Normannia versteht "vehementen Protest nicht"

Vor dem Burschenschaftshaus der 'Normannia' protestierten rund 100 Demonstranten. Foto: Alex
Erstveröffentlicht: 
28.01.2013

Von Reinhard Lask

 

Rund 100 Demonstranten versammelten sich am Samstag gegen das Treffen der Deutschen Burschenschaft (DB) vor dem Haus der Heidelberger Burschenschaft "Normannia". Dort hielten rund 30 Teilnehmer von 15 Burschenschaften eine "normale Fortbildung" (Normannia) zu Themen wie "Umgang mit den Medien" oder "Die Zukunft der Deutschen in Europa" ab. Die Antifaschistische Initiative Heidelberg (AIHD) bezeichnete die Veranstaltung als "organisiertes Strategietreffen".

 

Zu den Referenten gehörten Michael Paulwitz, Mitglied im Landesvorstand der Republikaner sowie Bruno Burchhard, Alter Herr der Burschenschaft Olympia Wien. Diese war von 1961 bis 1973 verboten worden, weil Mitglieder in rechtsextremistische Anschläge in Südtirol verwickelt waren.

 

Nach einer Kundgebung auf dem Marktplatz liefen die Protestler am Mittag zum Verbindungshaus und skandierten dort Parolen wie "Sexisten, Rassisten, ekelhaft! Das ist die Deutsche Burschenschaft" oder "Schießt die Burschis auf den Mond, weil dort oben keiner wohnt." Die Deutsche Burschenschaft diskutiere über "Ariernachweise" und "nichtdeutsche Gesichtsmorphologie" als Kennzeichen für die Abstammung. Zu der Kundgebung hatten neben der AIHD auch der Deutsche Gewerkschaftsbund, IG Metall, SPD, Grüne, Bunte Linke, Piratenpartei und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes aufgerufen.

 

Michael Csaszkóczy von der AIHD bezeichnete die Teilnehmer der Tagung als "braune Soße, die sich unter dem Schloss versammelt hat." Er bedauerte, dass Oberbürgermeister Eckart Würzner im Gegensatz zur NPD-Gegenkundgebung im Oktober diesmal nicht dabei war. Das sei umso bedauerlicher, da Würzner selbst Alter Herr der Verbindung Suevia sei, die nach wie vor "freundschaftlich mit der Normannia umgehe". Von den Burschenschaftern ließ sich während der Kundgebung vor ihrem Haus niemand blicken. Nur einige Fenster waren geöffnet.

 

Aber sie fühlen sich diffamiert. Paulwitz sprach gegenüber der RNZ von "Linksfaschisten", die "traurigerweise" nun auch SPD und Gewerkschaften auf ihre Seite gezogen hätten. Zu den Vorwürfen, dass die DB für Rassismus und Antisemitismus stehe, sagte er: "Das geben wir nicht her. Daher verstehen wir diesen vehementen Protest nicht." Ein anderer Alter Herr hält die ganze Debatte um Rassismus und Antisemitismus in der Normannia und ihrem Dachverband für eine "Platzhalterdiskussion". "Die Linken suchen einen Gegner und meinen, mit uns einen gefunden zu haben", glaubt er. Natürlich spräche man auch untereinander über die Zukunft der DB und wie man die ausgetretenen Verbindungen wieder ins Boot holen könne. Daher das Ganze ein "Strategietreffen" zu nennen, sei jedoch maßlos übertrieben, sagt ein Normannia-Mitglied.


Csaszkóczy war mit der Kundgebung zufrieden. "Es ist schön, dass es in Heidelberg mittlerweile Konsens ist, dass man gemeinsam protestiert, wenn es um Nazis geht", sagte er. Es gehe bei der Demonstration jedoch nicht allein um die aktuelle Veranstaltung. Das Bündnis habe sich auf die Fahnen geschrieben, dauerhaft gegen "braunes Gedankengut" vorzugehen. Dabei sei es egal, ob es "in Springerstiefeln und Glatze oder mit Anzug, Band und Mütze" daherkomme.

 

Zwischenfälle gab es nicht. Christian Zacherle, der Leiter des Polizeireviers Heidelberg-Mitte, lobte ausdrücklich das friedliche und kooperative Verhalten der Organisatoren und Demonstranten.