Versammlung in Rothenburger Lokal in letzter Minute verhindert: Aufregung um NPD-Vorhaben

Erstveröffentlicht: 
12.03.2013

ROTHENBURG – Hat die rechtsradikale NPD nun auch das von ihr bisher weitgehend ausgeklammerte Rothenburg für die Agitation im größeren Stil auf den Schirm genommen? Eine geplante Veranstaltung konnte zwar an dem vorgesehenen Ort in der Altstadt in letzter Minute verhindert werden. Aber war es Zufall, dass ausgerechnet die Tauberstadt ausgesucht wurde?

 

Vor dem Start ins Wochenende ging Erleichterung um bei der Stadt Rothenburg, beim örtlichen Hotel- und Gaststättenverband, aber auch bei den Sicherheitskräften. Für die am Freitagabend vorgesehene Veranstaltung der rechtsradikalen NPD, zu der sich offensichtlich Prominenz von der Parteispitze auf Bundesebene einstellen wollte, wurde von dem betroffenen gastronomischen Betrieb auf Drängen von vielen Seiten der angemietete Raum wieder entzogen.


Damit hatten sich die Pläne der Partei, die Tauberstadt zu ihrem Treffpunkt machen zu wollen, zunächst zerschlagen. Freilich ging am gestrigen Nachmittag noch die bange Frage um, ob eine solche Veranstaltung in Rothenburg auch wirklich abgewendet werden kann. Bis zuletzt war nicht völlig auszuschließen, dass die Rechtsradikalen kurzerhand in ein anderes Lokal ausweichen würden.

„Wir wären auch darauf eingestellt und könnten schnell reagieren, um die Polizeikräfte vor Ort zu unterstützen,“ betonte Robert Schmitt, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mittelfranken. Die Ordnungshüter sehen sich in einem solchen Fall besonders gefordert. Wobei es ihnen ein Anliegen ist, das Recht auf Gegendemonstration und die daran Beteiligten zu schützen.

NPD-Gegner aus der Antifa-Bewegung (Antifa steht für Antifaschisten) warnen davor, mit der geplanten Veranstaltung, zu der nach ihren Informationen unter anderem der stellvertretende Bundesvorsitzende und Münchner Stadtrat Karl Richter erwartet wurde, verbinde sich eine neue Dimension. Rothenburg liege unweit des neuen Wohnorts von Alexander Neidlein, des Landesvorsitzenden von Baden-Württemberg. Er hat sich auf einem Gehöft in Gastenfelden niedergelassen, einem Ortsteil von Buch am Wald.

Auch im nichtöffentlichen Teil der jüngsten Stadtratssitzung war das Vorhaben der NPD in Rothenburg Thema. Oberbürgermeister Walter Hartl hatte sich im Vorfeld und in Absprache mit Mittelfrankens Polizeipräsident Johann Rast an besagten gastronomischen Betrieb gewandt und den Wunsch geäußert, der Veranstaltung einen Riegel vorzuschieben, berichtet Rechtsrat Michael Sommerkorn, der weitere Anfragen nicht ausschließen möchte.

Worauf das Lokal einging und die Vermietung seines Nebenzimmers rückgängig machte, wie gestern die Wirtin unserer Redaktion gegenüber bestätigte. Ein Geschäftsmann, aus früherer Zeit als NPD-Aktivist bekannt, hatte die Reservierung veranlasst. Er habe schon öfter kleine Versammlungen im Lokal abgehalten. „Das war für uns nie ein Problem,“ betont die Wirtin.

Noch im November letzten Jahres hatte der örtliche Hotel- und Gaststättenverband bezogen auf die NPD das Gastrecht in seinen Betrieben zum Thema gemacht, dann aber im Ausschuss des Verbands beschlossen, die Sache nicht so hoch zu hängen. „Die Aktualität hat uns eingeholt,“ betonte Ortsvorsitzender Manfred Meinold. Rothenburg sei ein Ort der Vielfalt, eine weltoffene Stadt und kein Platz für rechtsextreme Veranstaltungen, erklärt er in einem brandaktuellen Rundschreiben an die Betriebe in Stadt und Umland.