Burschenschaft wirft Kritiker raus

Christian Becker (Juli 2012): Vor Gericht gewonnen, aus Burschenschaft geworfen
Erstveröffentlicht: 
16.09.2012

Rechtsextremismus-Vorwürfe

 

Christian Becker hatte in den Reihen seiner eigenen Burschenschaft rechtsextreme Tendenzen ausgemacht. Er kritisierte ein Mitglied öffentlich, setzte sich damit auch vor Gericht durch. Nun wurde er hinausgeworfen.

 

Berlin - Der Gründer der Initiative "Burschenschafter gegen Rechtsextremismus", Christian Becker, ist aus seiner Studentenverbindung ausgeschlossen worden. Die Alte Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn habe ihn und ein weiteres Mitglied am Wochenende mit großer Mehrheit wegen "bundschädigenden Verhaltens" ausgeschlossen, erklärte Becker.

 

Die beiden Mitglieder hätten die Raczeks in der Öffentlichkeit als rechtsextrem dargestellt, was nicht zuträfe, habe die Begründung gelautet. Verbindungsmitglied Norbert Weidner, der den NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer als Landesverräter bezeichnet hatte, sei hingegen von der Versammlung bestätigt worden.

 

Weidner, der unter anderem Chefredakteur der "Buschenschaftlichen Blätter" ist, hatte vor einigen Monaten in einem Leserbrief erklärt, er halte das Todesurteil gegen den Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer "rein juristisch" für "gerechtfertigt". Das Amtsgericht Bonn erließ einen Strafbefehl gegen ihn, er wurde wegen Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zur Zahlung von 60 Tagessätzen zu je 40 Euro, insgesamt also 2400 Euro, verurteilt. Weidner hat gegen die Entscheidung bereits Widerspruch eingelegt.

 

Im Juli hatte Becker einen juristischen Erfolg errungen, indem das Landgericht Bonn ihm kritische Äußerungen zu Weidner erlaubt hatte. Becker darf demnach behaupten, Weidner sei "höchstwahrscheinlich einer der Köpfe der rechtsextremen Bewegung, die aus Burschenschaftern, NPD und Kameradschaften besteht", und strebe die Gründung einer "rechtsextremen Studentenpartei" an.