungen des Plenums seien zudem inkonkret gewesen: "Man muss auch mit Inhalten kommen."

  
Protest für mehr Freiräume - ein Teddy als Symbol für die Bärendelle.Foto: Sebastian Konopka

Im Gebäude haben sich die Besetzer offenbar nicht ganz so kreativ und friedlich verhalten, wie sie es sich eigentlich auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Sprecherin Kern beklagt nach einer ersten Bestandsaufnahme aufgebrochene Türen, zerdepperte Fensterscheiben, beschmierte Wände und vermüllte Räume - nach Angaben der Stadt Spuren der letzten beiden Tage. Die beseitigen nun Kollegen der Essener Arbeit - um die Verhandlungen mit potentiellen Investoren nicht zu schmälern.

Drei potientielle Investoren für das unter Denkmalschutz stehende Gebäude

Nach Kerns Angaben laufen derzeit Gespräche mit drei möglichen Kaufinteressenten: einer Stiftung und zwei Wohnungsbaugesellschaften. Ein Investor müsste mehr als fünf Millionen Euro für eine Folgenutzung des seit zwei Jahren leeren und unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes aufbringen. Unterschrieben ist noch nichts: "Wir hoffen, dass es positiv weitergeht", sagt Kern.

Der marode Zustand der früheren Schule war aus Sicht der Stadt der Hauptgrund, das Gebäude "so schnell wie möglich" räumen zu lassen. Unter anderem seien Decken einsturzgefährdet gewesen. Dass es erneut besetzt wird, glaubt Kern nicht: "Wir gucken, dass das nicht wieder passiert." Unter anderem werden die Bauzäune erneuert, regelmäßig werde der städtische Objektschutz an der Bärendelle patroullieren. Die Tür schließt sich für das "Plenum Bärendelle" - allerdings nur räumlich, sagt Kern: "Vielleicht kommen wir ja jetzt auf eine inhaltliche Diskussion."