Hambacher Forst: Prügel-Vorwürfe gegen Polizisten

Erstveröffentlicht: 
14.06.2013

Von Drohungen, Schlägen und Gewalt ist die Rede: Die Umweltaktivisten vom Hambacher Forst haben schwere Vorwürfe gegen die Dürener Polizei im Zusammenhang mit den Festnahmen vom Dienstag erhoben. Die Polizei widerspricht. 

 

Während einer Pressekonferenz im evangelischen Gemeindezentrum Buir haben die Umweltaktivisten aus dem Hambacher Forst am Freitagmorgen ihre Vorwürfe gegen die Polizei erneuert. Während des Einsatzes am vergangenen Dienstag, so berichteten zwei der Umweltschützer, seien die Einsatzkräfte mit roher Gewalt vorgegangen. Fünf Menschen seien aus nichtigen Gründen festgenommen worden.

 

Zu Wort meldete sich auch ein dritter Campbewohner, der anonym bleiben wollte. Nach eigenen Aussagen sei er das Hauptopfer der polizeilichen Gewalt gewesen. Er habe sich am Dienstag im Wald aufgehalten, als die Polizei mit großem Aufgebot nahte. Um sich einen Überblick zu verschaffen, sei er auf einen Baum am Waldesrand geklettert. Plötzlich habe er bemerkt, dass die Polizei sich ihm von der Seite näherte. Er habe daraufhin die Flucht ergriffen, obwohl er sich nichts habe zuschulden kommen lassen.

 

Polizeieinsatz am Hambacher Forst

Die Polizisten, so der Mann weiter, hätten ihn gestellt und mit grober Gewalt behandelt. Die Rede war unter anderem von Schmerzgriffen und sehr eng angelegten Handschellen. Außerdem hätten die Einsatzkräfte ihm Mund und Nase zugehalten. „Dabei habe ich mich in keiner Weise zur Wehr gesetzt“, sagte der Mann. Die Frage, warum er verhaftet worden sei, habe ihm niemand beantwortet, obwohl er sie mehrfach gestellt habe.

 

„Mir ist schwarz vor Augen geworden, und ich habe den Polizisten auch gesagt, dass ich das Bewusstsein verliere.“

Ein Umweltaktivist

 

Er habe den Polizisten angeboten, seinen Personalausweis aus dem Camp zu holen, damit er identifiziert werden kann; dies hätten die Beamten aber abgelehnt und ihn zur Wache nach Düren gebracht. Da der Mann kein deutscher Muttersprachler ist, habe er nach einem Dolmetscher und einem Rechtsbeistand verlangt. Beides sei im verwehrt worden. Die Polizisten hätten ihm Fingerabdrücke abnehmen wollen. Dies habe er verweigert und „passiven Widerstand“ geleistet: „Ich habe niemanden angegriffen, aber ich habe meine Hände zusammengedrückt.“ Die Polizisten hätten gedroht, ihm notfalls die Finger zu brechen, um die Abdrücke nehmen zu können.

 

Wie der Aktivist weiter zu Protokoll gab, hätten ihn zwei Polizisten dann festgehalten; ein dritter habe von hinten einen Würgegriff angewandt. „Mir ist schwarz vor Augen geworden, und ich habe den Polizisten auch gesagt, dass ich das Bewusstsein verliere“, so der Umweltschützer. Daraufhin habe er einen Schlag in den Solarplexus bekommen und sei tatsächlich ohnmächtig geworden: „Wie lange weiß ich nicht, aber meiner Einschätzung nach eher für Sekunden als für Minuten.“ Als er wieder zu sich gekommen sei, hab er festgestellt, dass ihm die Fingerabdrücke abgenommen worden waren. Er sei danach in eine Zelle gebracht worden und noch am selben Abend freigekommen.

 

Massiver Polizeieinsatz im Hambacher Forst

„Der Polizei sind solche polizeilichen Handlungen zum Nachteil einer Person nicht bekannt“, sagte Polizeisprecher Ralf Meurer aus Düren auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Auch liege in diesem Zusammenhang keine Strafanzeige vor.

 

Richtig sei, dass die Polizei am Nachmittag des 11. Juni pflichtgemäß Maßnahmen gegenüber einer 45 Jahre alten Person getroffen habe, die mit einer Freiheitsentziehung einhergingen. Die strafrechtlichen Ermittlungen gegen diesen Mann dauern an, so Meurer. Über den Stand der laufenden Ermittlungen könne er keine Auskunft erteilen.

 

„Die jetzt in der Öffentlichkeit getätigten Äußerungen, die das Einschreiten der Polizei diskreditieren, werden darüber hinaus zu einer Prüfung führen müssen, ob dadurch der Anfangsverdacht für den Straftatbestand der falschen Verdächtigung gegeben sein kann“, so Meurer weiter.