Zukunft des Eisenacher Burschentages weiter ungewiss

Demonstration gegen den Burschentag in Eisenach am 3. Juni 2012: Zirka 250 vorwiegend linke Jugendliche trafen sich auf dem Eisenacher Markt zu einer Kundgebung gegen den jährlich in Eisenach stattfindenden Burschentag.
Erstveröffentlicht: 
21.11.2012

Unmittelbar vor dem Sondertreffen der Deutschen Burschenschaft (DB) vom 23. bis 25. November in Stuttgart sind sämtliche verbandsinternen Unterlagen öffentlich bekannt geworden - darunter die Anträge einzelner Mitgliedsverbände. Ein Linksblog stellte sie online.

 

Eisenach/Stuttgart. Der Sonderburschentag des Dachverbandes von rund 110 Studentenverbindungen wurde anberaumt, nachdem der diesjährige Eisenacher Burschentag wegen internen Streites vorzeitig beendet worden war. Entzündet hatte sich der Zwist vor allem an der Wiederwahl von Norbert Weidner zum Schriftleiter der Burschenschaftlichen Blätter, einer Publikation der DB. Weidner muss sich zurzeit gerichtlich dafür verantworten, den von den Nazis getöteten Theologen Dietrich Bonhoeffer als "Landesverräter" bezeichnet zu haben (wir berichteten).   

Beobachter rechnen wegen der scharfen Auseinandersetzungen zwischen liberalen und rechten Vereinigungen mit einer Spaltung der DB. Für Eisenach hätte das möglicherweise die Konsequenz, dass es mit den jährlich wiederkehrenden Burschentagen seit der Wiedervereinigung Deutschlands vorbei ist. 2014 könnte das erste Ausfalljahr sein. Beim Ordnungsamt Eisenach liege jedenfalls noch kein Antrag für den Burschentag 2013 vor, schreibt die "Stuttgarter Zeitung". Auf den Ausfall deutet auch ein Antrag der Burschenschaft Redaria-Allemannia Rostock hin: Man möge beschließen, dass sich die DB bis zum Burschentag 2014 vertagt. Denn in Eisenach sei kein Kandidat gefunden worden, der die Organisation für 2013 in die Hände nimmt.   

Drei Burschenschaften droht der Auschluss
Beantragt wird ferner, DB-Chefredakteur Weidner seines Amtes zu entheben und die drei Burschenschaften Dresdensia Rugia Gießen, Raczeks Bonn und Danubia München wegen schädigenden Verhaltens aus der DB auszuschließen.   

Der spannendste Antrag kommt laut Unterlagen jedoch zum Schluss: Die Burschenschaft Hilaritas Stuttgart beantragt die Auflösung der DB. Begründung: Eine gemeinsame Zukunft könne sie in ihrer jetzigen Zusammensetzung nicht bieten. Eine "friedliche Auflösung von innen" biete eher Impulse, "um festgefahrene Strukturen und Weltbilder aufzubrechen und dem burschenschaftlichen Einheitsgedanken neuen Raum ohne Zwänge" zu geben.   

Die Initiative "Burschenschafter gegen Neonazis" geht von zwei möglichen Szenarien für den Sonderburschentag aus: Entweder werde eine Spaltung durch den Austritt weiterer liberaler Burschenschaften nach dem Burschentag vollzogen. Zurück bleibe dann "eine weit rechtsaußen positionierte DB". Oder es gebe ein "weiter so, wie bisher": Rechte Burschenschaften würden lieber ihren umstrittenen Amtsträger (Weidner, d. Red.) opfern, um liberale Burschenschaften aus finanziellen Gründen im Verband zu halten.   

Die derzeit Vorsitzende Rostocker Burschenschaft geht davon aus, in Stuttgart ihre Geschicke "erfolgreich in eine gemeinsame Zukunft zu lenken".