Der Märtyrer und sein Erzbischof

Der ermordete katholische Pfarrer Max Josef Metzger soll nach dem Willen von Erzbischof Robert Zollitsch bald seliggesprochen werdenFoto: StZ
Erstveröffentlicht: 
09.01.2013

Seligsprechung

 

Von Heinz Siebold

 

Freiburg - Der 1944 von den Nationalsozialisten ermordete katholische Pfarrer Max Josef Metzger soll bald seliggesprochen werden, noch in der ersten Hälfte des neuen Jahres. Das gab der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch bekannt. Der am 5. Februar 1887 in Schopfheim (Kreis Lörrach) geborene Priester wurde nach den Erfahrungen im Ersten Weltkrieg bedingungsloser Pazifist. Er gründete den Friedensbund Deutscher Katholiken und engagierte sich in der ökumenischen Una-Sancta-Bewegung.

Die Nazis verhafteten Metzger mehrfach, zuletzt am 29. Juni 1943. Der Priester hatte im falschen Vertrauen einer Gestapoagentin ein demokratisches Manifest zur Weitergabe an einen schwedischen Erzbischof übergeben. Metzger wurde vom NS-Volksgerichtshof unter Roland Freisler wegen Hochverrats zum Tode verurteilt und am 17. April 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden mit dem Fallbeil hingerichtet.

Zweifelhafte Rolle des früheren Erzbischofs ist kein Thema

Im Jahre 2006 hat der derzeitige Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch das Verfahren zur Seligsprechung des von ihm als „prophetischen Märtyrer“ bezeichneten Max Metzger beim Vatikan eingeleitet. Nicht thematisiert wird in Freiburg allerdings die zweifelhafte Rolle des früheren Freiburger Erzbischofs Conrad Gröber, dem Historiker vorwerfen, sich nicht hinter den verfolgten Priester aus seiner Diözese gestellt zu haben. Conrad Gröber (1872–1948) war von 1932 an Erzbischof in Freiburg und mitbeteiligt am Abschluss des Konkordats, das der Vatikan im Juli 1933 mit der Reichsregierung Hitler abschloss.

Der im Volksmund sogenannte Braune Conrad hatte nach der Machtergreifung der Nazis am 25. April 1933 erklärt: „Wir dürfen und wir können den neuen Staat nicht ablehnen, sondern müssen ihn positiv bejahen.“ Gröber wurde Mitglied des Freundeskreises der SS und wandte sich erst wieder enttäuscht von den Nazis ab, als  diese eine Verleumdungskampagne im Rahmen des Kirchenkampfes gegen ihn eröffneten.

Ein „überschwänglicher Wolkensegler“

Als Pfarrer Max Josef Metzger 1943 in Haft saß, schrieb Gröber an dessen Rechtsanwalt, dass er Metzger für einen naiven und „überschwänglichen Wolkensegler“ halte. An den Reichsjustizminister schrieb Gröber am 16. Oktober 1943, dass er Metzgers „Verbrechen aufs Tiefste“ bedauere und dass er selber schon „unter seinen Fehlideen und wohlgemeinten, aber völlig törichten Unternehmungen gelitten“ habe. Gröber bat „um Gnade“, denn er halte Metzger „für fähig, sein Verbrechen durch den heldenhaftesten Tod an der Front zu sühnen“. Die zynischen Formulierungen stuften Gröber gewogene Historiker zunächst als taktisch gemeinte ein. Andere verwiesen darauf, dass sie durchaus in den Kontext des nationalistischen und antibolschewistischen Zeitgeistes passten, dem auch führende Kirchenmänner frönten – und mit dem kirchlichen Antisemitismus durchaus weltlichen Rassenhass befeuerten. 1941 predigte Gröber gegen die „jüdische Weltherrschaftsgier“, später aber auch gegen die Euthanasie der Nazis, und er hielt in der Endphase des Dritten Reiches seine schützende Hand über die Caritas-Mitarbeiterin Gertrud Luckner, die verfolgten Juden zur Flucht verhalf. Hatte er 1939 der Wehrmacht noch einen „gerechten Endsieg“ gewünscht, fand Gröber in einem Hirtenbrief vom 3. Oktober 1945, dass es „nur unverhältnismäßig wenige“ gewesen seien, „die mit innerer Bereitschaft oder gar mit Begeisterung dem Ruf der Waffen folgten“ und nur wenige, die „dem sogenannten ‚neuen Deutschland‘ verschrieben waren“.