Noch ist nicht klar, ob Anklage erhoben wird

Erstveröffentlicht: 
06.12.2012

Nach der versuchten Brandstiftung in einem besetzten Haus hat es in Südbaden Hausdurchsuchungen gegeben. Von Heinz Siebold

 

Freiburg. Der versuchte Brandanschlag auf ein besetztes Haus in der Freiburger Innenstadt war wohl eine Attacke von rechtsextremen Tätern. Dieser Ein­ druck verdichtet sich, nachdem die Polizei auf Anweisung der Staatsanwaltschaft Freiburg am vorigen Freitag die Wohnun­gen von vier Tatverdächtigen in Freiburg, Stegen, Kirchzarten und Sulzburg (Kreis Breisgau­-Hochschwarzwald) durchsucht hat. Die Beamten beschlagnahmten dort Computer und Mobiltelefone. Die Daten­träger werden jetzt ausgewertet, die Staats­anwaltschaft prüft danach, ob sich daraus Anhaltspunkte für weitere Ermittlungen erge­ben und ob Anklage erhoben wird oder nicht.

 

Die vier Beschuldigten aus dem Freiburger Umland stehen unter dem Verdacht, am 27. Oktober kurz vor Mitter­nacht alkoholisiert nach einem Fußballspiel des SC Freiburg das be­setzte, aber leer stehende Haus in der Gar­tenstraße 19 aufgesucht zu haben. Unklar ist noch, ob das spontan geschah oder seit längerem geplant war. Es gibt aber Hinwei­se, dass sie lautstarke Gespräche über zwei in Frage kommende Ziele geführt haben. Am Tatort habe einer aus der wohl fünfköp­figen Gruppe dann an dem einstöckigen Haus die Scheiben eingeschlagen, ein ande­rer ging hinein und stellte einen Schemel über einen Gaskocher mit zwei Flammen, dazu eine Papierblume. Er entzündete die Gasflamme, die Papierblume fing Feuer. Dass der Täter auch die Gasleitung zur Pro­panflasche angeschnitten hatte, um damit eine Explosion zu provozieren, konnte die Staatsanwaltschaft nicht bestätigen.

 

Weil  Nachbarn das Feuer schnell  ent­deckten, konnte es von der herbeigeeilten Polizei rasch gelöscht werden. Ein Brand und erst recht eine Explosion hätte auch angrenzende bewohnte Häuser gefährdet. Die Täter flohen nach der Brandstiftung, einer von ihnen nahm offenbar ein Taxi. Die Staatsanwaltschaft Freiburg prüft nun, gegen wen Anklage wegen versuchter Brandstiftung und Sachbeschädigung er­hoben wird. Die Freiburger Autonome Antifa hatte bereits am 22. November die Namen von drei Tatverdächtigen veröf­fentlicht. Darunter sei angeb­lich ein Lehrer an einer Grund­- und Hauptschule am Hochrhein, der im Freiburger Umland auch Fußballspieler und Jugendfußballtrainer sei.

 

Man habe dies zur Kenntnis genommen, sagte der Staatsanwalt Florian Rink, allerdings renne man nicht gleich los, wenn nicht belegte Behauptungen im Netz stünden. Einen „politischen Einschlag“, räumte der Staatsanwalt ein, habe die ver­suchte Brandstiftung wohl schon, vermut­lich wegen der Wahl des Objektes und auf Grund von nicht näher beschriebenen „Be­zügen“ einzelner Verdächtiger zur rechts­extremen Szene oder zumindest zu deren Gedankengut. Die Autonome Antifa, die bereits mehrfach vor der Polizei zutreffen­de Informationen recherchiert hatte, hält die Beschuldigten zwar für vermutlich nicht organisiert, sie seien ihr aber zumin­dest teilweise als gewaltbereit aufgefallen.