Arsenal Kiev Fans erneut von Nazis angegriffen

Nazi-Fußballfans von Dynamo Kiew

Am vergangenen Sonntag fand in Kiev das brisante Derby zwischen Dynamo und Arsenal Kiev statt. Das Liga-Spiel in der höchsten ukrainischen Spielklasse sollte um 19:30 Uhr beginnen. Die jungen antirassistischen und antifaschistischen Fans von Arsenal Kiev reisten gemeinsam in einem Trolleybus an und wurden in unmittelbarer Nähe der Metrostation „Luk'janovskaja“ von Nazi-Hools von Dynamo und Obolon Kiev mit Pfefferspray, Eisenstangen, Messern und Gaspistolen angegriffen. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen an denen sich bis zu 200 Menschen beteiligt haben sollen. Vorläufige Bilanz sind ein zerstörter Bus, viele leicht und zwei schwer verletzte Arsenal Fans sowie mindestens 20 Festnahmen.

 

Die Auseinandersetzungen sollen, wie eine Korrespondentin des Kommersant berichtet, um circa 18 Uhr begonnen haben. Zu dieser Zeit fuhren circa 40 junge Fans von Arsenal Kiev im Trolleybus Nr. 18 zum Liga-Spiel ihrer Mensch*schaft zum Lokalrivalen Dynamo. An der Metrostation „Luk'janovskaja“ stoppten Fans des Kiever Fußballklub „Obolon“ den Bus und provozierten die Arsenal Fans. Circa 30 von ihnen sollen ausgestiegen sein und so kam zu ersten Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen. Zu diesem Zeitpunkt stürmten aus der Metrostation ungefähr 80 Dynamo Fans, die sich, wie beteiligte Angreifer*innen bestätigen, dort bewußt versteckt gehalten hatten. Sie attackierten den Bus, zerschlugen die Fenster und sprühten Reizgas in den Bus. Die bereits in eine Auseinandersetzung mit Obolon-Hools verwickelten Arsenal Fans wurden ebenfalls angegriffen. Unbeteiligte Passant*innen waren ebenfalls betroffen.

 

Die anwesenden Sicherheitskräfte kümmerten sich nicht um die Auseinandersetzung. Nach Augenzeug*innen-Berichten schauten zwei anwesende Polizist*innen einfach nur zu. Spezialkräfte rückten erst aus, als Meldungen über eine „Massenschlägerei auf der Linie 102“ eintrafen. Den Ort des Übergriffs erreichten sie allerdings erst, als sich der Großteil der Angreifer*innen längst verzogen hatte. In den Verlautbarungen der Sicherheitskräfte ist vom Versagen der Polizei und Miliz selbstverständlich nichts zu lesen. Viel mehr wird eine verfälschende Version der Ereignisse verbeitet. So wurden die Zahlen der angegriffenen Arsenal Fans erhöht und die der angreifenden Dynamo Fans nach unten korrigiert. Die dreißig Obolon-Fans, welche die Falle erst schlossen und den Angriff durch die befreundeten Nazi-Fans von Dynamo Kiev erst ermöglicht haben, kommen in den Berichten der Polizei gar nicht erst vor. Außerdem wird behauptet, daß es sich um spontane Auseinandersetzungen der rivalisierenden Fanlager gehandelt haben soll. Das dem nicht so ist, bestätigen sowohl Augenzeugenberichte von Passant*innen, der betroffenen Arsenal-Fans als auch „stolze Siegesberichte“ der Angreifer*innen.

 

Hintergrund des Überfalls auf die anreisenden Arsenal Fans ist ihre Verweigerung sich dem nationalistischen und faschistischen Konsens anzuschließen. Viel mehr hat sich bei Arsenal eine der wenigen osteuropäischen offen antirassistischen und antifaschistische Fanszenen entwickelt. Die organisierten Fans von Dynamo und Obolon Kiev dagegen sind Nazis, auch wenn es unter ihnen vermeintlich apolitische geben soll. Mehrfach fielen sie durch Rassismus und das Zeigen faschistischer sowie nationalsozialistischer Symbole auf. Auch beim Derby am letzten Wochenende zeigten sie ein anti-antifaschistisches Banner. Die falsch ins englische übersetzte Morddrohung „Death Antifa“ bezieht sich offenbar auf den russischen Slogan „Smert' antifashistam“ (Tod den Antifaschist*innen).

 

Vadim Rabinovich, der Präsident von Arsenal Kiev, hat diesen offensichtlichen Hintergrund in einer offizielen Erklärung des Vereins bestätigt und sich mit den angegriffenen Fans seines Vereins solidarisch erklärt. Außerdem ruft er den ukrainischen Fußballverband auf sich endlich offensiv gegen Nazis zu positionieren und hart gegen die „faschistischen Banditen“ in den Stadien vorzugehen.